Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt. Michael Schenk
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt - Michael Schenk страница 23
unter ihm öffnete, sicher zu überqueren. Ein Fehltritt nur, und er würde einige
Längen in die Tiefe stürzen, direkt auf den steilen Hang, von dem aus er eine
endlose Fahrt ins Tal anträte, die er gewiss nicht lebend überstehen würde. Es
ging kaum Wind, der ihn behindert hätte, und Fuß um Fuß kam er voran.
Gelegentlich knarrte das Holz drohend, und einmal senkte sich der Balken um
eine volle Zehntellänge. Nur seine Reflexe bewahrten ihn vor dem Tod. Dann
erreichte er den zweiten Balken, dessen Auflage noch intakt war, und er
atmete erleichtert auf.
Bis er das drohende Brummen neben sich hörte.
Nendas hatte sich voll auf seine Füße und den Balken konzentriert und zu
wenig auf die Umgebung geachtet. Der Anblick des großen Pelzbeißers am
Ende der Brücke, nur wenige Schritte entfernt, überraschte ihn.
Das riesige Tier war aufgerichtet weitaus größer als ein Elf. Mit dichtem
braunen Pelz bedeckt, schien es sonst nur noch aus Muskeln, Tatzen und
einem albtraumhaften Gebiss zu bestehen.
Pelzbeißer und Elf sahen einander an, belauerten sich und warteten auf
einen Hinweis darauf, was der andere wohl beabsichtigte. Nendas überlegte,
ob er eine der elfischen Melodien anstimmen sollte, diese sanften,
zweistimmigen Folgen von Pfiffen, wie sie nur die Kehlen von Elfen oder
Zwergen erzeugen konnten. Schon oft hatten diese Klänge aggressive Tiere
beruhigt, aber dieser Pelzbeißer war auf eine Mahlzeit aus.
Dennoch begann er zu singen. Vielleicht beruhigte es den Pelzbeißer ja
doch ein wenig oder lenkte ihn zumindest ab, bis er sich auf den
entscheidenden Schuss vorbereitet hatte. Geschickt auf dem Balken
balancierend, zog Nendas mit langsamen Bewegungen den Bogen von der
Schulter, der sich einen Moment im langen Umhang des Elfen verfing, dann
aber wieder freikam. Nendas nahm einen Pfeil und legte ihn an die Sehne. Es
kam auf diesen einen entscheidenden Schuss an, das wusste der erfahrene
Krieger.
Das gewaltige Raubtier brüllte erneut, und seine feucht schimmernde Nase
schnüffelte in Nendas Richtung. Eines seiner Augen fehlte offensichtlich, das
andere wirkte dafür umso bösartiger. Der elfische Krieger überlegte, ob er auf
das verbliebene Auge schießen sollte. Das hatte Vor- und Nachteile. Wenn
der Pfeil nicht genau traf und das Gehirn des Pelzbeißers verfehlte, würde das
Tier dadurch noch rasender werden. Wurde das Auge allerdings zerstört, wäre
der Räuber vollständig geblendet. Es war zumindest einen Versuch wert.
In einen gleitenden Bewegung hob Nendas den Bogen, spannte ihn und
löste den Pfeil. Das Geschoss schnellte vor und bohrte sich in das geöffnete
Auge des Pelzbeißers.
So rasch der Schuss auch erfolgt war, das Ungetüm hatte sich unmerklich
bewegt, und der Pfeil durchschlug Auge und Augenhöhle, ohne das Gehirn zu
treffen. Stattdessen trat er seitlich wieder aus und zerfetzte dabei ein Ohr.
Der Pelzbeißer brüllte schmerzerfüllt auf, stellte sich auf die Hinterbeine
und schlug blind mit seinen Pranken in Nendas’ Richtung. Dabei verlor er den
Halt und kippte vornüber. Nendas erkannte entsetzt, dass der schwere Körper
auf den Balken prallen würde, auf dem er selber stand, und instinktiv
versuchte er nach hinten auszuweichen, doch es war zu spät.
Das Raubtier schlug wuchtig auf den Balken, der unter dem Gewicht des
tobenden Tieres nachgab.
Nendas hörte das krachende Splittern, mit dem das Holz brach. Er ruderte
hilflos mit den Armen und spürte, wie der Boden unter ihm nachgab. Für
wenige Augenblicke fühlte er, wie die Luft an ihm vorbeistrich, und er war
überrascht, wie gleichgültig ihn das Sterben ließ. Den Aufprall spürte er
kaum.
Staub wallte auf, als die beiden Körper den steilen Hang hinab in die Tiefe
stürzten und dann, auf seltsame Weise im Tode vereint, am Fuß des
Steilhangs liegen blieben.
Die Botschaft von Niyashaar würde die Häuser der Elfen nicht mehr
erreichen.
Kapitel 5
Die Nachricht vom Erscheinen der Elfen in der Hochmark eilte der Gruppe
und Kormund voraus. Der erfahrene Scharführer hatte Buldwar losgeschickt,
damit der ungewöhnliche Besuch in Eternas gebührend empfangen werden
konnte. Mit seinem Pferd würde der Schwertmann weitaus schneller dort
anlangen als die Gruppe der Elfen.
Kormund ritt mit seinem Wimpel an der Spitze wie ein Bote, der die
Ankunft eines bedeutsamen Mannes verkündete. In der elfischen Gruppe
befanden sich gleich mehrere wichtige und hochgestellte Persönlichkeiten.
Elodarion-olud-Elodarion, der Älteste des Hauses Elodarion, Jalan-olud-
Deshay,