Die Pferdelords 09 - Die Nachtläufer des Todes. Michael Schenk

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Die Pferdelords 09 - Die Nachtläufer des Todes - Michael Schenk Die Pferdelords

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Fluss des Eten erst nähern, wenn wir an der Brücke sind.“

      Der Eten. Sie wussten, dass man den Fluss so nannte, doch wer ihm den Namen gegeben hatte und woher der mächtige Strom kam, bevor er ins Meer mündete, das konnte keiner der Männer sagen. Die Legenden nannten ihn den Eten, und die Legenden waren die Grundlagen des Lebens.

      Die Legenden und die Übereinkunft.

      Gelbat-Mann warf einen unruhigen Blick auf den Fluss und sah Herdur-Mann dann fragend an. „Wie ist es eigentlich so, Herdur-Mann? Mit den Frauen, meine ich?“

      Einige der Männer grinsten verständnisvoll. Herdur-Mann hingegen spuckte aus. „Wie es ist? Wie soll es schon sein? Du legst dich zwischen ihre Schenkel und gibst ihnen deinen Samen. Nach acht Monden gehen wir wieder in die Stadt der Frauen, und dann erfahren wir, wie viele Knaben sie empfangen haben.“

      Gelbat-Mann biss sich auf die Lippen. „Meinst du, sie geben uns immer alle Knaben?“

      „So lautet die Übereinkunft“, brummte der alte Krieger. „Sie behalten die Mädchen, und wir bekommen die Jungen.“

      „Alle?“

      „Was soll diese dumme Frage?“ Der Anführer wirkte nun ein wenig verärgert. Es mochte sein, dass ihn die Nähe zum Land der Frauen ein wenig gereizt und nervös machte, doch das galt sicher für alle Männer.

      Gelbat-Mann machte eine entschuldigende Gerste. „Nun, ich meine, einmal in jeder Jahreswende geben wir den Frauen unseren Samen. Die Frauen könnten doch ein paar Knaben dabehalten und warten, bis diese groß genug sind, damit sie deren Samen nutzen können.“

      Herdur-Mann schüttelte den Kopf. „Glaube mir, Jungmann, die Frauen ekeln sich ebenso vor uns Männern, wie wir eine berechtigte Abscheu ihnen gegenüber empfinden. Nein, jene Knaben, die wir nicht mit in unsere Stadt nehmen, die finden den Tod.“

      Sebor-Mann, der schon einige Male in der Stadt der Frauen gewesen war, trat heran und legte Gelbat-Mann die Hand auf die Schulter. „Die Übereinkunft gibt uns Pflichten, ebenso wie den Frauen. Ohne unseren Samen gibt es keine Knaben und keine Mädchen mehr. Daher dulden die Frauen uns zweimal in jeder Jahreswende in ihrem Land. Einmal, damit sie unseren Samen empfangen können, und ein zweites Mal, damit wir die Knaben abholen. Diese Übereinkunft besteht seit vielen, sehr vielen Jahreswenden, und sie hat sich bewährt.“

      „Ich weiß, ich wurde als Bulle erwählt“, seufzte Gelbat-Mann, „doch ich weiß nicht einmal, was ich tun muss, damit … damit …“

      Sebor-Mann lächelte sanft. „Das fügt sich. So hat es die Natur eingerichtet.“

      Herdur-Mann räusperte sich. „Du musst an deine Aufgabe unserem Volk gegenüber denken. Die Männer zählen auf Bullen wie dich. Es mag dich Überwindung kosten, zwischen die Schenkel eines verdammten Weibes zu rutschen, doch du musst dein Bestes geben.“

      „Es ist ekelhaft“, murmelte einer der anderen Männer. „Und doch auf eine merkwürdige Weise auch angenehm.“

      „Wäre es nicht so, könntest du den Weibern deinen Samen nicht spritzen.“ Der Anführer legte die Hand um den Griff seines Kurzschwertes. „Und jetzt genug geschwätzt. Dort vorne ist die Brücke.“

      „Ihr Anblick jagt mir immer wieder einen Schauer über den Rücken“, raunte einer von ihnen. „Dahinter beginnt das Frauenland.“

      „Es ist nicht anders als das unsere“, knurrte Herdur-Mann. „Nur dass die Weiber es bewohnen und dort keine Männer leben.“

      Es war eine Bogenbrücke, die den Fluss überspannte. Ihre Konstruktion wirkte massiv, und die vier gemauerten Stützen im Fluss schienen ihr Gewicht kaum tragen zu können. Dennoch war sie keineswegs grob gefertigt. Sie stammte noch aus den Tagen des Königreiches von Julinaash und zeigte in verwitterten Reliefs die Gesichter lange vergangener Krieger. Von der Mitte des Flusses an, dort wo das Reich der Frauen begann, waren die männlichen Gesichtszüge mit groben Hammerschlägen unkenntlich gemacht worden. Ein Anblick, der in Herdur-Mann immer wieder Zorn hervorrief.

