Diener des Feuers. Karin Kehrer

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Diener des Feuers - Karin Kehrer Diener des Feuers

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Magie brauchte Yal Rasmon jetzt am meisten.

      Varruk Erasants Feuervogel hatte ihn überraschend erreicht und seit er die Nachricht empfangen hatte, grübelte er vergeblich darüber nach, was die Weisen ihm zur Last legen könnten.

      Eine Ratsversammlung der Magier bedeutete meist nichts Gutes. Magier waren Einzelgänger, jeder für sich in seinem eigenen Element und sie verfolgten selten ein gemeinsames Ziel. Natürlich wusste er, dass der Weise Rat zu dem Zweck gegründet worden war, eine neue Heimat für die magischen Wesen zu finden, aber dieses Vorhaben war ihm immer sehr vage erschienen, nur als Mittel zum Zweck für Varruk Erasant, um seine Machtgelüste zu befriedigen.

      Yal blieb stehen, atmete tief ein und aus.

      Das eintönige Schwarz der Mauern von Ranasor begann wie immer auf sein Gemüt zu schlagen. Selbst die bunten Glasfenster, einziger Schmuck in der kargen Halle, vermochten ihn nicht mehr aufzuheitern. Er war müde. Der Weg zum Ratssitz der Magier war weit, selbst wenn man als Flamme durch die Lüfte huschen konnte und er hatte seine tiefe Erschöpfung noch immer nicht überwunden. Diese seltsame Lethargie, die ihn befallen hatte und von der er nicht wusste, woher sie kam. In seinen Erinnerungen klaffte ein schwarzes Loch. Ein Auftrag – er hatte einen Auftrag ausgeführt. Aber welchen? Und für wen?

      Yal schüttelte den Kopf. Es brachte nichts, sich das Gehirn zu zermartern. Das einzige Ergebnis waren bohrende Kopfschmerzen und auf die konnte er verzichten, gerade jetzt, wo er dem Weisenrat gegenübertreten musste. Er würde wohl warten müssen, bis die Erinnerung von selbst wiederauftauchte oder derjenige, der seine Gedanken gelöscht hatte, es für richtig befand, sie ihm wieder zu schenken.

      Ein leises Geräusch holte ihn aus seinen Überlegungen. Sie kamen.

      Schemen, die sich nach und nach verfestigten, zu Gestalten aus Fleisch und Blut wurden.

      Alle waren sie da, bis auf einen.

      Madryl Ardolan, der Feuermagier, war tot.

      Er war vor sieben Monden gestorben, sein Körper war gefunden worden, fast bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Schwarze Schlieren tanzten vor Yals Augen und hinter seinen Schläfen begann es leise zu pochen. Er atmete tief durch, versuchte das flaue Gefühl in seinem Magen zu ignorieren.

      Die sieben Magier setzten sich. Varruk Erasant, der Älteste, wie immer prunkvoll herausgeputzt in seiner goldfarbenen Robe, warf ihm einen langen, scharfen Blick zu. Yal zuckte unwillkürlich zusammen, aber sein letzter Lehrmeister lächelte nur, wollte wohl seine Gedanken nicht lesen.

      Zu seiner Rechten hatte Irisana Reguvil Platz genommen, die Lichtmagierin und Herrin über die Inseln des Lichts. Sie musterte ihn unbewegt.

      Neben ihr saß ein weiterer Lichtmagier, Yal kannte ihn nicht.

      Dann war da noch Sel Dragmon, sein Mentor und Freund von Kindheit an. In den dunkelgrünen Augen des Erdmagiers lag ein warmes Lächeln. Aber Yal bemerkte auch die Besorgnis in seiner Miene.

      Der Stuhl zu Varruks Linken blieb frei. Yals Blick schweifte zum Sitzplatz daneben. Kurz stockte ihm der Atem, als er in die Augen der schönen Wassermagierin sah. Sie starrte ihn mit unverhohlenem Erstaunen an. Leichte Röte flog über ihr ebenmäßiges Gesicht. Sie setzte sich, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Yal lächelte unverbindlich. Er konnte sich ihr Interesse nicht erklären.

      Die Erdmagierin Syluva Karamon nickte ihm zu. Er kannte die zierliche Frau von den Besuchen, die sie Sel Dragmon abgestattet hatte.

      Als der Letzte des Weisen Rates, ein Yal ebenfalls unbekannter Lichtmagier, Platz genommen hatte, bedeutete Varruk ihm mit einer Handbewegung, vorzutreten.

