Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt. Michael Schenk
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Brandspuren gab, konnten die Elfen nicht feststellen, denn dazu war es zu
dunkel. Aber sie bezweifelten es. In diesem Raum war sicherlich nicht
gekämpft worden.
Im Hof waren Kommandos zu hören, als die Hundertschaft einrückte. Man
vernahm das Zufallen der Torflügel und die Geräusche von Männern, die auf
die Wehrmauer hasteten.
Elgeros deutete über sich und dann machten sich die beiden Führer daran,
auch noch die zwei oberen Turmebenen zu durchsuchen. Dort fiel durch die
Schießscharten genug Licht ein, sodass sie Einzelheiten der Einrichtung
erkennen konnten. Die Öffnungen in den Turmmauern waren mit Klarstein
geschlossen, der die Witterung draußen hielt und freie Sicht gewährte. Er war
von hervorragender Qualität und verzerrte nicht den Blick. Auch die
Menschen verstanden sich inzwischen darauf, feinen Quarzsand zu schmelzen
und mit Zusätzen zu versehen, sodass der durchsichtige Klarstein entstand.
Aber die Scheiben, welche sie daraus fertigten, waren dick und von Schlieren
durchzogen.
Neolaras trat an eine der Fensteröffnungen und blickte in den Hof hinunter,
während Elgeros den Raum absuchte. Er war im Lauf der Jahrtausendwenden
mit liebevollen Details versehen worden und hatte viel von seiner
ursprünglichen Zweckmäßigkeit und Kälte verloren. Der Boden aus feinen
Hölzern wies Einlegearbeiten auf, und dick gewobene Tücher in bunten
Farben und Mustern bedeckten das grobe Mauerwerk der Wände. Mehrere
zierliche Regale standen im Raum, gefüllt mit den Büchern und Schriftrollen
des Volkes. An den farbigen Bändern, mit denen sie verschlossen waren,
erkannte der Bogenführer, dass es sich überwiegend um Poesie handelte. Er
konnte das gut verstehen, denn er hatte selbst schon Wache in Niyashaar
gehalten und wusste, wie sehr es einen Elfen an diesem einsamen Ort nach
Schönheit verlangte.
Ein kleiner Schreibtisch stand auf sieben gedrechselten Beinen, sieben
Stützen, welche die Häuser der Elfen symbolisierten. Schreibzeug lag
griffbereit neben einer halb geöffneten Schriftrolle. Elgeros entrollte sie, aber
sie enthielt keinen Hinweis auf das, was hier geschehen war. Er musterte jede
Zehntellänge des Raumes, fand aber keine Anzeichen von Unordnung und
keine Brandspuren.
»Hier gibt es nichts, was das Schicksal der Besatzung aufklären könnte«,
sagte er missmutig. »Lass uns hinuntergehen und sehen, ob die anderen etwas
gefunden haben.«
Doch auch ihre Männer waren auf keine Spuren gestoßen. Das heißt,
Spuren gab es reichlich, aber keine, die das Verschwinden erklärt hätten.
Geodas, einer der Elfen, stützte sich auf seinen langen Bogen. »Wir haben die
beiden Unterkünfte durchsucht. Alles sieht danach aus, als hätten die Männer
sie gerade erst verlassen, um ihrem Tagesgeschäft nachzugehen. Was auch
geschah, es passierte am hellen Tag. Die Betten sind ordentlich gemacht, und
die persönlichen Besitztümer liegen an ihrem Platz. Nur die Männer und ihre
Waffen fehlen.«
Keodaros, ein anderer Mann, nickte. »Im Vorratshaus ist es das Gleiche,
ebenso im Gemeinschaftshaus. Dort sind die Tische für das Essen gedeckt.
Man könnte meinen, die Männer wären mitten im Mahl aufgestanden und
hätten Niyashaar verlassen. In einem der Kessel ist Essen verbrannt. Es muss
schon ein oder zwei Zehntage zurückliegen.«
»Jedenfalls haben sie den Posten nicht einfach aufgegeben. Denn in dem
Fall hätten sie Vorräte für den Marsch mitgenommen, und darauf deutet
nichts hin.«
»Und außerdem weist nichts auf einen Überfall oder eine Plünderung hin.«
Neolaras zuckte die Schultern. »Bis auf die merkwürdigen Brandmale.«
Elgeros seufzte. »Das ist eine Menge ›nichts‹.« Er hielt noch immer sein
Schwert in der Hand und schob es nun in die Scheide zurück. Als er
aufschaute, sah er die Blicke der anderen auf sich gerichtet, die offenbar eine
Entscheidung erwarteten. Auch wenn einige Elfen unter den Männern waren,
die älter und erfahrener als er selbst sein mochten, so war er doch der Führer
der Bogen und musste bestimmen, was nun zu tun war. »Nun gut, wir werden
Niyashaar besetzt halten und einen Boten zu den Häusern entsenden, der sie
über die Vorkommnisse hier unterrichtet. Die erste und zweite Zehn beziehen
Wache auf der Mauer und oben auf der Turmplattform. Eine Gruppe
überprüft das Tor, die anderen richten Niyashaar für unsere Bedürfnisse her.
Sammelt das Eigentum der verschwundenen Besatzung ein und schaut, ob
Dinge dabei sind, die wir den Familien überstellen sollten. Geodas, du teilst
die Wachen ein. Du, Keodaros, prüfst die Vorräte und bereitest ein Mahl
vor.« Er sah seinen Freund nachdenklich an. »Und du, Neolaras, wirst mich
begleiten. Ich