      „Halt!“ Aus einem kleinen Gebäude am diesseitigen Aufgang der Brücke traten drei Männer hervor. Ihre Hände lagen griffbereit an den Schwertern.

      Herdur-Mann verdrehte die Augen und seufzte theatralisch. „Wir sind keine Weiber, das seht ihr doch, oder tragen wir Drüsen vor uns her? Lasst also eure Klingen stecken und gebt uns den Weg frei.“

      „Ah, die Bullen.“ Der Wachführer sah die Gruppe mitfühlend an. „Dann ist es also wieder so weit. So sehr ich euch auch bedauere, so bin ich doch froh euch zu sehen.“

      „Hattest du Angst, wir kämen nicht, und du müsstest den Weibern selbst als Bulle dienen?“

      Der Wachführer grinste niederträchtig. „Da kann ein tapferer Krieger schon Angst bekommen oder nicht? Nein, euer Erscheinen zeigt mir, das unsere Wachablösung in drei Tageswenden eintreffen wird. Ich habe genug von der Kälte, die dieser Fluss ausstrahlt, und von der Feindseligkeit, mit der die Hüterinnen zu unserem Ufer sehen.“

      Herdur-Mann nickte. „Du musst nur ihre Blicke aushalten, doch wir müssen ihre Berührungen ertragen. Sie werden uns wieder nach versteckten Waffen durchsuchen.“ Er sah die fünfzig Männer seiner Gruppe an. „Schnallt eure Schwerter ab und vergewissert euch, dass keine Waffe in eurem Besitz verbleibt. Auch kein noch so kleines Messer. Die verfluchten Hüterinnen würden jeden Vorwand nutzen, um einen von uns abzustechen.“

      Die drei Wachen nahmen die Waffen entgegen und trugen sie in das Gebäude, um sie dort sorgfältig zu verwahren.

      Herdur-Mann packte Gelbat-Mann am Arm und zog ihn zum Eingang. Er deutete in den Raum hinein. Dort war das Mobiliar der Wachmannschaft zu erkennen und ein großes Regal, in welches die Schwerter gelegt wurden. „Siehst du dort die Schwerter, Jungbulle? Sie stammen von Männern, die in die Stadt der Frauen gingen, um ihre Pflicht zu erfüllen. Aber sie kehrten nie zurück. Sie machten einen Fehler. Niemand von uns hat je erfahren, was sich zugetragen hat, die Bullen verschwanden spurlos. Vielleicht haben die Frauen einfach nur die günstige Gelegenheit genutzt, ihre Mordlust auszuleben. Gib ihnen also keinen Anlass, Gelbat-Mann, halte dich an die Übereinkunft und kehre mit uns ins Land der Männer zurück.“ Herdur-Mann räusperte sich. „Und tue deine verdammte Pflicht.“

      Für die fünfzig auserwählten Männer war es ungewohnt, die Kurzschwerter abzulegen. Der Dschungel jenseits des Flusses war ebenso gefährlich wie der auf dieser Seite. Aber die Übereinkunft ließ ihnen keine Wahl. Kein Mann durfte die Brücke bewaffnet überqueren, und dies galt umgekehrt auch für die Frauen.

      „Haltet euch in der Mitte der Brücke und geht nicht zu dicht an das Geländer“, riet eine der Wachen. „Es treibt sich ein Dorm unter der Brücke herum, und gestern hat er versucht, einen von uns mit seinen Tentakeln zu packen.“

      „Wir werden es beherzigen.“ Herdur-Mann musterte seine Gruppe. „Jenseits der Brücke beginnt das Land der Frauen. Verbergt euren Ekel und reizt die verfluchten Weiber nicht. Wir begeben uns nicht nur zwischen ihre Schenkel, sondern auch unter die Klingen ihrer Langmesser. Seid vor allem bei den Hüterinnen vorsichtig. Sie sind auf Blut aus und Stolz darauf, nie einen Mann bei sich geduldet zu haben.“

      „Sie werden gebührend hässlich sein“, scherzte einer der Männer.

      Herdur-Mann schnellte vor und packte den erschrockenen Mann am Hals. „In ihrem Inneren sind die Weiber alle hässlich, Bulle. Lass dich niemals

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