Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt - Michael Schenk страница 16
Kormund nickte. »Lernt daraus, Schwertmann Terwin. Ihr werdet ein paar
Narben und unangenehme Erinnerungen zurückbehalten. Aber das wird
vielleicht Eure Instinkte schärfen.«
Terwin grinste schief. »Und auch meine Ohren. Für die Worte erfahrenerer
Männer.«
Kormund nickte erneut. Terwin hatte einen Fehler gemacht, aber er war
nicht zu stolz, dies einzugestehen; eine gute Voraussetzung, dass er daraus
lernte. Wenn er künftig solche Risiken vermied und das Schicksal es gut mit
ihm meinte, könnte er als Pferdelord alt werden.
Aus dem Tal trabte Eldwin heran. Es war ihm anzusehen, dass er die letzte
Raubkralle erlegt hatte. Er blieb ihm Sattel und achtete auf die Umgebung,
während Terwin auf ein Stück Leder biss und die Männer seine schlimmsten
Wunden vernähten.
»Die Nähte sind ein wenig grob«, brummte Buldwar und säuberte die
blutverschmierte Nadel. »Aber sie werden erst einmal halten. Er sollte jedoch
nicht zu weit reiten, sonst reißen sie wieder auf. Diese verdammten Biester
haben mörderische Krallen.«
Über ihnen war ein dumpfes Grollen zu hören, und Kormund blickte auf.
Finstere Wolken zogen sich am Himmel zusammen. Es würde nicht mehr
lange dauern, und der Gewittersturm brach über sie herein.
»Eldwin, reitet zum Hammergrund und berichtet dort, was sich ereignet
hat«, entschied Kormund. »Sie sollen sich die Felle der Raubkrallen holen,
das wird sie ein wenig für das verlorene Vieh entschädigen.« Er musterte den
Verletzten nachdenklich. »Und wir bringen Terwin zu Balwins Gehöft. Der
gute Herr Dorkemunt wird sich über den Besuch freuen, und wir können
Terwin dort versorgen, bis ein Heiler nach ihm sieht.«
»In Eternas könnte sich die Hohe Frau Meowyn um ihn kümmern«, meinte
Eldwin zögernd. »Sie ist die beste Heilerin.«
»Der Weg ist zu weit für Terwin, und der Sturm wird bald da sein. Das
Gehöft könnten wir gerade noch erreichen, bevor es zu blitzen und zu hageln
beginnt.«
Sie hoben den verletzten Schwertmann auf sein Pferd und saßen auf.
Erneut spürte Kormund einen schwachen Schmerz, aber es war zu ertragen.
Erleichtert setzte er den metallenen Bodendorn der Wimpellanze in den
Köcher am Steigbügel, dann gab er den Befehl zum Aufbruch.
Sie verließen das kleine Seitental und wandten sich nach links, dem
Verlauf des Bergmassivs folgend, das sich innerhalb der Hochmark wie ein
eigenständiges Gebirge erhob und doch nur ein Teil des gewaltigen Noren-
Brak war. Sie würden an Halfars Gehöft vorbeireiten. Auch dort hätten sie
Schutz vor dem Unwetter und Hilfe für Terwin gefunden, aber Kormund
drängte es danach, seinen alten Freund Dorkemunt wiederzusehen.
Das Grollen über ihnen wurde lauter, und die ersten Regentropfen fielen.
Im Sommer waren diese Unwetter verheerend genug. Der Boden war dann
von der Sonne derart ausgetrocknet, dass er die Wassermengen, die ein
Regensturm brachte, nicht schnell genug aufnehmen konnte. Im Tal von
Eternas trat dann gelegentlich der kleine Fluss Eten über die Ufer, und immer
wieder lösten sich bei den heftigen Güssen Felsen aus den Hängen und
stürzten herab. Aber das war nichts im Vergleich zur Gewalt eines
Gewittersturms, wie er im Herbst oftmals tobte. Dabei fielen nicht nur
Regentropfen vom Himmel herab, sondern auch dicke Hagelkörner, die
Mensch und Tier verletzen und Gebäude beschädigen konnten. In der hoch
gelegenen Mark Garodems waren diese Stürme besonders berüchtigt.
Auch dieses Unwetter würde bedrohlich werden, das spürte Kormund
sofort. Schon in die ersten Regentropfen mischten sich winzige Eisbröckchen,
die wie Nadeln auf die ungeschützte Haut einstachen. »Beeilung, Männer, es
wird ein schwerer Sturm.«
Doch die anderen brauchten nicht angetrieben zu werden. Sie kannten die
Gefahren, und alle waren erleichtert, als sich endlich das kleine Tal vor ihnen
öffnete, in dem Balwins Gehöft lag.
Eigentlich wurde ein Gehöft nach seinem Besitzer genannt, aber in diesem
Falle war es anders. Denn Balwins Gehöft gehörte Nedeam, dem Ersten
Schwertmann der Hochmark, der es von seinem verstorbenen Vater
übernommen hatte. Viele Jahreswenden hatte es dem jungen Pferdelord und
seinem älteren Mentor Dorkemunt als Heimstatt gedient. Gemeinsam hatten
sie hier ein wenig Hornvieh und ihre Schafe gezüchtet, doch seitdem Nedeam
als Schwertmann Garodems in Eternas diente, bewirtschaftete sein Freund
Dorkemunt den kleinen Hof allein, auch wenn es ihm im Alter zunehmend
schwerfiel.
Der kleinwüchsige Pferdelord ließ sich das nur ungern anmerken, aber die
vielen Jahre, die er kämpfend im Sattel verbracht hatte, hatten ihre Spuren
hinterlassen.