Dschungeltanz. Aurel Levy

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Dschungeltanz - Aurel Levy

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soweit wollen wir gar nicht gehen.« Prangishvili lächelte. »Haben Sie stattdessen versucht, sich an eine der Situationen zurückzuerinnern, in denen Sie so heftig reagiert haben?«

      »Sie meinen die Blutabnahme bei meiner Einstellungsuntersuchung?«

      »Zum Beispiel.«

      »Ja, aber das hat nichts gebracht.«

      »Das dachte ich mir«. Sie legte den Computer zur Seite. »Herr Hentschel, ich muss gestehen, Sie sind ein sehr, sehr spezieller Fall.«

      Na, Bravo, Glückwunsch!

      In meiner Verlegenheit griff ich nach der bereits leeren Kaffeetasse.

      »Oder sagen wir besser: nicht-klassisch. Menschen mit einer klassischen Blut- und Spritzenphobie haben richtiggehend Angst davor, mit diesen Dingen konfrontiert zu werden. Deshalb versuchen sie proaktiv, diese Konfrontation zu vermeiden. Der therapeutische Ansatz sieht folglich so aus, dass man die Patienten unter Begleitung den für sie unangenehmen Situationen aussetzt. Schritt für Schritt steigert der Therapeut die Intensität der Exposition. Man fängt beispielsweise mit Fotos von Verletzungen an, nimmt Spritzen in die Hand, sieht bei einer Blutabnahme zu, bis der Patient sich irgendwann selbst Blut abnehmen lässt. Der Patient spricht über seine Ängste und«, Prangishvili zeichnete Anführungsstriche in die Luft, »gewöhnt sich an diesen Zustand und lernt so, die Situation zu kontrollieren. In den meisten Fällen funktioniert das.«

      »Bei mir aber nicht?«

      »Wie schon gesagt, sie sind ein nicht-klassischer Fall. Sie reagieren zwar auf Blut, aber eher spontan. Und sie reagieren nur physisch, ohne die sonst üblichen Angstzustände.«

      »Klingt nicht so toll.«

      »Ich habe ihre Situation mit einem norwegischen Kollegen besprochen. Ein emeritierter Professor aus Bergen. Ihm sind in seiner Laufbahn zwei ähnliche Fälle untergekommen. Er hat damals den Begriff maskierte Phobie geprägt. Patienten mit maskierten Phobien fehlt das Angstgefühl, sie erleiden aber sehr wohl die begleitenden, körperlichen Auswirkungen wie Übelkeit oder im Extremfall sogar Ohnmachtsanfälle. Äußerst selten, in ihrem Fall aber nicht auszuschließen.«

      »Das heißt, ich habe eigentlich Angst, spüre sie aber nicht?«

      »So ähnlich. Sie können das mit einem Schockzustand vergleichen. Menschen verlieren bei einem Unfall einen Arm oder ein Bein und verspüren keinerlei Schmerzen. Dennoch reagiert ihr Körper auf den Blutverlust. Insofern lohnt es sich, den klassischen Weg weiterzugehen. Zusätzlich würde ich – ihr Einverständnis voraussetzend – gerne ein paar unkonventionelle Methoden ausprobieren.«

      »Unkonventionell?«

      Prangishvili lächelte und sagte: »Keine Sorge, nichts Unanständiges. Aber Sie machen mir einen stabilen Eindruck. Hat man Sie schon mal hypnotisiert?«

      »Nicht, dass ich wüsste.«

      »Gut, dann sollten wir es versuchen. Das mache allerdings nicht ich, sondern eine Kollegin.« Sie griff nach ihrem Tablet und wischte mit dem Finger über den Bildschirm, als ob sie mit Fingerfarben malte. »Mal sehen, ob wir Sie nächste Woche unterkriegen. Wir haben unsere Terminkalender verlinkt, so dass wir ... warten Sie ... wie wäre es mit Mittwoch, nächster Woche, achtzehn Uhr dreißig? Da haben Sie das Nachmittags-Tief hinter sich und schlafen mir nicht ein.«

      »Super.«

      »Ich schicke Ihnen den Termin an Ihre Mail-Adresse. Und wir beide treffen uns im Anschluss bei mir in der Uni. Ich bringe Ihnen ein paar hübsche Exponate aus der Gerichtsmedizin mit und wir verkabeln Sie. Dann sehen wir uns an, wie sich Gehirnaktivität und Kreislaufwerte entwickeln.«

