Die Pferdelords 09 - Die Nachtläufer des Todes. Michael Schenk

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Die Pferdelords 09 - Die Nachtläufer des Todes - Michael Schenk Die Pferdelords

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war dies bereits gewohnt und fragte sich unwillkürlich, wie sich der unerfahrene Gelbat-Mann wohl fühlen mochte. Hoffentlich machte der keinen Fehler. Die Hüterinnen waren begierig, die Schärfe ihrer langen Messer an einem Mann zu erproben.

      Sie erreichten ein Haus, an dessen Eingang ein gelbes Tuch davor warnte, dass in dieser Nacht ein Mann anwesend sein würde. Die Hüterin nickte Elian-Frau ermunternd zu. „Ich werde die ganze Nacht wachen. Beim geringsten Laut werde ich dir beistehen.“

      „Dafür sei bedankt“, erwiderte die Schwarzhaarige. „Ich weiß es zu schätzen.“

      Elian-Frau und Sebor-Mann traten durch die Tür, die hinter ihnen in den Riegel fiel.

      Für einen Moment standen beide schweigend und unbewegt in dem angrenzenden Raum. Dann, fast verstohlen, berührte Elian-Frau die Hand des Mannes. „Ich habe dich vermisst, Sebor-Mann.“

      Er erwiderte den sanften Druck. „Ich habe dich ebenfalls vermisst.“

      Die Berührung wurde fester und verlor an Unsicherheit. Ihre Blicke glitten zu der verschlossenen Tür, doch die Hüterin konnte weder sehen noch hören, was in diesem Raum geschah.

      „Fast eine Jahreswende ist vergangen“, seufzte Sebor-Mann und schloss sie zärtlich in seine Arme. „Eine schrecklich lange Zeit. Ich habe den sanften Blick deiner Augen vermisst.“

      „Und ich die sanfte Berührung deiner Hände.“

      Ihre Lippen fanden sich. Zögernd, dann voller Leidenschaft. Erneut glitten ihre besorgten Blicke zur Tür, als sie sich voneinander lösten.

      „Wir müssen in deine Kammer gehen“, meinte Sebor-Mann. „Wenn die Hüterin überraschend hereinsieht und uns so entdeckt, dann sind wir des Todes.“

      „Du hast Recht, doch ich hatte solche Sehnsucht nach dir.“

      Hand in Hand gingen sie zu Elian-Fraus Wohnräumen. „Ich wollte, du könntest unsere Tochter sehen“, sagte sie wehmütig. „Sia-san-Frau ist nun zwei Jahreswenden alt und entwickelt sich prachtvoll. Sie hat deine wundervollen Augen. Aber du weißt ja, die Hüterinnen achten darauf, dass ein Kind niemals mit dem Anblick des Vaters konfrontiert wird. Es soll nicht leiden.“

      „Wer denkt an mein Leid?“, knurrte Sebor-Mann. „Ich habe unsere Tochter nie zu Gesicht bekommen.“

      „Ich weiß. Ich wollte, es wäre anders.“ Elian-Frau streichelte über seine Wange. „Diese Übereinkunft ist ein schreckliches Verbrechen gegen unsere Liebe.“

      „Der Hass sitzt tief.“ Er strich über ihr langes Haar. „Obwohl ich glaube, dass die meisten seine Wurzeln nicht mehr kennen. Die Knaben werden darin erzogen, die Frauen zu verachten, und für die Mädchen gilt es umgekehrt.“ Er lächelte. „Es ist ein Wunder, dass wir beide dies überwinden konnten.“

      „Es wäre auch anderen möglich“, fand sie. „Wenn die Augen der Hüterinnen nicht so wachsam wären.“

      „Eines Tages werden wir unsere Liebe vielleicht auch anderen gegenüber zeigen können.“

      „Vielleicht. Eines Tages.“ Sie zog ihn zum Bett hinüber. „Doch heute bleibt uns nur die Zeit bis zum Sonnenaufgang.“

      „Dann werde wir sie nutzen“, versicherte er ihr.

      Draußen lehnte die Hüterin gelangweilt an der Hauswand. Hätte sie geahnt, dass sich hinter ihrem Rücken ein liebendes Paar vereinte, so wäre sie mit gezücktem Messer hineingeeilt. Liebe zwischen den Geschlechtern war nicht erwünscht im Reiche von Julinaash. Nicht mehr. Aber vielleicht war Sebor-Manns Hoffnung berechtigt. Vielleicht würde sich das eines Tages ändern.

