Morphodit. Dietrich Novak

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Morphodit - Dietrich Novak Valerie Voss, LKA Berlin

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man eine Transsexuelle erschlagen in ihrer Wohnung auf. Die Ehefrau hatte sich kurz zuvor in der Küche erhängt.«

      »Und warum weiß ich nichts von dem Fall?«, fragte Valerie.

      »Weil du damals im Mutterschutz warst, Schatz. Ich wollte dich nicht aufregen. Die Ermittlungen verliefen eh im Sande. Niemand wollte etwas gehört oder gesehen haben. Brauchbare Spuren gab es auch nicht. Die Staatsanwaltschaft ging schließlich von Einbrechern aus dem Ostblock aus, die damals in Banden organisiert ihr Unwesen trieben. Als die Einbrüche schlagartig aufhörten, nahm man an, sie wären in die Heimat zurückgekehrt.«

      »Ich hab hier was!«, rief Marlies und kam kurz darauf zurück. »Frau Steinbach hat mit einem gewissen Detlef Krüger zusammengewohnt, der als Hauptmieter eingetragen ist.«

      »Dann sollten wir uns den Herrn mal ansehen«, sagte Hinnerk. »Vielleicht haben wir dann schon unseren Mörder. Falls nicht, sollte er zumindest über den Tod seiner Mitbewohnerin informiert werden.«

      »Schon gut, ich fahre hin. Falls es eine Todesnachricht zu überbringen gibt, ist das ohnehin mein Part, wie ich den Verein hier kenne«, meinte Valerie.

      »Du machst das eben am besten mit deiner einfühlsamen Art«, spottete Hinnerk.

      »Darf ich mitkommen?«, fragte Heiko.

      »Gern, das Elend anderer Leute scheint dich magisch anzuziehen. Tschuldigung, war nicht so gemeint.«

      Auf Namens- und Klingelschild tauchten dann tatsächlich D. Krüger und J. Steinbach auf. Doch in der Wohnungstür erschien eine ältere Frau mit dünnen, blonden Haaren, an der das Auffälligste ihre enorme Oberweite war, die nur unzureichend durch den Morgenmantel verdeckt wurde.

      »Hauptkommissarin Voss und Kommissar Wieland vom LKA«, sagte Valerie. »Wir möchten zu Herrn Krüger.«

      »In welcher Angelegenheit?«

      »Es geht um Jana Steinbach.«

      »Bitte, kommen Sie herein!«

      Valerie und Heiko wurden in ein mit Anti-quitäten überladenes Zimmer geführt, das an einen Salon der guten alten Zeit erinnerte. An den Wänden hingen Ölgemälde in breiten Goldrahmen, und überall stand irgendwelcher Nippes herum. Schon auf dem Flur waren Valerie großformatige Fotos aufgefallen, die eine stark geschminkte Frau mit aufwendiger Frisur zeigten. Im Wohnzimmer kamen Plakate hinzu, die eine gewisse Delia als Stargast ankündigten.

      »Sind Sie die Mutter von Herrn Krüger?«, fragte Heiko.

      »Der war gut«, antwortete die Frau kichernd. »Als meine eigene Mutter hat mich bisher noch niemand bezeichnet.«

      »Dann sind Sie Detlef Krüger?«

      »Bitte nicht diesen Vornamen, den habe ich immer gehasst. Sagen Sie bitte Delia zu mir.«

      »Sie sind das auf den Fotos und Plakaten …«

      »Ja, wenn’s recht ist. Es ist nur alles schon eine Weile her. Was ist mit Jana? Hatte sie einen Unfall?«

      »Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Frau Steinbach heute Nacht tot aufgefunden wurde. Man hat sie ermordet.«

      Delia ließ sich auf einen Stuhl fallen und schlug die Hände vors Gesicht.

      »Wer war das? Wer hat diesem lieben Ding etwas angetan?«, fragte sie unter Tränen.

      »Das wissen wir noch nicht. Ist Frau Steinbach bedroht oder verfolgt worden?«, fragte Valerie.

