Blutgefährtin 3. Thomas M Hoffmann

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Blutgefährtin 3 - Thomas M Hoffmann

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style="font-size:15px;">       Langsam schleiche ich durch die Straßen der menschenleeren Stadt. Alle meine Sinne sind aufs Äußerste gespannt. Ein leises Grollen rollt durch meine Kehle. Ich werde meine Beute finden, daran gibt es keinerlei Zweifel. Witternd bleibe ich stehen. Da! Ein Duft steigt mir in die Nase, der köstliche Duft einer warmen, pulsierenden Blutader. Doch der Duft verrät mir noch mehr. Mein Opfer hat Angst, Todesangst. Erwartungsvoll öffne ich meinen Mund, meine Eckzähne sind voll ausgefahren.

       Mein Opfer hat vollkommen Recht, Angst zu haben. Denn ich habe Durst, schrecklichen Durst. Deshalb bin ich ja auch auf der Jagd. Aber nicht nur deswegen. Die Jagd lässt mich das Leben in mir spüren, die Kraft, die Anspannung. Die Jagd ist Freude pur und hat nur ein Ziel. Da! Diesmal höre ich ein leises Knirschen von rechts, mein Opfer versucht, sich davonzuschleichen. Oh, es will leise sein, aber ich bin nicht umsonst das gefährlichste Raubtier auf Erden.

       Ich bin scheinbar erstarrt, meine Augen suchen die Wand des verfallen aussehenden Hauses ab. Die Hälfte der Fenster ist zerbrochen, aus einem weht eine dunkel schmutzige Gardine im leichten Wind. Entlang der Wand stehen alte Müllcontainer, die mit irgendwelchem Schrott gefüllt sind. In diesem Augenblick sehe ich einen huschenden Schatten zwischen zwei Container. Sofort setze ich mich in Bewegung. Ich mache mir nicht die Mühe, die Container zu umrunden, ich springe einfach darüber hinweg. Hinter dem Container wirbele ich zu meiner Beute herum.

       Es ist eine Frau, die jetzt begriffen hat, dass ich sie längst entdeckt habe. Sie rennt, wie nur jemand rennen kann, der weiß, dass er kurz davor steht zu sterben. Mein Mund verzieht sich zu einem verächtlichen Lächeln. Sie versucht, in die enge Gasse zwischen zwei Häusern zu gelangen, mich abzuhängen, indem sie sich in irgendwelchen dunklen Ecken verkriecht. Dabei ist sie doch nur ein Mensch, ein lächerlicher Mensch. Ich lasse sie Hoffnung schöpfen, indem ich nicht sofort los jage. Sie nähert sich der Ecke, streckt sich danach aus, will sich hineinwerfen, um mir zu entkommen. Aber sie hat keine Chance. Im richtigen Augenblick springe ich los und lande auf ihrem Rücken.

       Wir stürzen gemeinsam zu Boden, aber ich habe die volle Kontrolle. Von hinten schlage ich meine Zähne in ihren Hals, ihr köstliches Blut fließt mir in die Kehle, ihr Leben erfüllt mich, voller Hast trinke ich. Mehr, immer mehr, ich brauche mehr. Zuerst versucht sich mein Opfer noch zu wehren, doch sie hat wohl begriffen, dass es vorbei ist, die Gegenwehr erlahmt zusehends. Das dämpft meine Hast, reizt nicht mehr meine Gier. Ich will jetzt alles nehmen, was sie hat, aber ich will es genießen, ich will sie langsam aussaugen, gemütlich, jeden Schluck einzeln meine Kehle hinunterrinnen lassen. Dazu ist die Position, in der ich sie halte, zu unbequem. Ich muss sie herumdrehen, um einen besseren Winkel für ihre Halsschlagader zu haben. Also löse ich meinen Mund und lecke über die Wunde, damit sie sich schließt. Die Frau ist nur noch ein schlaffes Bündel, als ich sie umdrehe, der Kopf ist nach hinten gefallen. Aber sie lebt noch. Gerade will ich mich wieder in ihre Ader verbeißen, da hebt sie ein letztes Mal ihren Kopf.

       Und ich blicke in die gebrochenen Augen von Catherine.

      «Catherine!»

      Mit einem Aufschrei schrecke ich hoch und will nach ihr greifen, sie umarmen, sie schützen, aber meine Hände greifen ins Leere. Verwirrt sehe ich mich um. Ich liege im Bett unseres Schlafzimmers, der große Kleiderschrank mit dem jetzt so nutzlosen Spiegel ist in der Dämmerung gerade so eben zu erkennen. In meinem Mund spüre ich noch den Geschmack des Blutes, in meinen Adern pulsiert noch die Erregung der Jagd. Neben mir regt sich Pierre.

      «Schatz?» murmelt er mit müder Stimme.

      Tief Luft holend lege ich meine Hand auf seine Schulter und drücke ihn nach unten, als er sich gerade aufrichten will.

      «Nichts, es ist nichts, Liebster. Nur ein Traum. Schlaf weiter.»

