Diener des Feuers. Karin Kehrer

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Diener des Feuers - Karin Kehrer Diener des Feuers

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die Kraft ihres Elementes in sich auf.

      Lange ließ sie sich von den Wellen umarmen und schaukeln, glitt durch die kühlen Fluten.

      Erst als die Sonne untergegangen war und die ersten Sterne am Himmel blinkten, verließ sie das Meer.

      Schwarzes Haar fiel schwer über ihren Rücken bis auf die Hüften. Ihre Augen funkelten klar und blau wie Eis und ihre Haut leuchtete makellos wie frisch gefallener Schnee.

      Leichtfüßig lief sie über den Sand, auf den Eingang ihrer Höhle zu.

      Ruckartig blieb sie stehen, als sie im Schatten der Felswand einen Myrduk entdeckte. Der eineinhalb Ellen große Jungvogel hatte sich zum Schlafen in eine Felsnische zurückgezogen. Sie hob die Hände. Blaue Funken tanzten über die Haut, ein Wasserstrahl entwich ihren Fingern. Er schoss hoch, traf den Vogel, der entsetzt aufkreischte. Mit einer leichten Drehbewegung wickelte Lalana den Strahl um den Hals des Tieres und holte es zu sich heran, sah zu, wie es vergeblich versuchte, sich mit hektischem Flügelschlag aus der tödlichen Umklammerung zu befreien. Federn stoben auf, der Myrduk krächzte erstickt.

      Die Bewegungen des Vogels erlahmten nach und nach. Schließlich hing er leblos in der magischen Schlinge. Mit einer eleganten Bewegung der Hände zog Lalana den Wasserstrahl zurück. Das tote Tier fiel zu Boden, ein armseliger Haufen Federn. Lalana gluckste, stieß es mit der Fußspitze zur Seite und betrat die Wohnhöhle.

      Mein ist die Rache. Mein!, sang es in ihr.

      Kapitel 2

      Sonnenstrahlen fielen durch die bunten Glasfenster des Versammlungssaales von Ranasor, der Festung in den Feuerbergen, und malten flirrende Muster auf den Steinboden. Kleine Staubpartikel tanzten im gedämpften Licht und noch mehr davon wurden aufgewirbelt, als Varruks goldene Robe über den Boden wischte. Das Rascheln des Stoffes verlor sich in der Weite der Halle. Varruks Blick heftete sich auf das einzige offene Fenster im Saal und ein Lächeln huschte über seine markanten Züge, als er einen winzigen roten Punkt am Himmel entdeckte. Der siebente Feuervogel kam zurück. Gleich darauf flatterte das Tier herein und setzte sich auf seine Schulter.

      „Lalana Yallasir wird also kommen. Das ist gut“, murmelte Varruk und lächelte wieder. „Ich wusste, dass sie nicht widerstehen kann.“

      Behutsam nahm er den Vogel von der Schulter und setzte ihn in den großen Käfig, in dem sich die anderen Boten befanden. Jetzt waren sie vollzählig. Dieser hatte die längste Reise hinter sich, war er doch gleich zu zwei der magischen Wesen geschickt worden. Der andere Adressat seiner Botschaft hatte sie noch widerwilliger angenommen als die Wassermagierin, aber das spielte keine Rolle. Am Ende gehorchten sie alle.

      Er schloss den Käfig und betrachtete den steinernen Tisch, der die Mitte der Halle einnahm. Acht Stühle aus dunklem Holz waren an einer Seite aufgereiht. Ihre Lehnen trugen die Abbilder der großen Elementwesen. Einer davon musste einstweilen noch leer bleiben. Trotzdem würde die Versammlung der Weisen Magier einen beeindruckenden Anblick für seinen Gast bieten. Nicht umsonst plante der Älteste des Rates der Magier und Magierinnen seine Auftritte genau und sein Sinn für Dramatik war bekannt.

      Die Festung Ranasor stellte einen würdigen Rahmen für sein Vorhaben dar. Hoch in den vulkanischen Bergen des Vorlandes von Mag’Mayn gelegen, bildete sie ein beeindruckendes Bollwerk magischer Baukunst. Er selbst hatte es in vielen Jahren geschaffen, hatte Stein um Stein aufeinander gefügt.

      Der Lichtstrahl, der durch das offene Fenster fiel, verbreiterte sich mit einem Mal, wurde zu einer gleißenden Bahn, die sich auf den schwarzen Steinboden senkte. Varruk schirmte die Augen mit der Hand ab.

