Mauerzeit - Traumzeit. Dietmar Schubert

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Mauerzeit - Traumzeit - Dietmar Schubert

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Die Feuchte, vermischt mit Waschmittelgeruch, wabert durch das Gebäude und versucht durch eine offene Dachluke zu entweichen. Kleine, wie Leiterwagen aussehende, Holztröge sind vollgestopft mit tropfender Wäsche und ein schmales Wasserrinnsal strebt auf unsere Füße zu.

      Eine Frau, groß, schlank, hässlich, mit weißem Kittel, Haarnetz und schwarzen Gummistiefeln kommt auf uns zu.

      „Ich will die Wäsche von Rechlin mangeln“, fordert Silke.

      Die Frau verschwindet im verglasten Verschlag links neben uns, blättert im Kalender, zieht hastig einen Zug an der Zigarette, die im Aschenbecher liegt, und geht zielstrebig auf einen Holztrog zu. Ihn vor sich herschiebend läuft sie platschend durch die kleinen Wasserpfützen und stellt ihn neben einer Mangel ab.

      „Los geht’s“, meint Silke zu mir und wir einigen uns, wer auf welcher Seite steht. An der Mangel hinter Silke arbeiten zwei Frauen aus dem Waschhaus; Kittel, Haarnetz und schwarze Gummistiefel wirken wie eine Uniform. Die eine klein, mehr breit als hoch und wenn sie sich bewegt, schwabbelt ihr ganzer Körper. Die andere in die Höhe geschossen, mehr hoch als breit und ihre Bewegungen sind staksig. Die Lampe über einer Waschmaschine signalisiert durch wildes Blinken, dass die Wäsche fertig ist. Lustlos strebt aus irgendeiner Ecke eine Frau auf die Maschine zu, öffnet die Luke, bekommt noch einen Schwall Wasser ab und zerrt die Wäsche in einen Trog. Mit quietschendem Geräusch rollt sie damit zu den Schleudermaschinen und wuchtet alle Wäsche mit einem Mal durch die Öffnung. Wie ein Roboter drückt sie auf irgendwelche Knöpfe und dann surrt die Schleuder los. Aus einem riesigen Wäscheberg rafft sie dreckige Wäsche, stopft sie in den Trog und trabt roboterhaft zur Waschmaschine zurück. Das Waschhaus und die Waschweiber sind gruselig für mich. Selten wechseln sie ein Wort und ihre Gesichter sind kein bisschen schön. Entweder haben sie ihre Schönheit verraucht, versoffen, nie welche gehabt oder soviel Schminke im Gesicht, dass die Gravitation ausreicht, sämtliche Gesichtszüge entgleisen zu lassen. Nur ein Mann arbeitet im Waschhaus – der Chef der Truppe, dürr, als würde es noch Lebensmittelkarten geben. Hier will ich nie arbeiten, auch nicht in den Ferien. Ich habe hier immer das Gefühl, auch bei uns gibt es ein Oben und Unten.

      „Holger, träumst du!“ ruft mir Silke zu, „man, das ist mein Bettlaken, denkst du, ich will auf einem Faltengebirge schlafen!“

      Das Laken verschwindet mit etlichen Falten in der Mangel und kommt auf Silkes Seite genauso wieder aus der Maschine.

      „Warten Se’ mal!“, und die dicke Frau von der Nachbarmaschine schwabbelt mit einer Sprühflasche auf mich zu.

      „Danke!“, sage ich zu ihr und Silkes Bettlaken verschwindet ohne Falten in der Mangel, während die Frau wieder zurück schwabbelt. Der Trog ist fast leer, noch ein paar Handtücher und die Waschhausfolter ist vorbei.

      Endlich, wieder im Freien, tief durchatmen, um den Waschhausgeruch loszuwerden.

      „Warte mal Holger!“, und Silke setzt den Wäschekorb ab. Sie greift zur Schirmmütze, zieht sie vom Kopf und ihre Haare fallen breit über ihren Rücken.

      „Auf meine langen Haare bin ich unheimlich stolz, da kommt keine Schere ran“, meint sie und ich muss ihr recht geben – Silke hat wunderschöne, lange Haare.

      „Und, wie war das Waschhaus?“, fragt Silkes Mutter aus der Küche.

      „Mutti, die Frage kannst du stecken lassen, du weißt doch genau, dass ich die Waschweiber nicht ausstehen kann“, antwortet Silke.

      „Aber es muss auch Frauen geben, die solche Arbeiten machen“, belehrt sie Silke und bemerkt mich.

      „Holger kann die Waschweiber auch nicht ausstehen“, meint Silke.

      „Guten Abend, Holger“, begrüßt mich Silkes Mutter. Ich gebe ihr die Hand und schaue in ihr Gesicht. Es ist Silkes Gesicht, nur ein klein wenig älter, aber genauso freundlich. Die Haare fallen bis auf die Schultern und sind genauso blond wie Silkes.

      „Bleibst du zum Abendbrot?“, bittet mich Silke und blickt kurz zu ihrer Mutter. Warum eigentlich nicht? Meine Eltern werden mich schon nicht vermissen. Ich werde von Silke in die Küche geschoben und bekomme von ihr die Teller in die Hand gedrückt.

      „Welchen Tee willst du trinken?“, fragt mich Silkes Mutter.

      „Tee?“, frage ich ungläubig. Tee gibt es bei uns bloß, wenn ich erkältet bin. Zum Glück fällt mir der letzte FDGB-Urlaub mit meinen Eltern ein, da gab es früh Tee, den ich genießbar fand.

      „Wenn Sie Hagebuttentee haben, den nehme ich.“

      Mein Wunsch wird erfüllt und Silke bedroht mich mit einer Gabel.

      „Ab ins Wohnzimmer, Teller verteilen!“, ordnet sie an und geht mit mir los. Eine tolle Schrankwand und eine gemütliche Sesselecke gegenüber vom Buntfernseher ist das erste, was mir auffällt.

      „Was sind deine Eltern eigentlich vom Beruf?“, will ich wissen und verteile die Teller auf dem Tisch. Silke legt das Besteck daneben.

      „Meine Mutti ist Lehrerin, Deutsch und Musik, und Vati projektiert bei der Reichsbahn alles Mögliche, Brücken, Bahnhöfe“, erklärt sie mir. Die Eltern als Lehrer, daran denke ich lieber nicht, manchmal lasse ich auch alle Fünfe gerade und Schule egal sein.

      „Muss du deine Hausaufgaben abends immer vorzeigen?“

      Silke wirft mir einen bösen Blick zu.

      „Nein, das muss ich nicht. Meine Eltern vertrauen mir!“, antwortet Silke. Meine dumme Bemerkung hätte ich lieber stecken lassen sollen.

      „Entschuldige, ich habe das nicht so gemeint.“

      Silke schaut mich an, verdammt, jetzt muss ich was tun. Ich gehe auf sie zu, umarme und drücke sie an mich. Meine Finger sind schon wieder auf dem Weg zu ihrem Ohr. Ihre Hand bewegt sich langsam über meinen Rücken. Mein Blick fällt auf ein Foto in der Schrankwand. Silke, bisschen älter als Peggy und neben ihr ein Junge, nein eher ein junger Mann, vielleicht fünf oder sechs Jahre älter als sie, der seinen Arm um ihre Schulter legt und sie schaut ihn ganz lieb an. Wer ist das? Silke hat doch keine Geschwister. Ich bin neugierig. Kann ich sie fragen? Lieber nicht, ich bin gerade in ein Fettnäpfchen getreten und habe keine Lust auf das nächste.

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