      Dann lege ich mich selber wieder hin und kuschele mich an meinen Ehemann. Er legt seinen Arm um mich, zieht mich näher, so dass mein Kopf auf seiner Schulter zu liegen kommt. Danach murmelt er noch ein paar unverständliche Worte. Nach ein paar Augenblicken zeigen mir seine gleichmäßigen Atemzüge, dass er bereits wieder eingeschlafen ist, vermutlich war er gar nicht richtig wach.

      Ich vermag nicht, wieder einzuschlafen. Der Traum steckt mir noch in meinen Knochen, ganz deutlich steht mir diese Jagd vor den Augen, in der ich empfunden habe wie ein Raubtier, gehandelt und gedacht habe wie ein Raubtier. Menschen oder Menschlichkeit waren mir egal gewesen. Aber das schlimmste ist, dass ich tatsächlich ein Raubtier bin. Das schrecklichste Raubtier der Erde, fähig selbst die stärksten Männer mit einer Handbewegung zu töten.

      Das habe ich schon gemacht. Innerhalb von zwei Minuten habe ich drei Männer beiseite geräumt wie Abfall, sie waren tot, bevor sie auch nur ahnten, in was ich mich verwandelt hatte. Tante Anna hat mir gesagt, dass das die Schuld des Verräters Baxter gewesen ist, dessen Blut mich verwandelte und der nicht da gewesen war, um mir zu zeigen, wie ich meine Vampirin unter Kontrolle halten kann. Aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Tante Anna und auch Pierre haben mir seitdem die Dinge beigebracht, die ich wissen muss, aber trotzdem kämpfe ich immer noch verzweifelt um die Kontrolle.

      Bisher habe ich niemanden mehr umgebracht, aber oft, zu oft, bin ich sehr nahe dran. Und in meinen Träumen zeigt mir meine Vampirin das, was sie sich ersehnt, was sie tun will. Sie zeigt mir, wie ich sein kann, wenn ich mir nicht diese unbequemen Beschränkungen der Menschlichkeit auferlege, wenn ich meiner Gier und meiner Wildheit freie Hand lasse. Diese Freiheit von allen Gesetzen lockt mich, singt mir von grenzenloser Macht und dem Ausleben aller Träume. Aber ich weiß, dass die Stimmen lügen.

      Sollte ich ihnen nachgeben, sollte ich beginnen, zu jagen, zu töten, dann würde ich auffallen. Menschen würden sich fragen, wie eine junge Frau dermaßen stark und wild sein kann. Sie würden mich sehen, wie ich mich verwandle, in ein Wesen, das den Albträumen und Mythen der Menschen entstiegen ist. Die Vampirgesellschaft wird das nicht dulden. Gegen das Gebot, das meine Herrscherin, das Tante Anna selbst bestätigt hat, darf ich nicht verstoßen. Die Strafe wäre der Tod.

      Meiner Vampirin ist das egal. Sie ist ein Tier, sie denkt nicht so weit. Sie will nur ihre Bedürfnisse befriedigen, jagen, Blut trinken, Sex. Es ist meine Aufgabe, sie zu zügeln, ihre Energien zu kanalisieren und in den Rahmen der vampirischen und menschlichen Gesellschaft zu pressen. Wenn mir das nicht gelingt, dann ist kein Platz mehr für mich, dann werde ich sterben.

      Und ich weiß nicht, ob es mir gelingen wird. Ich balanciere am Rand des Wahnsinns und jedes Mal, wenn ich mich im letzten Moment zurückhalten kann, scheint es mir, als wäre das das letzte Mal, dass es mir gelingt. Wie lange werde ich standhalten können? Wann werden die Mauern meines Widerstandes zerbrechen? Ich will nicht zur Mörderin werden, ich will nicht, dass meine Freunde, die, die mir nahe sind, Angst bekommen vor mir. Im Traum hat mich Catherine bereits mit solchen hoffnungslosen, blicklosen, toten Augen angeschaut. Ausgerechnet Catherine, die für mich seit dem Tod von Großmutter dem am nächsten gekommen ist, was eine Mutter für ihre Tochter darstellt.

      Ich habe keine Ahnung, wie lange mich meine Gedanken quälen. Langsam beginnt die Nacht grau zu werden, der Morgen kündigt sich an. Ich versuche, möglichst still zu liegen, um Pierre nicht zu stören, aber Unruhe erfüllt mich. Meine Angst und meine Traurigkeit stört die Vampirin in mir. Sie spürt meine Emotionen und will an die Oberfläche, um zu sehen, was für eine Gefahr lauert. Mit aller Kraft halte ich sie unten, die Anstrengung lässt meine Muskeln verkrampfen.

      «Hey, wie soll ich denn schlafen können, wenn du hier im Bett Tango tanzt?»

      Erschrocken schaue ich in die wachen Augen von Pierre. Mist, ich habe ihn geweckt.

      «Ich tanze gar nicht Tango.»

      «Ha,

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