      Kapitel 6

      Der Himmel über der Öde Rushaans begann sich schlagartig zu verdunkeln, und ein fernes Rauschen war zu hören. Nedeam kannte diese Anzeichen und konnte sich gut daran erinnern, wie sehr seine Pferdelords damals gelitten hatten. Er sah sich hastig um, doch in der näheren Umgebung gab es nichts, das den hundert Männern des Beritts und seiner Llaranya Schutz bieten konnte. Die Elfin hatte sich im Sattel aufgerichtet und ihr Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an.

      „Ein Eisgewitter!“, rief Nedeam und hob den rechten Arm mit der geballten Faust zum Zeichen, dass die Männer sich sammeln sollten. Der Beritt war mit Vorhut und Nachhut unterwegs, denn die Öde war fremdes Land und der Überfall auf die Zwerge war der Beweis, dass sich hier feindliche Wesen aufhalten konnten.

      „Dicht beieinander, Männer. Knie an Knie und Pferd an Pferd“, befahl der Erste Schwertmann der Hochmark. „Nehmt eure Schilde und schützt eure Köpfe und die der Pferde, so gut es eben geht. Der Eisregen ist gefährlich. Er kann euch den Schädel zerschlagen.“

      Arkarim hatte die Lanze mit dem Berittwimpel über den Kopf erhoben, und die Reiter von Vor- und Nachhut preschten heran. Hastige Befehle wurden gerufen, und die Männer drängten sich aneinander wie Schafe auf der Weide, wenn eine Gefahr drohte. Die Pferdelords beugten sich in den Sätteln vor, damit die erhobenen Rundschilde ihre Köpfe und die der Reittiere schützten.

      Nedeam war an Llaranyas Seite, denn im Gegensatz zu den Männern führte sie kein Schild. So versuchte er, sie beide gleichzeitig zu decken, was bei der geringen Größe des Rundschildes kaum möglich war. Mehrere Schwertmänner erkannten ihre Situation, ritten heran und schützten die Hohe Frau, ohne auf ihre eigene Sicherheit Rücksicht zu nehmen.

      Nedeam konnte sich an die alte Befestigung von Niyashaar erinnern und daran, wie der Eisregen der dortigen Besatzung zugesetzt hatte. Trotz der Gebäude hatte es tote Männer und tote Pferde gegeben und eine empfindliche Zahl an Verletzten.

      Ein Prasseln und Rauschen lag in der Luft, als die Eiskörner mit großer Wucht vom Himmel fielen. Pferde und Männer gaben schmerzerfüllte Laute von sich, Nedeam spürte mehrere harte Schläge auf seinem Schild, einen anderen, der seinen Arm traf, den er schützend um Llaranya gelegt hatte.

      Sie hatten Glück, dass es kein besonders heftiger Eisregen war und er zudem rasch endete.

      Dennoch gab es eine Reihe von Blessuren, wenn auch keine ernsthaften Verletzungen. Schilde und Pferde hatten Schrammen davongetragen und einige der Männer schmerzhafte Prellungen erlitten, die rasch versorgt wurden.

      „Ein verfluchtes Land, diese nördliche Öde von Rushaan“, fluchte Arkarim. Der Scharführer strich die stark brennende Pferdesalbe auf eine blutige Strieme an der Flanke seines Hengstes. „Ich frage mich, wie die einstigen Bewohner es hier ausgehalten haben.“

      „Sie kannten ihr Land und suchten rechtzeitig Schutz“, meinte einer.

      „Mag sein.“ Arkarim verschloss die hölzerne Dose wieder. „Aber sie müssen ja auch Getreide und Früchte angebaut haben. Ich wette, das Eis hat ihnen oft die Ernte verdorben.“

      Einer der Pferdelords stieß plötzlich einen erschrockenen Schrei aus, dem ein erbitterter Fluch folgte. Köpfe ruckten herum, und Unruhe breitete sich im Beritt aus. Bevor Nedeam nach der Ursache sehen konnte, eilte ein Unterführer heran. „Es ist ein Zwerg. Verdammt, ein echter Zwerg.“

      Nedeam reichte die Dose mit der Pferdesalbe an Llaranya weiter, die jedoch den Kopf schüttelte. Sie bevorzugte zur Versorgung der Schrammen eine elfische Mixtur, die sie aus den Kräutern der Hochmark zusammengestellt hatte. „Was

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