Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt. Michael Schenk

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Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt - Michael Schenk Die Pferdelords

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zu halten. Er setzte Fuß vor Fuß, um den Abgrund, der sich

      unter ihm öffnete, sicher zu überqueren. Ein Fehltritt nur, und er würde einige

      Längen in die Tiefe stürzen, direkt auf den steilen Hang, von dem aus er eine

      endlose Fahrt ins Tal anträte, die er gewiss nicht lebend überstehen würde. Es

      ging kaum Wind, der ihn behindert hätte, und Fuß um Fuß kam er voran.

      Gelegentlich knarrte das Holz drohend, und einmal senkte sich der Balken um

      eine volle Zehntellänge. Nur seine Reflexe bewahrten ihn vor dem Tod. Dann

      erreichte er den zweiten Balken, dessen Auflage noch intakt war, und er

      atmete erleichtert auf.

      Bis er das drohende Brummen neben sich hörte.

      Nendas hatte sich voll auf seine Füße und den Balken konzentriert und zu

      wenig auf die Umgebung geachtet. Der Anblick des großen Pelzbeißers am

      Ende der Brücke, nur wenige Schritte entfernt, überraschte ihn.

      Das riesige Tier war aufgerichtet weitaus größer als ein Elf. Mit dichtem

      braunen Pelz bedeckt, schien es sonst nur noch aus Muskeln, Tatzen und

      einem albtraumhaften Gebiss zu bestehen.

      Pelzbeißer und Elf sahen einander an, belauerten sich und warteten auf

      einen Hinweis darauf, was der andere wohl beabsichtigte. Nendas überlegte,

      ob er eine der elfischen Melodien anstimmen sollte, diese sanften,

      zweistimmigen Folgen von Pfiffen, wie sie nur die Kehlen von Elfen oder

      Zwergen erzeugen konnten. Schon oft hatten diese Klänge aggressive Tiere

      beruhigt, aber dieser Pelzbeißer war auf eine Mahlzeit aus.

      Dennoch begann er zu singen. Vielleicht beruhigte es den Pelzbeißer ja

      doch ein wenig oder lenkte ihn zumindest ab, bis er sich auf den

      entscheidenden Schuss vorbereitet hatte. Geschickt auf dem Balken

      balancierend, zog Nendas mit langsamen Bewegungen den Bogen von der

      Schulter, der sich einen Moment im langen Umhang des Elfen verfing, dann

      aber wieder freikam. Nendas nahm einen Pfeil und legte ihn an die Sehne. Es

      kam auf diesen einen entscheidenden Schuss an, das wusste der erfahrene

      Krieger.

      Das gewaltige Raubtier brüllte erneut, und seine feucht schimmernde Nase

      schnüffelte in Nendas Richtung. Eines seiner Augen fehlte offensichtlich, das

      andere wirkte dafür umso bösartiger. Der elfische Krieger überlegte, ob er auf

      das verbliebene Auge schießen sollte. Das hatte Vor- und Nachteile. Wenn

      der Pfeil nicht genau traf und das Gehirn des Pelzbeißers verfehlte, würde das

      Tier dadurch noch rasender werden. Wurde das Auge allerdings zerstört, wäre

      der Räuber vollständig geblendet. Es war zumindest einen Versuch wert.

      In einen gleitenden Bewegung hob Nendas den Bogen, spannte ihn und

      löste den Pfeil. Das Geschoss schnellte vor und bohrte sich in das geöffnete

      Auge des Pelzbeißers.

      So rasch der Schuss auch erfolgt war, das Ungetüm hatte sich unmerklich

      bewegt, und der Pfeil durchschlug Auge und Augenhöhle, ohne das Gehirn zu

      treffen. Stattdessen trat er seitlich wieder aus und zerfetzte dabei ein Ohr.

      Der Pelzbeißer brüllte schmerzerfüllt auf, stellte sich auf die Hinterbeine

      und schlug blind mit seinen Pranken in Nendas’ Richtung. Dabei verlor er den

      Halt und kippte vornüber. Nendas erkannte entsetzt, dass der schwere Körper

      auf den Balken prallen würde, auf dem er selber stand, und instinktiv

      versuchte er nach hinten auszuweichen, doch es war zu spät.

      Das Raubtier schlug wuchtig auf den Balken, der unter dem Gewicht des

      tobenden Tieres nachgab.

      Nendas hörte das krachende Splittern, mit dem das Holz brach. Er ruderte

      hilflos mit den Armen und spürte, wie der Boden unter ihm nachgab. Für

      wenige Augenblicke fühlte er, wie die Luft an ihm vorbeistrich, und er war

      überrascht, wie gleichgültig ihn das Sterben ließ. Den Aufprall spürte er

      kaum.

      Staub wallte auf, als die beiden Körper den steilen Hang hinab in die Tiefe

      stürzten und dann, auf seltsame Weise im Tode vereint, am Fuß des

      Steilhangs liegen blieben.

      Die Botschaft von Niyashaar würde die Häuser der Elfen nicht mehr

      erreichen.

      Kapitel 5

      Die Nachricht vom Erscheinen der Elfen in der Hochmark eilte der Gruppe

      und Kormund voraus. Der erfahrene Scharführer hatte Buldwar losgeschickt,

      damit der ungewöhnliche Besuch in Eternas gebührend empfangen werden

      konnte. Mit seinem Pferd würde der Schwertmann weitaus schneller dort

      anlangen als die Gruppe der Elfen.

      Kormund ritt mit seinem Wimpel an der Spitze wie ein Bote, der die

      Ankunft eines bedeutsamen Mannes verkündete. In der elfischen Gruppe

      befanden sich gleich mehrere wichtige und hochgestellte Persönlichkeiten.

      Elodarion-olud-Elodarion, der Älteste des Hauses Elodarion, Jalan-olud-

      Deshay,

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