Angsthase gegen Zahnarzt. Christine Jörg

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Angsthase gegen Zahnarzt - Christine Jörg

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bin in der Küche beschäftigt, als es kurz nach acht an der Haustür klingelt. Im Spion sehe ich nichts. Die Person muss unten stehen. Durchs Haustelefon rufe ich: „Ja, bitte?“

      „Markus“, ist die knappe, präzise Antwort. Ist das der heute Morgen angekündigte Anruf, schießt es mir durch den Kopf. Sofort wachen die Schmetterlinge in meinem Bauch auf. Was hat der Mann nur mit mir angestellt? Ich freue mich ihn so unverhofft zu sehen.

      „Komm rauf“, gebe ich ebenso kurz zurück und ich drücke gleichzeitig auf den Türöffner.

      Schon hält der Fahrstuhl und die Tür schiebt sich langsam, wie von Geisterhand gedrückt, auf. Markus kommt mit einem schönen Blumenstrauß in der Hand auf mich zu. Blumen! Wann hat mir überhaupt jemand jemals Blumen geschenkt? Das muss schon sehr lange her sein. Selbst mein Langzeitgedächtnis lässt mich im Stich.

      „Grüß dich, Markus, das ist aber eine gute Idee persönlich vorbeizukommen.“ Wir küssen uns und ich bitte ihn einzutreten.

      Bevor er seinen Mantel ablegt und aufhängt, drückt er mir den bunten Strauß in die rechte Hand.

      Ich führe ihn ins Wohnzimmer, wo Hadi immer noch am Esstisch über seiner Arbeit sitzt. Markus tritt einen Schritt zurück und sagt:

      „Entschuldigung, ich wollte nicht stören. Ich gehe wohl besser wieder. Hatte ganz vergessen, dass du immer nur einen Jungen auf einmal zu dir einlädst.“

      „Markus, du störst nicht“, versichere ich ihm schnell. „Darf ich dir Hadi vorstellen? Wir haben seinem Referat ein besseres Gesicht verpasst. Aber wir sind fertig. Gleich gibt es Abendessen.“

      Hadi steht auf, gibt Markus die Hand und sagt:

      „Grüß Gott, ich heiße Hadi. Angelika ist ein Engel. Ohne sie könnte ich keine ordentlichen Arbeiten abgeben. Deutsch ist zu schwierig für einen armen Ausländer.“

      Auch mit mir spricht Hadi jetzt Deutsch und schlägt vor: „Wir sind fertig. Ich kann gehen und wir telefonieren.“

      „Nein, Hadi, kein Problem. Du bleibst zum Essen wie besprochen.“ Weshalb müssen Männer immer alles so kompliziert machen?

      Markus scheint sich vom ersten Schock erholt zu haben und sagt: „Guten Abend, Hadi. Ich bin Markus. Sie sprechen aber gut Deutsch. Was studieren Sie?“

      „Maschinenbau“, sagt Hadi. „Das Technische geht aber, wenn ich Referate und Arbeiten schreiben muss, habe ich Probleme. Da bin ich froh, wenn jemand wie Angelika hilft. Studieren Sie auch?“

      Markus lacht auf: „Nein, aus dem Alter bin ich leider raus. Ich bin Zahnarzt.“

      Was weiter gesprochen wird, höre ich nicht, weil ich in die Küche zurückgehe und letzte Hand ans Abendessen lege.

      Als ich nach einer viertel Stunde das Wohnzimmer betrete um den Tisch zu decken, hängen Beide über Hadis Text. Selbst, als ich anfange, den Tisch abzuräumen, lassen sie sich nicht stören. Erst als ich ihnen die Blätter unter der Nase wegziehe, blicken sie erstaunt auf.

      „So, meine lieben Kinder, jetzt wird gegessen. Hier, ihr könnt schon den Tisch decken.“ Ich stelle das Tablett mit Tellern, Besteck und Gläsern vor sie hin. „Und vergesst nicht die Hände zu waschen.“ Groß schauen mich Beide an. Ich lache und kehre in die Küche zurück.

