Die Pferdelords 09 - Die Nachtläufer des Todes. Michael Schenk

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Die Pferdelords 09 - Die Nachtläufer des Todes - Michael Schenk Die Pferdelords

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Ihr müsst erst die Feste sehen, Pferdelord.“ Allruks Augen tränten ein wenig. Dies konnte bei Zwergen ein Zeichen der Trauer oder des höchsten Glücks sein, vielleicht war es auch nur eine Folge des scharfen Windes. „Obwohl wir Zwerge eher unter der Erde bauen, hat auch dort unsere Handwerkskunst Unglaubliches vollbracht.“

      „Hm, dessen bin ich mir sicher.“ Nedeam musterte den Zwerg nachdenklich. Was war mit Allruk los? Seine besondere Betonung der geleisteten Arbeit seines Volkes war ungewöhnlich. Nedeam hatte das unangenehme Gefühl, dass der Baumeister die Pferdelords in der Schuld der Zwerge sah. Oder ihnen dieses Empfinden aufdrängen wollte. Aber warum?

      Er sah Llaranya an und zwinkerte ihr zu. „Ich denke, wir sollten uns nun auf den Weg zur Nordfeste machen. Man wird uns schon sehnsüchtig erwarten.“

      Die Elfin blickte in den Pass hinunter. Unten standen zwei volle Beritte der Schwertmänner. Ihre Umhänge und die beiden Wimpel bewegten sich leicht im Wind. Die Männer hatten geduldig abgewartet, während sie und Nedeam mit Allruk den Signalposten besucht hatten. In der Schlucht war es nicht so kalt wie auf der zugigen Plattform. Dennoch würden die Männer froh sein, wenn es endlich weiterging.

      „Vor allem die beiden Beritte werden sicher erwartet“, stimmte Llaranya zu. „Immerhin sind sie die Ablösung für jene, die dann in die Hochmark zurückkehren können. Es ist ein einsamer Dienst, dort oben in der Festung.“

      „Und ein wichtiger Dienst“, schaltete sich Allruk ein. „Den wir Zwerge und ihr Menschen voller Stolz gemeinsam versehen.“

      „In der Tat.“ Nedeam ging voraus und konzentrierte sich auf die Stufen der Treppe.

      Die zweihundert Reiter unten in der Schlucht waren Schwertmänner. Sie waren die Elite der Kämpfer und verstanden sich auf den Umgang mit Stoßlanze und Schwert ebenso wie auf den treffsicheren Umgang mit dem Bogen. Das Pferdevolk hatte stets um sein Land kämpfen müssen und war dabei nicht immer siegreich gewesen. Als es noch im Westen gelebt hatte und seine Marken noch gegeneinander kämpften, war es von den Barbaren des Dünenlandes aus der Heimat vertrieben worden. Die Besiedlung der neuen Marken hatte zur Einrichtung eines besonderen Wehrsystems geführt. Jeder Pferdefürst einer Mark, der Hohe Lord, unterhielt eine ständige Wache an Kämpfern, für deren Ausbildung, Ausstattung und Unterhalt er verantwortlich war. Dies waren die Schwertmänner, deren Umhänge in der Kennfarbe ihrer Mark gesäumt und deren Rosshaarschweife an den Helmen in der Farbe ihres Pferdefürsten eingefärbt waren. Alle anderen Männer des Pferdevolkes konnten den freiwilligen Pferdelords beitreten. Auch sie trugen den grünen Umhang der Kämpfer des Pferdevolkes, allerdings ohne den farbigen Saum. Sie führten an Waffen, was sich für den täglichen Gebrauch ebenso verwenden ließ wie für den Kampf. Diese Männer bevorzugten Axt und Bogen, wurden jedoch einmal im Jahr in der Handhabung der Lanze unterwiesen. Es gab auch Männer, die sich dem Kampf verweigerten und den Eid der Pferdelords nicht leisteten. Niemand dachte deswegen schlecht von ihnen, auch wenn sie nie das Grün des Pferdevolkes trugen. Diese Männer waren es, die mit den Frauen die einsamen Gehöfte, die Weiler oder die Städte verteidigten, wenn die Pferdelords in den Krieg ritten.

      Es war ein langer Abstieg hinunter in die Schlucht, und Allruk betonte bei jeder einzelnen Stufe die Leistungen der Zwerge. Nedeam achtete kaum auf die Worte, sondern versuchte den Sinn hinter ihnen zu verstehen. Es konnte nur einen Grund für dieses eifrige Selbstlob geben – die Zwerge, oder zumindest Allruk, wollten ein Entgegenkommen vom Pferdevolk erwirken. Dieser Gedanke beunruhigte den Ersten Schwertmann der Hochmark, denn das entsprach keineswegs den sonstigen Gepflogenheiten des kleinen Volkes.

      Scharführer Arkarim kommandierte die Ablösung für die Nordfeste. Erleichtert winkte er den Pferdehalter heran, der Nedeams und Llaranyas Reittiere zu ihnen führte. Den starken und kampferprobten Hengst Duramont und Llaranyas weiße Stute Fallan.

