Diener des Feuers. Karin Kehrer

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Diener des Feuers - Karin Kehrer Diener des Feuers

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so angeblich wunderbaren Volk geworden ist. Menschen!“ Er lachte verächtlich. „Niemals sollte sich ein Magier mit diesem schwächlichen Pack abgeben müssen. Aber genau dazu wurden wir verdammt. Zu einem Leben unter diesem Abschaum!“ Seine Finger schlossen sich blitzschnell um Irisanas Handgelenk. Die Lichtmagierin zuckte zusammen und sog scharf die Luft ein, als seine Hitze in ihre Haut drang. Ihre Aura leuchtete auf, umgab sie mit gleißendem Licht, aber der Feuermagier war zu schnell und zu stark. Ihre magische Abwehr flackerte auf und erlosch.

      „Hör auf – bitte! Es ist ja gut!“ Irisana wand sich unter seinem unbarmherzigen Griff.

      „Du wirst dich weder gegen mich stellen, noch meine Pläne behindern, nicht wahr?“, sagte Varruk weich. „Es ist die Bestimmung der magischen Wesen, Myn Fantrix zu öffnen, um uns das zu geben, was uns von Anbeginn der Zeiten zugestanden hätte und niemand darf sich dieser Bestimmung widersetzen oder sich kleinmütig verkriechen.“ Er nahm seine Hand weg und betrachtete die rote, verbrannte Haut.

      Irisana keuchte, in ihren Augen schwammen Tränen. „Lass mich. Du solltest mich nicht zu Gehorsam zwingen. Dieses Recht hast du nicht“, flüsterte sie gequält.

      „Doch, das habe ich“. Varruk sah sie durchdringend an, bis sie seinem Blick auswich. Er strich leicht über die Rötung und im Nu war sie verschwunden. „Feuermagie steht über allem. Feuer ist das stärkste Element, alle anderen sind ihm unterlegen.“

      Irisana öffnete ihren Mund, schloss ihn wieder. Vorsichtig strich sie mit den Fingerspitzen über die frisch verheilte Haut.

      Der Feuermagier lächelte. „Ich denke, wir sollten uns die Zeit mit angenehmeren Dingen vertreiben, bis die anderen eingetroffen sind. In meiner Speisekammer befinden sich Unmengen von köstlichen Dingen. Und dieser Wein! Seine vulkanische Glut ist unvergleichlich!“

      Kapitel 3

      Das Meer. Unvorstellbar viele, salzige Wassertropfen. Eine Flut von Tränen. Auch Catherine hatte geweint, Tränen der Angst, der Trauer und des Zorns. Aber das war vorbei. Jetzt bestand sie nur mehr aus einer leeren, ausgebrannten Hülle. Die Psychopharmaka, die sie seit fast einem Jahr schluckte, nahmen dem Schmerz die Schärfe, gaben ihr das Gefühl, als sei er in Watte gepackt, säße irgendwo dumpf und verschwommen in ihrem Inneren. Aber er war immer noch da.

      Catherine starrte auf die Wellen, die sich am Sandstrand brachen. Sie wartete darauf, dass das Wasser ihre bloßen Füße berührte, zuckte zurück, als die eisige Kälte an ihrer Haut leckte. Sie hatte für einen Moment daran gedacht, wie es wäre, in diese rauschenden Wogen hineinzugehen, unbeirrt, immer weiter.

       Kaltes Wasser. Es umklammert die Beine, greift nach meinem Bauch.

      Sie verkrampfte sich bei der Erinnerung daran. Aber unbarmherzig liefen ihre Gedanken weiter.

       Es erobert meinen Körper – Brust, Hals, Kinn. Füllt den Mund. Immer weitergehen, den Boden unter den Füßen verlieren, schweben. Die Augen schließen und sich treiben lassen. In einem letzten Anfall von Panik vielleicht versuchen, das Leben zu retten, zu schwimmen, sich über Wasser zu halten. Aber die lähmende Kälte lässt das Blut stocken, lässt jede Bewegung erstarren.

      Mit einem Ruck hob Catherine den Kopf, stieg vorsichtig aus dem Wasser. Nein. Es ging nicht.

      Sie hatte damals gekämpft, um dem eisigen Wasser zu entkommen. Warum eigentlich? Es wäre besser gewesen, aufzugeben. Dann stünde sie nicht allein an diesem einsamen Strand in Cornwall. Es war eigentlich völlig egal, wo sie sich aufhielt, denn ihr Denken und Fühlen waren woanders, in einer anderen Welt. Wie eine Seifenblase, die in der Luft schwebte, ständig in Gefahr, zu zerplatzen. Sie hatte versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Ihre Eltern und ihre Freunde hatten sich genug Sorgen um sie gemacht. Aber ihre Kraft war verbraucht. Sie konnte nicht loslassen und den dunklen Gedanken Einhalt bieten.

