Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk

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Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge - Michael Schenk Die Pferdelords

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er brauchte ihn nicht mehr. Die Raubkralle überschlug sich in vollem

      Lauf und prallte schlaff auf den Boden. Der leblose Körper rutschte noch ein

      Stück über die Steine und blieb dann liegen. Mit schussbereitem Bogen trat

      Nedeam hinter dem Felsen hervor und ging vorsichtig auf das Tier zu. Doch

      die Raubkralle war unbestreitbar tot.

      Nedeam schnitt seinen Pfeil aus dem Kadaver, denn es war ein guter Pfeil

      mit geradem Schaft, glatter Befiederung und einer scharfen Spitze, die von

      Guntram, dem Schmied, gefertigt worden war. Dass es ein Jagdpfeil und kein

      Kriegspfeil war, erkannte man an der Stellung der Spitze zur Befiederung.

      Die Rippen eines Tieres verliefen zumeist senkrecht, und so stand auch die

      Spitze eines Jagdpfeils senkrecht auf den Federn, um leichter zwischen den

      Rippen hindurchdringen zu können. Die Rippen eines Menschen oder Orks

      dagegen verliefen zumeist waagrecht. Es gab auch Pfeile mit kegelförmigen

      Spitzen, die für beide Zwecke geeignet waren, aber Nedeam schätzte sie nicht

      besonders. Sie waren spitz und dünn und rissen zu kleine Wunden. Der

      Getroffene verblutete nicht so rasch, und war der Schuss nicht auf Anhieb

      tödlich, konnte das Opfer fliehen oder sogar noch Rache nehmen.

      Der junge Pferdelord zückte seinen Dolch und begann den Räuber zu

      häuten. Leider war das Fleisch einer Raubkralle nicht besonders schmackhaft,

      im Gegensatz zu dem eines Pelzbeißers. Aber ihr weiches, dichtes Fell war

      begehrt, und auch wenn diese hier nicht besonders groß war, so würde

      Nedeam in Eternas dennoch einen guten Gegenwert dafür erhalten. Als er

      fertig war, verscharrte er den Tierkörper, nahm das Fell und legte sich wieder

      schlafen. In dieser Nacht würde seine Ruhe wohl nicht noch einmal gestört

      werden.

      Als der Morgen anbrach, erwachte Nedeam und freute sich darauf, endlich

      wieder nach Hause zu kommen. Vielleicht würde er die Wolltiere eine Weile am

      Gehöft grasen lassen, denn er musste das Fell schaben und es von

      Fleischresten befreien, sonst würde es verderben. Vielleicht ergab sich auch

      die Gelegenheit, eine Weile auf der Bettstatt zu ruhen. Nedeam war sich nicht

      sicher, ob er das verantworten konnte, aber als er schließlich das Gehöft

      erreichte und beim Betreten der Schlafkammer seine Bettstatt erblickte, war

      jeder Zweifel verflogen.

      Man nannte es noch immer Balwins Gehöft, obwohl Balwin vor mehr als

      drei Jahreswenden von den Orks getötet worden war und der Hof nun

      Meowyn gehörte. Doch da Meowyn als Heilerin in Eternas lebte, führte ihr

      Sohn Nedeam nun den Hof mitsamt der Wolltierzucht, und Dorkemunt, der

      kleinwüchsige Pferdelord, half ihm bei Kräften an des Vaters Stelle.

      Dorkemunt hatten Nedeam kennengelernt, als der damals Zwölfjährige allein

      durch die Nordmark der Pferdelords streifte. Nedeam war auf der Suche nach

      dem Beritt des Pferdefürsten Garodem gewesen, doch hatte er nur Tod und

      Verwüstung vorgefunden, die marodierende Orks über das Land brachten.

      Mit Glück und Instinkt hatte der Junge überlebt und war dann auf Dorkemunt

      getroffen. Zusammen mit den Pferdelords des Königs waren sie gerade

      rechtzeitig in die Hochmark zurückgekehrt, um den Fall von Eternas zu

      verhindern. Nedeam war die ungewöhnliche Ehre zuteilgeworden, im

      knabenhaften Alter von zwölf Jahren in die Riege der Pferdelords

      aufgenommen zu werden. Eigentlich war dies erst möglich, wenn man das

      sechzehnte Jahr erreicht hatte.

      Dorkemunt war froh, dass die letzten Jahre in Frieden vergangen waren. Er

      kannte Nedeams Temperament, und der kleine Bursche hätte sich kaum

      aufhalten lassen, wenn der Pferdefürst erneut die Losung gegeben hätte.

      Selbst jetzt fand Dorkemunt den Jungen noch viel zu zierlich, um als Kämpfer

      in die Schlacht zu ziehen. Es fehlte ihm gewiss nicht an Körpergröße,

      schließlich war auch Dorkemunt selbst nicht gerade ein Hüne. Und auch an

      Mut mangelte es Nedeam nicht, doch fehlte ihm die Kraft, eine ordentliche

      Streitaxt oder die Stoßlanze zu führen.

      Dorkemunt hatte sich mit widerstreitenden Gefühlen zu Balwins Gehöft

      aufgemacht, denn was er für Nedeam vorsah, würde er in langwierigen

      Diskussionen verteidigen müssen. Nicht unbedingt gegenüber dem Jungen,

      sondern gegenüber Meowyn, Nedeams hübscher Mutter. Ja, Meowyn gefiel

      ihm über alle Maßen, und wäre ihr Herz nicht so verschlossen gewesen, so

      hätte Dorkemunt ihr wohl nach altem Brauch das Pferd gesattelt und um ihre

      Hand angehalten. Sicher, er war reich an Jahren und Meowyn um so viele

      Monde jünger, doch dafür war er auch reich an Erfahrung und galt als guter

      Pferdelord.

      Der kleinwüchsige Reiter trabte auf den Eingang der Schlucht zu, die in

      eines jener vielen kleinen Gebirgstäler mündete, welche sich zahlreich in die

      Landschaft der Hochmark kerbten. Zwei Tage dauerte für gewöhnlich die

      Reise von der Stadt zu Balwins Hof. Auf seinem Ritt war Dorkemunt an

      einzelnen

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