      „Ah, Irisana Reguvil, Herrin des Lichts, sei gegrüßt.“

      Der Strahl sammelte sich, nahm die Gestalt einer großen, schlanken Frau an. Mit einer anmutigen Bewegung raffte sie ihr weißes Kleid und neigte lächelnd den Kopf. Das blonde Haar fiel in leichten Wellen bis auf ihre Hüften und auf ihrem Scheitel leuchtete die weiße Strähne der Lichtmagier.

      „Schön, dich zu sehen, Varruk Erasant, Herr des Feuers. Bin ich die Erste, die deinem Ruf gefolgt ist?“ Ihre Stimme klang glockenklar und füllte jeden Winkel des großen Saales, obwohl sie nicht laut gesprochen hatte.

      Varruk nickte. „So ist es. Aber du wirst dich noch ein wenig gedulden müssen. Die anderen kommen später – besonders mein Gast, der die Nachricht zuletzt erhalten hat.“

      „Ein Gast? Wer ist es?“ In den goldenen Augen der Frau funkelte Neugier.

      Über das Gesicht des Feuermagiers huschte ein Grinsen. „Ich werde es dir nicht verraten. Du wirst warten müssen, bis er da ist.“

      Irisana lachte. „Du bist immer für Überraschungen gut. Aber ich kann mir denken, welche Aufgabe er bekommen wird. Ein Feuermagier, der Madryls Platz einnehmen soll, nicht wahr?“

      „Deine Scharfsicht ist wie immer nicht zu übertreffen, Herrin des Lichts.“

      Irisana hob ihre hellen Augenbrauen. „Du solltest nicht über mich spotten. Wir alle wissen, welch großer Verlust der Tod Madryls für die magische Welt war und wie wichtig es ist, das Gleichgewicht im Rat wiederherzustellen.“

      In Varruks gelben Augen glühte ein Funke auf. „Du sagst es. Vor allem auch deshalb, weil nicht alle auf der richtigen Seite sind. Für manche ist unsere Aufgabe noch immer nicht wichtig genug.“

      Irisana wich seinem bohrenden Blick aus. „Ich weiß sehr wohl um die Bedeutung unseres Vorhabens.“

      Der Feuermagier lächelte. „Wissen allein genügt nicht, meine Liebe. Es gibt auch nur einen, der tatsächlich mein Gegner ist. Aber er ist einstweilen keine Gefahr.“

      „Du meinst …?“

      „Ja, ich meine Sel Dragmon, den Erdmagier.“

      Irisana lachte. Es klang wie das Schellen von unzähligen Glöckchen. „Ein Erdmagier? Den wirst du nicht fürchten müssen, oder?“

      „Nein, natürlich nicht. Er ist viel zu schwach, wie alle diese Hohlköpfe, die nur an ihre Pflanzen und Tiere denken. Es geht um die anderen, die einfach nur gleichgültig sind. Ich frage mich, was schlimmer ist. Ein Feind, der mir offen entgegentritt, ist einfacher zu behandeln als einer, dessen Meinung ich nicht kenne. Vor allem Wankelmut ist gefährlich.“

      In Irisanas Augen flackerte ein helles Licht auf, doch sie antwortete nicht. Mit einer leichten Handbewegung überbrückte sie schließlich das entstandene Schweigen. „Was mich vor allem interessieren würde: Wie weit ist Madryl bei seiner Aufgabe tatsächlich gekommen? Hat er wenigstens eines der Abbilder gefunden?“

      Varruk hob seine Hand. „Warte. Nicht so ungeduldig. Du wirst es erfahren, wenn die Ratsversammlung vollständig ist. Ich erzähle wichtige Dinge gerne nur einmal.“

      Irisana zuckte mit den Schultern. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Wie du meinst. Ich will dir deinen Auftritt bestimmt nicht verderben. Du kennst meine Meinung. Ich finde es immer noch vermessen, nichts Geringeres als die Unsterblichkeit verlangen zu wollen.“

      „Du hast dir dein eigenes kleines Paradies schon errichtet, ich weiß. Schade, dass du nicht von mehr Ehrgeiz beseelt bist.“ Varruk fauchte leise. „Genau das ist es ja. Davon habe ich gesprochen. Du bist nämlich nicht die Einzige, die so denkt. Selbstsüchtig und kleinmütig seid ihr. Seit

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