      „Ihr seid zufrieden, Hoher Herr Nedeam?“, fragte er mit leiser Stimme.

      Nedeam schwang sich in den Sattel und nickte. „Sehr. Diese zehn Stationen garantieren uns eine schnelle Nachrichtenverbindung zwischen der Nordfeste und Eternas.“

      „Ihr solltet erst die Festung sehen.“ Arkarim wies nach Norden. „Ihr habt sie ja nur während des Baus zu Gesicht bekommen. Ihr werdet überrascht sein, welche Leistung dort vollbracht wurde.“

      Nedeams Gesicht verfinsterte sich ein wenig. „Heute scheint mir wirklich jeder die Leistungen der kleinen Herren unter die Nase reiben zu wollen.“

      Den Zwergen lag das Reiten nicht besonders. Doch in diesem Fall musste sich Allruk der Notwendigkeit fügen. Man hatte ein besonders ruhiges Pferd für ihn ausgesucht, und ein Schwertmann half dem kleinen Mann in den Sattel hinauf. Obwohl die Steigbügel hoch geschnallt waren, hatte Allruk alle Mühe, ausreichend Halt zu finden. Dennoch ließ es sein Stolz nicht zu, dass einer der Pferdelords neben ihm ritt und ihn stützte.

      Die beiden Beritte trabten langsam nach Norden, mit Arkarim und Nedeam an der Spitze. Arkarims langer dreieckiger Wimpel mit der blauen Einfassung der Hochmark flatterte im sanften Reitwind. Nedeam hatte nie als Scharführer einen solchen Wimpel geführt. Er war ein gewöhnlicher Pferdelord gewesen und vom Beschluss des verstorbenen Pferdefürsten Garodem überrascht worden, die Nachfolge des früheren Ersten Schwertmannes Tasmund anzutreten. Nedeam hatte gezögert, denn es war ein Unterschied, ob man im Kampf als Pferdelord in der Angrifflinie ritt oder als Erster Schwertmann die Verantwortung dafür trug. Schließlich hatte er das Banner der Hochmark angenommen, auch wenn er es sich nicht angewöhnen konnte, es, wie es eigentlich der Tradition entsprach, selbst zu führen. Stattdessen wurde es von einem erfahrenen Schwertmann getragen, der im Kampf nicht von Nedeams Seite wich. Dieser Ritt galt jedoch nicht der Schlacht, und so stand das rechteckige Banner im Saal der Burg von Eternas.

      Staub wallte unter den Hufen der Pferde auf und legte sich über Tiere und Reiter. Während in den vorderen Reihen noch die kräftigen Farben des Pferdevolkes sichtbar waren, erschienen die nachfolgenden zunehmend in einem eintönigen Graubraun.

      Arkarim wandte sich halb im Sattel. „Erster Beritt hinter den zweiten zurückfallen“, befahl er.

      Nedeam nickte. Es war nur gerecht, dass die Reiter abwechselnd den Staub der anderen zu schlucken bekamen. Arkarim kümmerte sich um das Wohl seiner Männer, und das zeichnete einen guten Scharführer aus. Ebenso wie die Tatsache, dass er kein Sonderrecht für sich in Anspruch nahm. Der Scharführer ließ sich ebenfalls zurückfallen, und Nedeam folgte seinem Beispiel.

      Während der vordere Beritt wartete, zog der andere an ihm vorbei. Llaranya, die mit einigen Schwertmännern am Ende der Formation gesprochen hatte, kam an Nedeams Seite, und dieser musste unwillkürlich lächeln. Sie war wie die anderen auch mit Staub gepudert, nur ihr elfischer Umhang, der aus einem besonderen Material gewebt war, strahlte in seinem frischen hellen Blau. Ihre Augen blitzten, während sie die Wasserflasche vom Sattelhorn nahm und sich den Mund ausspülte.

      „Gelegentlich vermisse ich die grünen Wälder meines Volkes“, gestand sie ein. „Dieser Staub ist grässlich. Er kriecht unter die Kleidung und knirscht zwischen den Zähnen.“

      „Wir sind bald in der Nordfeste“, tröstete Arkarim. „Dort werdet Ihr ein erfrischendes Bad nehmen können, Hohe Frau.“

      Nedeam bemerkte bei diesen Worten eine gewisse Wehmut in den Augen des Scharführers und konnte sich den Grund dafür sehr gut denken. Als die Clans des Pferdevolkes noch gegeneinander gekämpft hatten, da war es den Ersten Schwertmännern, im Gegensatz zu den anderen Schwertmännern, gestattet worden, sich mit einem Weib zu verbinden und eine Familie zu gründen. Dies war keine Geste guten Willens der einstigen Pferdefürsten gewesen, sondern hatte einen ganz pragmatischen Hintergrund. Auf diese Weise versicherte sich der Herr einer Mark der bedingungslosen

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