Dschungeltanz. Aurel Levy
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Die Masche funktionierte, Benny wurde ungeduldig. »Und?«
»Ock, nickts.«
»Was soll das heißen, nichts?«
»Is it was Ernstes?« Jil sah Benny an und hielt sich mit der Gabel abwechselnd mal das eine, mal das andere Auge zu.
»Nicht direkt. Sagen wir mal, sie ist zurzeit meine feste Freie.«
»Lass mick raten, das bedeutet bei dir: Wenn sick keine andere findet, gibst du ihr eine Anruf?«
Ich war gespannt, was Benny antworten würde. Meines Erachtens hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Doch Benny schob sich einen weiteren Löffel Butter-Chicken in den Mund.
»Na, dann ist es ganz good, dass wir ein biscken miteinander gesprocken haben.«
»Über Kamasutra?«
»Pah, du spinnst dock! Ick habe ihr bloß gesagt, dass ick freue mick, in der Fruh mal eine vertraute Gesickt neben mick zu sehen.«
Benny sah auf. »Danke, Jil. Prima gemacht. Jetzt denkt sie, dass ich jeden Tag ne Neue ins Bett zerre.«
»Ja und? Ist dock von die Wahrheit nickt so weit weg, right?«
Benny legte seine Gabel in den Teller und setzte seine Super-Unschulds-Miene auf. Aus Erfahrung wusste ich, dass Frauen diesem Bernhardiner-Blick keine zehn Sekunden standhielten.
»Ich kann nichts dafür, dass ich mich schon sehr früh für Mädchen interessiert habe. Das liegt mir im Blut. Und wenn du von allen Seiten zu hören bekommst, dass du etwas außergewöhnlich gut kannst, dann motiviert dich das natürlich.« Benny kippelte mit dem Stuhl vor und zurück und drückte seine Brust raus. »Außerdem ist das evolutiv betrachtet ein völlig korrektes Verhalten. Seit unsere Vorfahren runter vom Baum und rein in die Höhle ...«
»Naa, Benny, nicht schon wieder Höhle.« Ich hob beide Hände abwehrend in die Höhe. »Ich kanns echt nicht mehr hören. Sei so lieb und erzähl Jil deine Theorie wann anders.«
Benny stutzte. Dann fuhr er fort: »Aber Fakt ist doch: Ich hab halt früher als die meisten kapiert, dass das Ding zu mehr gut ist, als nur um Pusteblumen wegzustrullern.«
Er stand auf und versuchte, sich Kasimir zu schnappen, der auf dem Weg in Richtung Couch war. Gerade als Benny zupacken wollte, drehte sich der Kater blitzschnell um und verpasste Benny mit ausgefahrenen Krallen fauchend eine Rechte.
»Ho, ho, ho – ruhig, Fury!« Benny zog seine Hände zurück. »Schon gut, Alter, alles cool.« Benny betrachtete das blutige Tribal auf seinem Unterarm.
»Du brauckst dick gar nickt darüber zu wundern«. Jil war aufgestanden und ging zu Kasimir. Der ließ sich von Jil ohne Widerstand hochheben und schmiegte sich an ihren Hals. Sein Schnurren war so regelmäßig wie das Rattern einer Singer-Nähmaschine.
»Nack allem, was du mit ihm gemackt hast.«
Meine schlimmsten Befürchtungen bezüglich Benny und dem Kater waren Wirklichkeit geworden. Und es gab keinen Zweifel, Kasimir kam seit dem Tag des Showdowns deutlich breitbeiniger daher. Zumindest, wenn er sich beobachtet fühlte. Wie ein Cowboy, dem man das Pferd unter dem Hintern zusammengeschossen hatte. Und an diesem Handicap war ich nicht gänzlich unbeteiligt.
