Morphodit. Dietrich Novak

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Morphodit - Dietrich Novak Valerie Voss, LKA Berlin

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ihn verlassen. Er hätte mich garantiert mit einem Rettungsteam vom Mond zurückgeholt. Schimpfend wie ein Rohrspatz, aber mit einer Blume in der Hand.«

      »Jetzt wart doch erst mal ab. Vielleicht ist der Neue ganz in Ordnung«, meinte Hinnerk.

      »Wenn einer schon bei seiner Antrittsrede keine Hemmungen hat, von Neuerungen zu sprechen, und damit Schütterer förmlich vor den Kopf stößt, ist Vorsicht angesagt«, tat Marlies ihre Meinung kund. »Was sagst du, Heiko?«

      »Ich schließe mich deiner Einschätzung an. Sympathisch ist anders. Aber vielleicht macht er auch nur viel Wind mit seinem kurzen Hemd.«

      »Wie dem auch sei, wir werden uns mit ihm arrangieren müssen«, sagte Hinnerk.

      »Das wahr mir vorher klar, dass du so reagieren würdest. In Schütterers Arsch hattest du doch Dauerwohnrecht«, insistierte Valerie.

      »Du irrst, mein Schatz. Ich bin kein Arschkriecher, gehe meist nur besonnener vor als du. Mitunter ist es schwer, zerschlagenes Porzellan wieder zu kitten.«

      »Was habe ich doch für ein Glück, dich an meiner Seite zu haben …«

      »Endlich siehst du es ein.«

      Marlies und Heiko kicherten.

      »Ich habe mich so an eure kleinen Kräche gewöhnt, mir käme es direkt komisch vor, wenn ihr einer Meinung wärt«, lachte Marlies.

      »Du müsstest mal erleben, was bei uns zu Hause los ist«, feixte Hinnerk. »Wir haben kaum noch heiles Geschirr.«

      »Quatschkopf. Schmidtchen und Heiko glauben noch den Unsinn«, sagte Valerie.

      »Reibung gehört zu einer guten Partnerschaft. Das weiß ich aus eigener Erfahrung«, meinte Heiko. »Harmonie um jeden Preis finde ich total langweilig.«

      »Willkommen im Club! Was gibt es eigentlich über unseren Sohn zu berichten? Verhält er sich ordentlich oder gibt es Klagen?«

      »In keinster Weise. Mir scheint sogar, er hat einen guten Einfluss auf meinen Bruder.«

      »Na, dann ist doch alles prima. Vielleicht wäre es an der Zeit für uns, ihn mal bei euch zu besuchen.«

      »Du kannst dich doch nicht so einfach bei Heiko und seinem Freund einladen«, sagte Hinnerk.

      »Warum nicht? Wir können doch den Hintereingang benutzen und uns auf Bens Zimmer beschränken.«

      »So weit kommt es noch«, protestierte Heiko. »Seid ihr immer so kompliziert? Euer Gegenbesuch ist längst überfällig, nachdem ihr mich so nett bewirtet habt.«

      »Gut, dann machen wir Nägel mit Köpfen. Besprich das mit deinem Freund und schlagt uns einen Termin vor.«

      »Alles klar. Marlies, willst du auch mitkommen?«

      »Eher nicht. Ich denke, das ist mehr eine Familienangelegenheit.«

      »Jetzt hab dich nicht so. Irgendwie gehörst du doch auch zur Familie«, sagte Hinnerk.

      »Ja, finde ich auch«, pflichtete ihm Heiko bei.