      Catherine setzte sich auf den Boden, zog die Beine an und starrte wieder auf das Meer hinaus.

      Der erste schöne Tag nach einer kalten, regnerischen Woche. Blauer Himmel, feine Federwölkchen, weit draußen ein schneeweißes Segel. Eine leichte Brise liebkoste ihre Haut und ihr Haar. Sie strich sich abwesend eine rotblonde Strähne aus dem Gesicht.

      Paul und Sarah hätte es hier gefallen, obwohl das Wasser wirklich zu kalt zum Baden war. Aber wenn das Wetter schön war, konnte man barfuß am Strand tollen, eine Sandburg bauen. Sie hätte ein Buch mitnehmen und zu lesen versuchen können. Ihr kleines, wissbegieriges Mädchen hätte sie mit seinen unzähligen Fragen gestört, aber das hätte ihr nichts ausgemacht. Es wäre tausend Mal besser gewesen als ganz alleine hier zu sitzen.

      Paul und Sarah waren gegangen und hatten sie zurückgelassen.

      Eine Welle von Übelkeit krampfte ihren Magen zusammen. Catherine schloss die Augen und versuchte, ihren Atem zu beruhigen.

      Einatmen, ausatmen. So wie es ihr der Psychotherapeut immer wieder erklärt hatte. Sie kniff die Augen zusammen, zeichnete mit der Zeigefingerspitze Linien in den Sand. Ein verschlungenes Muster, das sich im Kreis windete, zu einem Mittelpunkt führte. Es war eine gute Methode, sich abzulenken, auch wenn das Muster nie so wurde, wie sie es in ihren Gedanken sah. Sie versuchte sich vorzustellen, auf einer dieser Linien zu wandern. Beginnend vom Rand aus, in unzähligen Windungen, dem Mittelpunkt zustrebend. Alles lief auf diesen Mittelpunkt zu. Aber sie konnte ihn nicht finden. Sie wanderte auf einem Weg, der ins Ungewisse führte.

      Manchmal wünschte Catherine sich, zum Anfang zurückkehren zu können. Es ging nicht. Was einmal geschehen war, konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden.

      Sie verharrte, wischte schließlich die Linien mit einer ungeduldigen Handbewegung fort und stand langsam auf.

      Es hatte keinen Sinn mehr, nachzudenken, zumindest jetzt nicht.

      Sie warf noch einen Blick auf die weiße Gischt der Wellen, die unermüdlich gegen die Steine schlug. Dann wandte sie sich ab und stieg mit langsamen Schritten den schmalen Pfad hinauf, auf den Rand der Klippen zu.

      Kapitel 4

      Yal Rasmon zog fröstelnd die Schultern hoch und starrte auf den großen Tisch und die acht Stühle, die noch immer leer waren. Der Rat der Weisen Magier ließ ihn warten. Eine Ewigkeit lang befand er sich schon im Großen Saal, war die Mauern entlang geschlendert und hatte versucht, nicht auf die Warnsignale zu achten, die sein Instinkt ihm sandte. Das Gefühl zu ignorieren, den dieser Ort immer noch in ihm hervorrief. Ein Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins.

      Es gab nicht einmal einen Stuhl in dieser Halle, der einem Besucher ein wenig Bequemlichkeit ermöglich hätte, nur die acht Exemplare, die dem Weisenrat vorbehalten waren. Yal hatte probeweise auf einem von ihnen Platz genommen. Auf dem Stuhl des Feuermagiers Madryl Ardolan. Aber er war sofort wieder aufgesprungen, als ihn eine Vision überfiel.

      Grässliche Schreie, ein Wesen, das bei lebendigem Leib verbrannte. Das Bild war so wirklichkeitsnah, dass er beinahe glaubte, den Geruch von verkohltem Fleisch und versengten Haaren zu riechen. Und gleich darauf war Dunkelheit in seinen Kopf gekrochen, wie immer, wenn er versuchte, sich an die Zeit zu erinnern, bevor er sich in Findward niedergelassen hatte.

      Findward gehörte zu dem Teil der irdischen Reiche, der von mehr Erdmagie durchdrungen war als jeder andere. Hier hatten sich vor Urzeiten die Hynnen angesiedelt, nachdem die Kriege sie aus Myn Fantrix vertrieben hatten und auch

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