      Yal Rasmon folgte seinem unausgesprochenen Befehl, blieb in gebührendem Respektabstand stehen und neigte den Kopf.

      Sieben Augenpaare starrten ihn an. Manche mit Wohlwollen, andere mit Neugier oder vielleicht sogar ein wenig Mitleid. Er schauderte, fühlte Gefahr, ein Prickeln zwischen den Schulterblättern. Was konnten sie nur von ihm wollen?

      Schließlich sprach ihn der Älteste mit tiefer, volltönender Stimme an, die in Yals Innerem vibrierte.

      „Nun, Yal Rasmon“, sagte der große, weißhaarige Magier. „Sei gegrüßt. Du wirst dich bestimmt fragen, warum wir dich gerufen haben.“ Varruk machte eine kleine Pause und legte die Fingerspitzen aneinander. „Wir haben dich gerufen, weil wir eine Aufgabe für dich haben.“

      Yal starrte Varruk Erasant überrascht an. „Eine Aufgabe? Ich bin nur ein geringer Diener der Elemente. Was könnte ich schon für die Herrinnen und Herren des Weisen Rates tun?“

      Er biss sich auf die Lippen. Zu viele Worte, zu wenig Vorsicht.

      Varruk Erasant lächelte. Aber das kalte Funkeln in seinen gelben Augen jagte Yal einen Schauer über den Rücken.

      „Deine Bescheidenheit ehrt dich, Yal Rasmon. Aber sie ist fehl am Platz.“ Varruk schlenkerte lässig mit der Hand. Der große Rubin, den er an seinem Ringfinger trug, blitzte kurz auf.

      „Doch einerlei. Du magst über deine Stärke denken, wie du willst. Wie gesagt, du wirst diese Aufgabe übernehmen und sie würdig erfüllen.“

      Yal seufzte innerlich. Varruk hatte ein Talent für Dramatik. Wann kam er endlich auf den Punkt?

      „Wie du ja sicher weißt, haben wir ein wertvolles Mitglied unseres Rates verloren. Madryl Ardolans Hinscheiden hat uns mit Trauer und Zorn erfüllt. Und noch immer ist die Ursache seines Todes nicht geklärt und der feige Mörder nicht gefasst.“

      Yal hörte unterdrückte Seufzer aus den Reihen der Magier.

      Varruks schneidende Stimme ließ ihn zusammenzucken.

      „Wir müssen ein neues Mitglied berufen, damit der Rat wieder vollständig ist. Und wir haben dich auserkoren, Yal Rasmon.“

      Yals Atem stockte. Er glaubte, sich verhört zu haben. „Mich? Aber … warum?“

      In den Augen der anderen sechs Magier las er seine eigene Überraschung. Auch sie hatten wahrscheinlich bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, was Varruk geplant hatte.

      Varruk lachte. Ja, das musste ein Spiel genau nach seinem Geschmack sein! Er liebte es über alles, seine Umgebung zu verblüffen.

      „Warum nicht, Yal Rasmon? Ich sagte schon, dass du stark bist. Und du bist ein Feuermagier. Wir können niemanden wählen, der einem anderen Element angehört, sonst wäre das Gleichgewicht nicht gegeben.“

      „Ja, das leuchtet mir ein. Aber eigentlich …“ Yal war noch immer benommen. Es stimmte nicht, was Varruk sagte. Er war kein Feuermagier, trug auch Anteile von Wasser und Erde in sich. Eine Ungewöhnlichkeit, die ihm bisher nicht zum Vorteil gereicht hatte. Erst die Lehrzeit bei Varruk Erasant hatte seinen feuermagischen Anteil gestärkt. Und was hatte er schon getan, um diese Ehre zu verdienen? Gar nichts. Im Gegenteil. Seit er sich in Findward niedergelassen hatte, vernachlässigte er seine neu gewonnenen Kräfte und widmete sich Aufgaben, die eigentlich ein Erdmagier erfüllte. Heiltränke aller Art herzustellen war eine wenig ehrenvolle Tätigkeit für einen Feuermagier.

      „Woher willst du wissen, dass Yal Rasmon wirklich für diese Aufgabe geeignet ist? Er scheint mir etwas sehr jung zu sein.“ Die dunkle Stimme der schönen Wassermagierin ließ sein Inneres erbeben.

      Varruk hob die Augenbrauen.

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