      »Na gut, wenn ihr meint. Ich wollte immer schon mal sehen, wie man in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft so lebt.«

      »Nicht anders als in einer gegengeschlechtlichen. Aber mach dir gern selbst ein Bild.«

      »Und deinem Freund ist das recht, wenn du deine Kollegen einlädst?«

      »Klar, warum nicht? Nur, weil er nicht so viel Glück mit seinen Kollegen hat … Nein, nein, vergesst, was ich gesagt habe. Die sollen auch ganz nett sein. Nur will er nicht unbedingt mit ihnen privat verkehren. Also, nachdem wir das auch geklärt haben, was steht als Nächstes auf dem Programm? Wir wollten doch der Pensionswirtin und der Mitbewohnerin von Jana Steinbach das Foto von Uwe Vogler zeigen. Ich übernehme das gern.«

      »Bitte, dann tu dir keinen Zwang an«, sagte Hinnerk. »Valerie wird sich bestimmt ins Rechts-medizinische Institut aufmachen, um das Obduktionsergebnis aus dem schönen Mund von Stella Kern zu erfahren.«

      »Ja, das wird sie«, sagte Valerie. »Du kannst ja derweil den Bericht der KTU studieren.«

      »Hatte ich ohnehin vor. Und gegen Abend suche ich einige der Lokalitäten auf, in denen Frau Steinbach verkehrt hat. Vielleicht ist sie dort mit Vogler oder einem anderen gesehen worden.«

      »Gute Idee. Demnach bist du abends nicht zu Hause. Dann kann ich ja mit Stella essen gehen.«

      »Tu dir keinen Zwang an.«

      »Soll ich mir von Delia Krüger nicht eines der letzten Fotos geben lassen?«, fragte Heiko, dem das Gespräch zwischen Valerie und Hinnerk etwas peinlich war. »Ich würde es dir dann gleich schicken, Hinnerk. Das macht sich vielleicht besser als das Foto einer Toten.«

      »Gern, gute Idee, um es mit den Worten meiner Frau zu sagen.«

      Heiko hatte mit der Mommsenstraße begonnen. Doch Pensionswirtin Ursula Wendler erkannte Uwe Vogler erwartungsgemäß auf dem Handyfoto nicht wieder. Nein, ihr Gast habe ganz anders ausgesehen, meinte sie. Außerdem sei er, wie gesagt, blond.

      Als Nächstes fuhr Heiko nochmals in die Ebersstraße. Delia Krüger lächelte, als sie ihm öffnete. »Herr Kommissar, so schnell habe ich nicht mit Ihnen gerechnet. Gibt es etwa schon Ergebnisse?«

      »Leider nicht. Die erste vielversprechende Spur verlief im Sande. Zur Sicherheit möchte ich Ihnen trotzdem ein Foto zeigen. Ist das der Bekannte von Jana?«

      »Nein, mit Sicherheit nicht. Selbst wenn man ihn sich blond vorstellt.«

      Heiko nickte und betrachtete fasziniert eines der Fotos an der Wand.

      »So manche Frau wird Sie um Ihr Aussehen beneidet haben«, sagte er.

      »Wie charmant von Ihnen! Ich habe auch Stunden gebraucht, um mich so herzurichten. Dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass es sich um Bühnen Make Up handelt. Keine Frau würde sich so übertrieben schminken, ganz zu schweigen von der extravaganten Frisur. Kommen Sie doch mit durch! Ich koche uns einen Kaffee. Oder mögen Sie lieber Tee?«

      »Nein, Kaffee ist gut, danke.«

      Während Delia sich in der Küche zuschaffen machte, sah sich Heiko erneut die gerahmten Plakate im Wohnzimmer an.

      »Wo war das?«, fragte er interessiert, als Delia mit dem Kaffee und Keksen kam.

      »In Paris. Ich war dort Stargast in einem kleinen Club.«

      »Dann sind Sie wohl viel herumgekommen?«

      »Oh ja, in meiner Glanzzeit schon.«

      »Wussten Sie schon immer, dass Sie transsexuell sind? Darf ich fragen, wie das bei Ihnen angefangen hat?«

      »Gern, so oft werde ich nicht mehr nach meiner Karriere gefragt. Ich habe mich als Kind schon als Mädchen gefühlt und heimlich die Sachen meiner Mutter angezogen. Als ich von zu Hause auszog, kleidete ich mich schon ausschließlich weiblich. Da ich eine gute Gesangsstimme hatte, imitierte ich

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