Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt. Michael Schenk

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Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt - Michael Schenk Die Pferdelords

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      Der Junge nickte und konnte den Blick kaum von den Männern lösen, bis

      ein Ruf der Mutter ihn fortriss.

      »Es sind gute Jungs, sie kommen nach ihrer Mutter«, sagte Dorkemunt

      leise und öffnete den kleinen Schrank, in dem Brot, Käse, Trockenfrüchte und

      Fleisch aufbewahrt wurden. »Henelyn hat es nicht leicht mit ihren Kindern.

      Sie vermissen ihren Vater Kelmos, der vor Merdonan fiel.« Er lächelte und

      zuckte die Schultern. »Ah, und ich werde wohl auch meinen Teil zu dem

      Durcheinander beitragen. Frauen haben einen anderen Ordnungssinn als wir.«

      Allein konnte Dorkemunt das Gehöft nicht mehr bewirtschaften, und die

      hübsche Witwe hatte sein Angebot gerne angenommen, mit ihren Kindern zu

      ihm zu ziehen. Der Pferdelord war aus dem Alter heraus, da er schönen

      Frauen nachstellte, obwohl Henelyns Anblick einen Mann durchaus in

      Versuchung bringen konnte. Aber er konnte der kleinen Familie ein Heim

      bieten und erhielt als Gegenleistung die Unterstützung, die er benötigte. Es

      war zu gegenseitigem Vorteil, doch manchmal bereute Dorkemunt seinen

      Entschluss. Oft hörte er in der Nacht das Weinen Henelyns, die um ihren

      Mann trauerte, oder das leise Schluchzen der beiden Jungen, die ihren Vater

      vermissten. Dann fühlte der alte Pferdelord sich hilflos und verfluchte sein

      Unvermögen, den dreien ausreichend Trost zu spenden. Er versuchte in seiner

      raubeinigen Art, ihnen über den Kummer hinwegzuhelfen, hielt sie

      beschäftigt und vermittelte, was er an Wissen besaß. Gelegentlich hörte er

      dann das Lachen von Mutter oder Kindern, und das waren die Augenblicke,

      in denen er merkte, dass er ihnen doch etwas gab. Eines Tages würde sich

      Henelyn sicherlich auch wieder einem Mann öffnen können, und der kleine

      Pferdelord verspürte zwiespältige Gefühle bei diesem Gedanken.

      »Es ist ein ungewöhnlich schwerer Gewittersturm für diese Jahreszeit«,

      brummte Buldwar.

      »Und ungewöhnlich kalt ist es auch«, erwiderte Dorkemunt. »Wir werden

      einen harten Winter bekommen.«

      »Ja, die Schafe haben dicke Wolle angesetzt.« Kormund sah sich in der

      Stube um und bemerkte, dass sein Freund sich die Bettstatt im Wohnraum

      errichtet hatte. Offenbar wollte er es Mutter und Kindern möglichst bequem

      machen. Dorkemunt bemerkte den Blick des Scharführers und lächelte sanft.

      »Ich habe genug Platz, alter Freund. Zudem liege ich dort etwas näher am

      Kamin, und inzwischen weiß ich die Behaglichkeit eines wärmenden Feuers

      zu schätzen.«

      Kormund nickte verständnisvoll. »Du hättest für die Kinder einen Raum

      anbauen können.«

      »Das Haus ist gut, so wie es ist. Wehrhaft und stabil.«

      Damit hatte Dorkemunt seinem Freund alles gesagt. Sie waren Pferdelords,

      und der Schutz der Familie hatte Vorrang vor ihrer Bequemlichkeit. Ein

      Mauerdurchbruch für einen Anbau hätte das Haus geschwächt. Und ein

      zusätzliches Gebäude zu errichten, in dem er oder die Kinder schlafen

      konnten, wäre ihm niemals in den Sinn gekommen. Denn wurde das Gehöft

      angegriffen, musste die Familie versammelt sein und zusammenstehen, um

      den Feinden, seien es zweibeinige oder vierbeinige, zu begegnen.

      »Wie steht es mit deinen Vorräten, alter Freund?«, fragte Kormund.

      Dorkemunt füllte seinen Becher nach und schob den Krug zu den anderen

      hinüber. »Nehmt, Freunde. Mit Wasser verdünnter Wein. Genug, um etwas

      Geschmack auf der Zunge zu haben, aber zu wenig für einen Rausch.«

      »Er wird dennoch gehaltvoller sein als der, den man im ›Donnerhuf‹ in

      Eternas bekommt«, spottete Buldwar. »Je mehr der Schankwirt Malvin an

      Jahreswenden zulegt, desto sparsamer geht er mit den Trauben um.«

      »Nun, Dorkemunt?« Der Scharführer sah seinen Freund auffordernd an.

      Der kleine Pferdelord zuckte die Schultern. »Die letzten Jahreswenden

      waren hart, Kormund, alter Freund. Ich muss gestehen, allein hätte ich das

      Gehöft wohl nicht halten können. Aber gemeinsam mit Henelyn und ihren

      Söhnen schaffe ich es. Wir werden über den Winter kommen, Kormund, sei

      unbesorgt. Etwas Futter für das Hornvieh brauchen wir noch, aber das ist kein

      Problem. Weißt du, alter Freund, als ich noch allein war, konnte ich die Wolle

      nicht spinnen. Aber nun macht Henelyn hervorragende Fäden daraus, und du

      weißt, die bringen einen guten Preis. Nein, du brauchst dich wirklich nicht zu

      sorgen.«

      Kormund nickte erleichtert. »Ja, die letzten Jahreswenden waren sicherlich

      hart für dich.« Er beugte sich ein wenig näher zu Dorkemunt. »Etwas an

      Henelyns Blick gefällt mir nicht.«

      Der kleine Pferdelord senkte seine Stimme ebenfalls. »Es sind die grünen

      Umhänge, alter Freund. Sie war glücklich mit ihrem Mann Kelmos. Aber

      dann folgte er Garodems Banner nach Merdonan und kehrte nicht mehr

      zurück.

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