Morphodit. Dietrich Novak

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Morphodit - Dietrich Novak Valerie Voss, LKA Berlin

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so viel Zeit muss sein. Val wäre mir allerdings lieber.«

      »Privat gern, dienstlich bleiben wir bei der offiziellen Anrede.«

      »Bitte, wenn es Frau Rechtsmedizinerin so wünschen …«

      »Du bist doof, aber süß«, flüsterte Stella.

      »Danke, ebenfalls.«

      »Also, Jana Steinbach ist verblutet, nachdem ihr die Brüste amputiert wurden.«

      »Sie wird doch wohl kaum freiwillig stillgehalten haben?«

      »Nein, man hat ihr Ketamin verabreicht, eine Partydroge, die auch in K.-o.-Tropfen enthalten ist.«

      »Ist sie qualvoll langsam gestorben oder schnell?«

      »Durch den Blutverlust kam es zu einem hämorrhagischen Schock. Das ist eine Form des hypovolämischen Schocks oder Volumenmangelschocks. Durch den Ausstoß von Adrenalin und Noradrenalin wurden die Herzfrequenz gesteigert und die Gefäße eng gestellt. Der Körper versucht so, den Blutdruck so lange wie möglich konstant zu halten. Sie wird ein Gefühl von Schwäche, Durst und Angst erlebt haben. Es kann sogar einige Stunden dauern, bis ein Verletzter einer solchen Blutung erliegt.«

      »Dann hat ihr das Schwein also beim Sterben zugesehen und sich an ihren Schmerzen geweidet.«

      »Davon könnt ihr ausgehen. Durch die Unterversorgung der Muskulatur mit genügend Blut, entsteht eine Azidose begleitet von heftigen Ischämie-Schmerzen. Azidose kann als Übersäuerung des Blutes übersetzt werden. Der medizinische Begriff „Ischämie“ hingegen bezeichnet eine örtlich begrenzte Blutleere in Geweben oder Organen. Das fühlt sich ähnlich an, wie eine Überanstrengung beim Krafttraining. Auch da spricht man ja von einer Übersäuerung der Muskeln. In der Folge wurden die Gefäße „undicht“, noch mehr Flüssigkeit trat aus, und die Hypovolämie verstärkte sich. Als Hypovolämie bezeichnet man die Verminderung der zirkulierenden Menge Blut im Blutkreislauf. Wird der Blutverlust nicht gestoppt, wird das Gehirn mit Sauerstoff unterversorgt, und der Verblutende wird bewusstlos. Der Tod tritt kurze Zeit später ein, zum Beispiel infolge von Herzversagen durch kardiale Ischämie.«

      »Ekelhaft. Hat sich die Geschlechtsanpassung eigentlich bestätigt?«

      »Ja, sie ist zwar sehr gut gemacht, aber die Frau hat keinen Uterus und keine Eierstöcke. Außerdem befanden sich Cyproteron-Acetat – das ist ein Antiandrogen – und das wichtigste weibliche Geschlechtshormon Östradiol in ihrem Körper «

      »Also nur eine Hülle. Glaubst du, sie konnte noch so etwas wie einen Orgasmus empfinden?«

      »Davon gehe ich aus. Sexuelles Lustempfinden und Orgasmusfähigkeit sind, wie dir sicher bekannt ist, ein komplexes Zusammenspiel aus seelischen, geistigen und körperlichen Empfindungen ist und wird von jedem anders wahrgenommen und erlebt. Aber da man die sensible Eichel erhalten hat, wird die künstlich erzeugte Vagina nicht nur eine tote Höhle gewesen sein.«

      »Trotzdem, so viele Schmerzen und Leid. Und dann hat die Arme nur so kurz etwas davon gehabt. Der Unhold muss vor Hass völlig außer sich gewesen sein.«

      »Apropos Orgasmusfähigkeit. Wann bietest du mir wieder deinen Luxuskörper an?«, fragte Stella.

      »Also, ich muss mich doch sehr wundern, welcher Ausdrucksweise du dich befleißigst. Wo bleibt die Dame in dir?«

      »Eine Dame werd ich nie, um es mit Hildegard Knefs Worten zu sagen. Manchmal habe ich auch einfach Lust, ein wenig versaut zu sein.«

      »Dann werden wir sehen, was wir ganz schnell für dich tun können.«

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