Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk
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Die Wolltiere würden Futter und Wasser finden und sich bis zur Schur noch
etwas gedulden müssen. Die beiden so unterschiedlichen Pferdelords nahmen
die gefüllten Provianttaschen auf, gingen zur Tränke und füllten ihre
Wasserflaschen. Dann holte Nedeam seinen Hengst Stirnfleck aus der
Koppel, der vor Aufregung bereits schnaubte. Schließlich hängten sie ihre
grünen Schilde links an die Sättel und saßen auf.
Nedeam reckte sich stolz im Sattel, als sie ihre Pferde antrieben und das
Tal verließen. Zum ersten Mal in seinem Leben ritt er als Pferdelord einem
Kampf entgegen.
Kapitel 10
»Beim Dunklen Turm, Barus, mein Freund, es war ein merkwürdiges Ding.«
Guntram stieß lautstark auf und streckte Malvin erneut den geleerten Becher
entgegen. »Gib mir noch etwas von deinem seltsamen Gerstensaft, Malvin,
mein Freund.« Der muskulöse Schmied schwankte und musste sich für einen
Moment am Tresen festhalten. »Dein Gerstensaft schmeckt manchmal
genauso komisch wie dieses merkwürdige Ding.«
»Dann war es also zum Essen?« Malvin schenkte zögernd nach. Guntram
schien eine Neuigkeit zum Besten geben zu wollen, aber er hatte schon mehr
getrunken, als ihm guttat. Malvin überlegte ernsthaft, ob er den Gerstensaft
nicht etwas verdünnen sollte, damit es Guntram wenigstens noch schaffte zu
berichten, was ihn so erregt hatte.
Guntrams Haar war lang und grau geworden, und seine Augen waren auch
nicht mehr besonders gut, aber er fertigte noch immer die besten
Schurklingen, Waffen und Rüstungen der ganzen Stadt. Wenn er sich
bewegte, wurden unter seinem halb geöffneten Wams gelegentlich die Narben
früherer Verletzungen sichtbar. Guntram war einst ein sehr guter Pferdelord
gewesen, und wenn seine Augen es noch zugelassen hätten, so wäre er wohl
dem Eid noch immer gefolgt.
»Zum Essen?« Guntram wirkte einen Augenblick verwirrt und schüttelte
dann den Kopf. »Nein, nein, guter Freund, es war nicht zum Essen. Aber es
war merkwürdig.«
Guntram grinste Malvin bierselig an und zeigte dabei seinen fast zahnlosen
Mund. Er hatte vor Jahren einmal behauptet, der Weg zwischen Burg und
Stadt sei nur deshalb gepflastert, damit die betrunkene Wache des
Pferdefürsten zu später Stunde auch den Heimweg fände. Das hatte dem
Schmied ein Privatgespräch mit dem Ersten Schwertmann des Pferdefürsten
Garodem und in der Folge ein paar fehlende Schneidezähne eingebracht.
Doch seine Zunge war noch immer scharf. So scharf, dass mancher
Pferdelord gerne einmal die Schärfe seiner eigenen Klinge daran erprobt
hätte. Guntram hatte bei dem Angriff der Orks auf die Stadt Eternas seine
Frau verloren, und seitdem sprach er dem Gerstensaft öfter zu. Sosehr es
Malvin auch liebte, das Getränk über den Tresen zu schieben, so sehr
bedauerte er es, dass der alte Schmied derart unter dem Verlust seines Weibes
litt.
»Das merkwürdige Ding«, erinnerte Malvin sein Gegenüber und schob
ihm den aufgefüllten Becher hin.
»Also, einer der Gehilfen aus der Festung kam zu mir und bat mich, ihm
zwei Helme zu fertigen. Getreulich nach dem Vorbild eines merkwürdigen
Kopfschutzes, den er mitbrachte. Ich habe ihm gleich gesagt, der Helm tauge
nichts und ich könne ihm viel bessere fertigen.« Guntram trank in hastigen
Schlucken, wischte sich den Schaum vom Mund und stieß erneut heftig auf,
wobei er sich gegen die Brust klopfte. »Pah, dieser komische Helm taugte
nichts. Gutes Eisen, sicherlich, und auch passabel gearbeitet. Aber auf der
Oberseite ziemlich flach und ohne einen Steg, an dem die Klinge eines
Schwertes abgleiten könnte. Nicht einmal ein passabler Nasenschutz.«
Guntram schnaubte verächtlich. »Und schon gar kein Nackenschutz.«
Barus zuckte die Schultern. Auch er hatte an diesem Tag ein wenig mehr
als gewöhnlich getrunken. Er hatte eine ganze Reihe der kleinen Nager
erwischt, und der Erfolg hatte ihn durstig gemacht. »Vielleicht probieren die
Schwertmänner einen neuen Helm aus?«
Guntram rülpste. »Pah, das Ding mag als Blumentopf taugen, aber nicht
als Helm.«
Sie blickten in den hinteren Bereich der Schenke, wo die anderen Gäste in
einer großen Gruppe gedrängt um einen Tisch saßen. Immer wieder fielen die
Namen der Weiler vom Horngrund und vom Quellgrund, und es war
offensichtlich, dass es um das anstehende Stoßspiel ging.
Der alte Schmied leerte seinen Becher, und als er seinen Kopf in den
Nacken streckte, schien er Mühe zu haben, sich auf den Beinen zu halten.
Barus legte ihm hilfreich die Hand an den Arm und bewahrte Guntram vor
einem Sturz, wofür