      »Nein, das hätte sie mir erzählt. Im Gegenteil, sie war so glücklich, endlich einen Mann gefunden zu haben, der sie so akzeptierte, wie sie war.«

      »Sie meinen, nach der Geschlechtsanpassung?«

      Delia nickte.

      »Wie lange war Jana Steinbach schon vor dem Gesetz eine Frau?«

      »Seit gut zwei Jahren. Ich habe sie auf diesem Weg begleitet. Als ich sie bei mir aufgenommen habe, nahm sie schon Hormone und lebte als Frau. Sie hat dann zunächst die Änderung des Vornamens beantragt. Keine große Sache. Es musste ja nur ein Buchstabe hinzugefügt werden, damit aus Jan Jana wurde. Die letzte, entscheidende Operation ließ sie dann zwei Jahre später vornehmen. Sie war wie eine Tochter für mich. Ich hatte ja nie Kinder.«

      »Sie selbst haben diesen Schritt nie in Erwägung gezogen?«, fragte Heiko.

      »Sie sind sehr direkt, junger Mann. Aber in meinem Alter ist man etwas freizügiger mit den Auskünften, die die eigene Person betreffen. Wissen Sie, zu meiner Zeit war das alles noch nicht so einfach. Da fuhr man noch nach Casablanca, um sich operieren zu lassen. Nicht selten ging auch mal etwas schief dabei. Ich hatte das Glück, auf der Bühne die Frau in mir ausleben zu können. Man hat mich gefeiert, wie viele andere auch. Doch die Namensänderung ohne vorhergehende Operation wurde erst 2011 möglich. Vorher musste man sich drei Jahre „beweisen“, zwei unabhängige Gutachten vorlegen und zumindest die Absicht der Geschlechtsanpassung nachweisen. Ich hatte keine Lust auf diese Tortur und mich daran gewöhnt, so zu leben wie bisher.«

      »Was wissen Sie über die neue Liebe von Jana«, fragte Valerie. »Haben Sie den Mann persönlich kennengelernt?«

      »Er war nur einmal hier. Ein typischer Hetero, dem ich wohl etwas peinlich war. Wenn ich ehrlich bin, war er mir nicht sehr sympathisch mit seinen kalten Augen. Doch Jana war so verliebt. Ich wollte ihr Glück nicht zerstören. Jede von uns hat doch davon geträumt, einmal ein ganz normales, bürgerliches Leben zu führen.«

      »Mit uns meinen Sie Ihre Kolleginnen?«

      Delia nickte. »Die Kerle waren doch immer nur auf den besonderen Kick aus. Geheiratet haben sie andere. Ich kannte mal eine, die hat sich auf dem Transenstrich in der Winterfeldstraße prostituiert. Da gab es Freier, die unbedingt vorher wissen wollten, ob „er“ noch dran sei. Ach, ich könnte Ihnen Geschichten erzählen …«

      »Wissen Sie, wie der Liebhaber Ihrer Freundin heißt und wo er wohnt?«

      »Er hat sich mit Kai-Uwe Wendler vorgestellt. Aber ob das sein richtiger Name ist?«

      »Und die Adresse kennen Sie nicht?«

      »Nicht genau. Jana meinte, er wohne in der Mommsenstraße in der Pension seiner Tante. Dort hat sie ihn ein paar Mal besucht.«

      »Danke, das ist doch schon etwas.«

      »Halten Sie es für möglich, dass er Jana umgebracht hat? Das wäre ja schrecklich. Hätte ich nur meine Vorbehalte gegen ihn nicht für mich behalten.«

      »Hinterher ist man immer schlauer. Gut, dann werden wir uns mal um diesen Herrn kümmern. Haben Sie sich eigentlich nicht gewundert, dass Ihre Freundin heute Nacht nicht nach Hause gekommen ist?«

      »Nein, ich dachte, sie wäre bei ihm.«

      »In welchen Lokalen oder Bars hat Jana Steinbach verkehrt?«

      »Wir sind hin und wieder mal ins Rauschgold oder ins Incógnito gegangen. Allein war sie gelegentlich im Roses oder im Bassy. Doch ich habe mich dort nicht so wohl gefühlt. Die Shows waren mir ein wenig zu schrill. Eben etwas für die jüngere

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