Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk
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ruft dich zu den Waffen.«
Nedeam sah seinen Mentor überrascht an. »Ist das dein Ernst?«
Dorkemunt grinste breit. »Nun, es ist nicht direkt der Pferdefürst, der ruft,
sondern Larwyn, die Hohe Dame, doch die Losung gilt.«
»Und die Losung gilt mir?« Nedeam sah den alten Pferdelord mit großen
Augen an.
»Unter anderem«, bestätigte Dorkemunt. »Ah, ich weiß, du bist noch ein
wenig jung, aber ich habe Kormund überzeugen können, dass wir deiner
Dienste bedürfen.« Er drohte Nedeam schelmisch mit dem Finger. »So gering
sie auch sein mögen.« Er lachte kurz auf und wurde dann wieder ernst. »Aber
nun lass uns eilen. Kormund stellt einen Beritt auf, und der Eid muss erfüllt
werden.«
Dorkemunt konnte Nedeam gerade noch ausweichen, als dieser an ihm
vorbei ins Haus schoss und zu der großen, eisenbeschlagenen Familientruhe
stürzte, in der die Pferdelords neben anderen wertvollen Gegenständen auch
ihre Rüstung aufbewahrten. »Orks?«, fragte Nedeam aufgeregt, während er in
der Truhe zu wühlen begann. »Sind die Orks in der Mark?«
»Wir könnten ihnen durchaus begegnen, Nedeam.« Dorkemunt kniete sich
neben ihn. Er konnte die Aufregung des Jungen gut nachvollziehen. Es war
das erste Mal, dass Nedeam den Treueid der Pferdelords erfüllen sollte.
»Ihnen und Zwergen.«
Nedeam starrte ihn sprachlos an, und so schilderte ihm Dorkemunt, was
sich im Norden ereignet hatte. Unterdessen zogen sie Nedeams einfache
Rüstung hervor, und der junge Pferdelord begann aufgeregt, sich anzukleiden,
wobei er Dorkemunts Bericht immer wieder durch seine Fragen unterbrach.
Zunächst wurden die wollenen Beinkleider angelegt, die Beine und
Unterleib bedeckten. Sie wurden mit angenähten Schnüren an einem Gürtel
befestigt, der um den Leib getragen wurde. Dazu kam ein weites Hemd mit
rundem Ausschnitt und langen Ärmeln, das fast bis zu den Knien reichte.
Anschließend wurden die Reithosen aus feinem braunem Leder über die
Beinkleider gezogen und ebenfalls am Gürtel befestigt. Darauf folgte das
Wams. Es reichte bis an das Gesäß und bestand aus gutem Tuch. Im Sommer
wurde ein ungefüttertes Wams ohne Ärmel getragen, im Winter eines mit
langen Ärmeln und einem ledernen Überfutter. Je nach Neigung und Stellung
des Besitzers konnte das Wams auch Zierstickereien aufweisen.
»Fette die Stiefel und Fußlappen ordentlich ein«, riet Dorkemunt. »Der
Weg ist sicherlich beschwerlich, und Blasen sind ein rechtes Ärgernis.«
»Ja, schon gut, ich weiß es doch«, sagte Nedeam, und Dorkemunt musste
über den Eifer seines Freundes schmunzeln.
Aber es stimmte ja, er selbst hatte Nedeam ausgebildet, und der Junge
wusste, worauf es ankam.
Die Stiefel eines Pferdelords wurden mit Fett eingerieben, sodass sie dem
Wetter widerstanden und geschmeidig blieben. Zum Schutz der Füße wurden
diese in lange Tuchstreifen gewickelt, bevor man das Schuhwerk überzog.
Auch diese Tuchstreifen wurden gefettet, sodass sie die Haut der Füße nicht
wund rieben.
Zum ersten Mal legte Nedeam nun seine Rüstung an. Er verfügte ebenso
wenig wie Dorkemunt über einen Brustpanzer. Stattdessen streifte er ein
dickes Lederkoller über, wobei Dorkemunt ihm helfen musste, Brust- und
Rückenteil durch Riemen und Schnallen miteinander zu verbinden. Das dicke
Leder war mit einem Harz gehärtet, und in das Brustteil hatte Nedeam das
Symbol der Hochmark eingeprägt. Der grüne Rundschild Nedeams war blau
eingefasst und zeigte in weißer Farbe die Tatze eines Pelzbeißers. Nedeams
Großvater hatte einst einen dieser Räuber erlegt, und Nedeam selbst war
nahezu unbewaffnet einem anderen Exemplar entgegengetreten. Dorkemunt
fand, dass die Tatze durchaus ein passendes Symbol für den Jungen und
dessen Mut war.
An Waffen gürtete Nedeam einen kurzen Dolch und das Schwert seines
verstorbenen Vaters Balwin um. Er war noch nicht besonders geschickt im
Umgang mit dem Schwert, doch übte er fleißig und würde es bald
beherrschen. Mit dem Bogen hingegen war Nedeam schon jetzt ein
vortrefflicher Schütze. Nur die Stoßlanze bereitete Dorkemunt Sorge. Der
Junge konnte noch nicht genügend Kraft hinter die Lanze setzen, um die
dicke Rüstung eines Rundohrs zu durchstoßen.
Nedeam schlang sich den langen grünen Umhang der Pferdelords um die
schmalen Schultern und schloss die Spange mit den Pferdeköpfen vor seinem
Hals. Zuletzt setzte er den halbrunden Helm mit dem rotbraunen Lederbezug
auf den Kopf. Dorkemunt nickte zufrieden. »Du siehst wahrlich aus wie ein
Pferdelord, Nedeam, mein Freund. Nun lass uns reiten und beweisen, dass du
den