Kasimir ist ein Kartäuser. Sozusagen der Aston Martin unter den Hauskatzen. Groß, gut gebaut, markanter Unterkiefer. Seidiges, dunkelgraues Fell mit Blaustich. Was Edles halt. Meine Großmutter, die sich zeitlebens von Hirsebrei und abgelaufenem Joghurt ernährte – Gott habe die alte Dame selig – ließ nicht die geringsten Zweifel aufkommen, dass Kasi etwas Besonderes war. Mieze bekam jeden Tag frisch geschabtes Fleisch – Rinderhüfte aufwärts. Einmal die Woche gab es lecker Thunfisch vom Fischhändler. Selbstverständlich in Sushiqualität. Nun hatte ich das Erbe angetreten und war laut Testament verpflichtet, Kasimir bis zu seinem Ableben zu hegen und pflegen. Von Sushi-Qualität stand nichts. Folglich hatte ich sinngemäß zu ihm gesagt: »Kasimir, mein Freund und Kupferstecher, möge der Wind der Globalisierung auch an dir nicht unbemerkt vorbeistreichen. Erbe hin oder her – wir alle müssen den Gürtel enger schnallen.«
Nein, nicht nur des Geldes wegen. Thunfisch in Sushiqualität ist vom Aussterben bedroht. Davon abgesehen ist eine reine Eiweißdiät für Katzen ungesund. Wenn eine Katze in der freien Wildbahn eine Maus zur Strecke bringt, vertilgt sie diese Maus komplett. Und da sich Mäuse vegetarisch ernähren, also quasi vollgestopft mit Kohlehydraten und Ballaststoffen sind, ist eine Mäusediät ziemlich ausgewogen. Der Plan war: allwöchentlich eine reine Fleischmahlzeit durch ein gesamtheitliches Katzenfertigfutter aus der Dose zu ersetzen. IAMS Adult 1+ mit viel Huhn in Sauce, laut Stiftung Warentest die Königin unter den Feuchtfuttern und mit 2 Euro 77 pro Tagesration nicht eben billig. Um es kurz zu machen: Das Stimmungsbarometer in unserer WG sank beträchtlich. An den Feuchtfutter-Tagen wurde Kasi übellaunig und zickig, streckenweise unberechenbar. Außerdem begann er, willkürlich Gegenstände in der Wohnung zu markieren. Männliche Katzen tun das, indem sie ein Bein heben, das Gesicht verziehen wie Bruce Willis in Die Hard und unter offenbar größten Schmerzen eine übelriechende Flüssigkeit herauspressen.
Das ganze Haus roch zunehmend nach Katzenpuff. Eines Abends – ich war ausgeflogen – saß Benny vor dem Fernseher und schaute Two and a Half Men. Kasimir hüpfte aufs Sofa, weiter auf Bennys Bauch und kündigte durch intensives Pfotentreten an, dass er im Begriff war, sich niederzulassen. Benny – abgelenkt durch Charlie Sheen und seinen Spezi – wollte Kasimir streicheln. Kasimir wollte sich in Bennys Hand verbeißen und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Benny schrie auf und schüttelte den grauen Teufel ab, der daraufhin unsanft zu Boden plumpste. Kasimir – stocksauer ob der groben Abfuhr – guckte, ob Benny ihm zusah, und marschierte mit aufgestelltem Schwanz zu Bennys geöffneter Unitasche. Dort hob er das Bein.
Das hätte er nicht tun dürfen. Benny brüllte und schmiss den leeren Pizzakarton nach dem Kater. Zu spät. Bennys feine Kalbledertasche würde nie wieder dieselbe sein.
Von Hauskatern kann man halten, was man mag, aber sie gehören kastriert. Diese Erkenntnis hatte nun ihren Weg zu Benny gefunden. Und da mein Kumpel selbst um halb elf abends nicht lange fackelt, rief er in der Tierklinik an und ließ sich für den nächsten Vormittag einen Termin geben.
»Topsi, dein Telefon«, riss mich genau dieser Kumpel aus meinen Gedanken.
»Wer?«
»Dein Telefon. Sollen wir uns das Biene-Maja-Gedudel noch ein bisschen anhören oder gehst du dran?«
»Nee, gib her.«
»Wie wärs, wenn du dir selber in die Hosentasche greifst? Ich komme von hier aus nämlich schlecht hin.«
»Okaaaay.« Kurz vor der letzten Klingelwelle hielt ich mein Telefon in der Hand. »Horst Hentschel.«
»Hallo Topsi, hier ist Kai.«
Ich überlegte fieberhaft, woher ich diese Stimme kannte. Mit einem Mal machte es Klick. »Servus Kai, wie gehts dir?«
»Ich kann nicht genug klagen, danke der Nachfrage. Und dir?«
»Brillant! Bin auf dem direkten Weg in Richtung Millionär.«
»Dann kann ja nichts mehr anbrennen. Hör mal, Topsi, wir hatten darüber gesprochen, dass du mit auf Tour kommst, wenn es passt. Ich hab