Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk
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den Hof vor sich liegen und nickte zufrieden, als er den Rauch eines
Dungfeuers aus dem Schornstein quellen sah. Nedeam war im Haus, und ihn
zu überzeugen würde die leichtere Aufgabe sein.
Unbewusst suchte der kleinwüchsige Pferdelord die Umgebung nach
einem Anzeichen von Gefahr ab. Von irgendwoher aus dem Tal ertönte das
Blöken der Wolltiere, und in der kleinen Koppel, die ein Stück vom Haus
entfernt lag, grasten die drei Pferde des Hofes. Dorkemunt erkannte
Stirnfleck, der den Kopf hochwarf und ihn gewittert zu haben schien. Er
schätzte den Hengst mit dem weißen Fleck, denn er war ein hervorragend
ausgebildetes Pferd und ein guter Kämpfer, wenn auch manchmal ein wenig
eingebildet. So schien er zu glauben, keine gewöhnliche Arbeit verrichten zu
müssen, und lahmte dann gerne, wenn man sie ihm abverlangte.
Hinter der Koppel plätscherte der kleine Gebirgsbach, der bis in das Tal
des Quellweilers führte, wo er in den Fluss Eten mündete. An dem Bachlauf
stand ein kleiner Verschlag, in dem man sich erleichtern konnte, ohne das
Haus mit unangenehmen Gerüchen zu füllen. Vor dem Zugang des
Verschlages hing ein Fell, das ein wenig half, die lästigen Flugstecher
fernzuhalten. Dorkemunt fragte sich, ob Nedeam während seiner
Abwesenheit darauf geachtet hatte, die Wolltücher auszuwaschen, die für die
persönliche Säuberung vorgesehen waren.
Als Dorkemunt die Tränke erreicht hatte, die unmittelbar vor dem Haus
stand, stieg er aus dem Sattel und ließ sein durstiges Pferd saufen, bevor er es
zum Grasen auf die Wiese schickte.
Das Haupthaus des Gehöfts war ungewöhnlich groß, denn Nedeams Vater
Balwin hatte zu jener Zeit, als lange und starke Balken in der Hochmark
selten gewesen waren, einen außerordentlich großen Baum gefunden, und so
maß das Gebäude fast fünf volle Längen. Es war, wie in der Hochmark
üblich, massiv aus Stein und Fels errichtet, und durch seine niedrige und lang
gestreckte Bauweise bot es genügend Raum und konnte zugleich den Stürmen
des Winters trotzen.
Dorkemunt schwang seine Streitaxt an die Schulter, pochte an die Tür und
trat ein.
Das Haus bestand aus dem eigentlichen Wohnraum und zwei abgetrennten
Kammern. Eine von ihnen hatten ursprünglich Balwin und Meowyn bewohnt,
doch nun nutzte Dorkemunt deren Bettstatt. Aus der anderen Kammer drang
vernehmliches Schnarchen, und der alte Pferdelord lächelte wohlwollend. In
seiner Abwesenheit bewirtschaftete Nedeam den Hof allein, und Dorkemunt
konnte nachvollziehen, dass der Junge hin und wieder von Müdigkeit
übermannt wurde. Er hörte das Knarren der Bettstatt, als Nedeam sich
bewegte, und nahm sich vor, die Schnürungen der Hölzer nachzuziehen.
Allmählich lockerten sie sich, vielleicht war eine von ihnen sogar angerissen,
und niemand schätzte eine Bettstatt, die des Nachts plötzlich nachgab.
Er warf einen Blick auf das dicke Wolltierfell, das Nedeams Kammer vom
Wohnraum abtrennte, und beschloss, den Jungen noch ein wenig ruhen zu
lassen. Dorkemunt stellte seine Streitaxt griffbereit neben die Tür, bevor er
sich auf die massive Holzbank setzte.
Als sein Blick auf die kleine Kochtruhe neben der Feuerstelle fiel, spürte
der kleinwüchsige Pferdelord plötzlich, wie hungrig er war. Er erhob sich
wieder, um Brot und Käse aus der Truhe zu holen, als er abermals das
Knarren der Bettstatt vernahm. Kurz darauf wurde das Wolltierfell
zurückgeschlagen, und Nedeam blickte verschlafen hervor.
»Schneller Ritt, junger Pferdelord«, begrüßte ihn Dorkemunt lächelnd.
»Hä?« Nedeam rieb sich schlaftrunken die Augen und schüttelte seinen
Kopf, um die Benommenheit zu vertreiben.
Indessen ging der kleinwüchsige Pferdelord zur Truhe hinüber und öffnete
sie. Er nahm Brot und Käse heraus, hielt kurz inne und zog dann noch den
kleinen Sack mit getrockneten und gesalzenen Fleischstreifen hervor. »Wir
werden länger als drei Tage unterwegs sein«, sagte er beiläufig. »Pack für
zwei Zehntage.«
»Was redest du da, Dorkemunt?«, fragte Nedeam, während er blinzelnd
den Raum durchquerte und dann aus dem Haus trat, um sich an der
Pferdetränke das Gesicht zu waschen. »Sag mir lieber, ob du das neue
Schurmesser besorgt hast. Die alte Klinge ist schon wieder stumpf.«
»Ja, ich habe die neue Klinge«, erwiderte Dorkemunt, der Nedeam gefolgt
war und nun an der Einfassung der Haustür lehnte. »Eine gute Klinge von
Guntram, dem Schmied. Und ich habe dir sogar etwas Süßwurzel aus Eternas
mitgebracht. Die isst du doch so gerne.«
Nedeam richtete sich mit erfreutem Gesichtsausdruck auf, und Dorkemunt
sah ihn verschwörerisch an. »Aber du wirst nicht viel Zeit haben, sie zu
genießen. Den Eid gilt es