      »Okay. Ich bin gespannt.«

      Frau Doktor stand auf. »Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Hentschel. Wir kriegen Sie schon so weit, dass sie Medizin studieren können. Jedenfalls sollte es nicht an Ihrer Blut-Phobie scheitern.«

      Sie lachte und begleitete mich zur Tür, wo wir uns verabschiedeten. Mir war nicht klar, wie sie es schaffte, aber nach jeder Sitzung ging ich mit einem guten Gefühl, ja beinahe euphorisch nach Hause. Und freute mich auf den nächsten Termin.

      Voller Zuversicht trabte ich die Treppen der Villa hinab und überquerte die Strecke zum Tor. Ich hielt die Klinke des schmiedeeisernen Gartentors bereits in der Hand.

      »Ach, Herr Hentschel?«

      Ich drehte mich um. »Ja?«

      »Sie sind mir noch eine Antwort schuldig.«

      VIER

      »Du wolltest was? Mit ihr Liebe machen?« Benny ließ seinen Löffel zurück in den Reis sinken und stand auf. Grinsend ging er um Jil herum, die am Kopfende unseres Esszimmertisches saß, und beugte sich zu mir herab. Ungeachtet der Tatsache, dass ich gerade eine Gabel Curry in den Mund geschoben hatte, nahm er meinen Kopf zwischen seine Hände und wollte mich auf die Stirn zu küssen.

      »Topsi, ich bin sowas von stolz auf dich. Möchtest eiskalt deine Therapeutin aufs Kreuz legen!«

      Ich schob ihn weg. »So ein Quatsch! Wie oft soll ich es dir noch erklären? Ich habe nur gesagt, dass sie für ihr Alter recht passabel aussieht. Deswegen muss ich nicht gleich mit ihr ins Bett wollen.«

      »Aber schaden würde es nicht! Da könntest du sicher noch was lernen.« Benny breitete die Arme aus wie ein Prediger und sagte in getragenem Tonfall: »Schon bei Lukas heißt es: Die brachliegenden Felder sollt ihr mit eurer Pflugschar bestellen und ihr werdet reiche Ernte halten.«

      »Komm, hau doch ab!«

      »Jetzt lass die Topsi in Ruhe!« Jil verzog das olivbraune Gesicht. »Ick finde es toll, dass er sie attractive findet. Warum dürfen immer nur die Frauen mit zwanzig gut aussehen? Ick werde mick freuen, wenn ick vierzig bin und eine junge Typ findet mick super!«

      »Ich habe ihr das nicht gesagt.«

      Jil winkte ab. »Eine Frau merkt das, wenn eine Mann sie sexy findet, glaube mick. Aber das ist okay so.« Sie wandte sich an Benny. »Was heißt actually auf die Kreuz legen? Does it mean buumsen?« Jil kicherte in die vorgehaltene Hand. »Ihr Deutschen habt so lustige Worte.«

      Benny streckte ihr den Daumen entgegen. »Dafür, dass du erst seit acht Wochen hier bist, begreifst du ganz schön viel. Fehlt nur, dass wir dein Praxissemester mit Leben füllen. Weißt schon, Praxis und so.«

      Es dauerte einen Augenblick bis Jil begriff. Sie wollte ihm auf den Arm klatschen, doch Benny hatte ihre lange Leitung genutzt und war vorsorglich zurückgesprungen. Jil drohte ihm mit der Gabel. »Du, werd mal nicht freck, du. Ick kann immer nock die Zimmer bei die Rote-Kreuz-Schwestern bekommen, wenn ick will. Ick erzähl denen einfack was von sexual harassment und so. Dann du kannst sehen, wer dir kockt eine so leckere Curry. Bitterly weinen wirst du!«

      Und damit hatte sie recht. Jil war echt ein Zugewinn für unsere WG. Nicht nur, weil sie unglaublich lecker kochte und coole indische Musik laufen ließ. Jil kam zwar aus Atlanta, ihr Vater aber war gebürtiger Engländer. Und von dem hatte sie den Humor.

      »Sag mal, Benny, heute Morgen habe ick in die bathroom eine blonde Frau getroffen, die war schon mal zu Besuck, right?«

      »Klar.

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