      Gehorsam befolgen sie meine Anordnung und decken den Tisch. Als ich die Frikadellen und die Salate bringe, sind sie zufrieden. Doch es dauert nur fünf Minuten und ihr Gespräch kehrt zur Arbeit zurück. Ich bin Luft. Darüber bin ich froh. Zum Glück ist Markus Eifersucht im Keim erstickt worden. Aber das kann ich nicht zulassen. Klipp und klar muss ich es ihm zu verstehen geben, wenn er kein Vertrauen in mich hat kann er gleich die Koffer packen. Ich zicke schließlich auch nicht herum, wenn er Patientinnen in den Zähnen herumstochert und dabei auch noch lustige Geschichten zum Besten gibt.

      Die beiden Männer sind so ins Gespräch vertieft, dass ich mich, als ich fertig gegessen habe, ins Arbeitszimmer verziehe. Ich habe noch eine kleine Übersetzung zu erledigen, die morgen Vormittag abgeholt wird.

      Es dauert nicht allzu lange und Hadi ruft mir auf Wiedersehen über den Flur zu. Ich begleite ihn zur Tür und verabschiede ihn mit einem Händedruck.

      Im Wohnzimmer ist Markus dabei den Tisch abzuräumen.

      „Markus, ich habe mich nicht für die Blumen bedankt. Womit verdiene ich sie?“

      „Ich wollte dir eine kleine Freude bereiten. Korrigierst du öfters Referate und Memos?“, will er wissen.

      „Ja“, gebe ich zu, „das kommt ab und zu vor, besonders vor Semesterende. Markus, noch was anderes. Dein Verhalten vorhin hat mich gekränkt. Ich versichere dir, auch wenn du ab und zu andere Männer hier siehst, sind das Freunde oder Bekannte. Sonst läuft da nichts. Ich habe nie mehr als einen Geliebten zur gleichen Zeit. Besonders, wenn er so gebaut ist wie du. Eifersucht ist fehl am Platz. Etwas Vertrauen wäre angebracht. Nicht?“

      „Ja“, gibt er zu und zieht mich kurz an sich, „ich habe blöd reagiert. Aber ich war so enttäuscht, dass du nicht alleine zu Hause warst. Ganz klar, du hast deine Freunde, wie ich meine. Und das mit dem Vertrauen, ist ein Grundstein für jede gesunde, glückliche Beziehung. Warst du böse als ich mit ihm über die Arbeit diskutierte?“

      „Nein, ich habe nur noch zu tun, und deswegen habe ich mich zurückgezogen.“

      „Na, dann arbeite mal, ich kümmere mich um das Geschirr so gut ich kann.“ Und so trennen sich unsere Wege. Er geht in die Küche und ich ins Arbeitszimmer. Irgendwie wird er das Geschirr schon in die Spülmaschine schichten und den Rest kann ich morgen abspülen.

      Wie üblich, wenn ich arbeite, ist alles mit Papier und verschiedenen Nachschlagewerken vollgelegt. So übersetze ich einige offizielle Dokumente, die für Heirat und Aufenthaltsgenehmigung benötigt werden. Ich habe noch nicht alles erledigt, als Markus sich zu mir gesellt.

      „Stört es dich, wenn ich in deinen Büchern stöbere?“

      „Nein, mach nur. Hoffentlich habe ich keine Geheimnisse versteckt.“ Ich lächle und wende mich wieder meiner Arbeit zu.

      Plötzlich sagt Markus: „Interessierst du dich fürs Fliegen?“

      Ich blicke ihn über den Bildschirm hinweg an. „Ja, ein wenig“, gebe ich zu.

      „Fliegst du auch?“, will er nun wissen.

      „Nein. Ich hatte es vor, aber bis jetzt fehlt mir der Mumm und das nötige Kleingeld.“

      „Ich dachte schon ich komme zu einem kleinen Rundflug“, sagt er scheinbar enttäuscht.

      Mit dem Buch über das Fliegen setzt sich Markus in den Schaukelstuhl, neben dem Schreibtisch. Nun lässt er mich weiterarbeiten.

      Ich wieder in meine Übersetzung vertieft als er sagt: „Doktor Osmani? War dein Mann auch Doktor?“

      Ich schüttle den Kopf. „Nein, so weit war er noch nicht. Weshalb?“

      „Weil das hier steht“, und zeigt mir einen Umschlag, den ich offensichtlich als Lesezeichen benützt hatte.

      „Nein, das bin dann wohl ich“, sage ich langsam. Zwar hatte

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