Diener des Feuers. Karin Kehrer
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Der Älteste erhob sich mit einer eleganten Bewegung. Instinktiv wich Yal einen Schritt zurück, als der alte Magier auf ihn zukam.
Varruk tat, als würde er es nicht bemerken und wandte sich an die anderen Ratsmitglieder.
„Ihr wisst alle, mit welcher Aufgabe Madryl Ardolan beschäftigt war.“
„Er versuchte, die Elementsteine zu finden, mit denen die magischen Welten wieder geöffnet werden können“, sagte Lalana Yallasir. „Und er war auf der Suche nach dem Tor zu Myn Fantrix, dem Ort, der Unsterblichkeit gewährt.“
„Und – hatte er Erfolg?“ Der zweite Wassermagier beugte sich interessiert vor. „Wir haben ja nie etwas darüber erfahren. Es wurde ein großes Geheimnis aus den Nachforschungen Madryls gemacht.“
Varruk nickte. „Natürlich. Es wäre auch jetzt noch zu früh, etwas zu offenbaren. Nur so viel – er war auf dem besten Weg, sein Ziel zu erreichen.“
Varruk holte einen Beutel aus seiner Robe und übergab ihn Yal. „Öffne ihn!“
Yal tat, wie ihm geheißen und leerte den Inhalt auf seine Handfläche. Vier Steine, klein und bunt wie Kinderspielzeug. Weiß, rot, braun und blau. Die Farben der Elemente. Für einen Moment wurde ihm schwarz vor den Augen und hinter seiner Stirn begann es dumpf zu klopfen. Er blinzelte und es war vorbei.
Lalana Yallasir sprang auf, starrte auf die ausgestreckte Hand Yals und sog mit einem scharfen Geräusch die Luft ein. „Die – die Abbilder der Elementsteine! Du hast sie! Woher …?“
Der Älteste brachte sie mit einer energischen Handbewegung zum Schweigen. „Das ist einerlei. Es ist nur wichtig, dass sie in Sicherheit sind.“
„Wo ist der fünfte? Es gab fünf davon. Der Stein für Myn Fantrix – der Wichtigste, die Schöpfung Madryls - wo ist er?“
Varruk zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Er ist verschwunden.“ Er wandte sich an Yal. „Es wird deine Aufgabe sein, ihn zu suchen. Ohne das Abbild von Myn Fantrix sind die anderen vier wertlos. Nur mit allen fünf zusammen kann man den Aufenthaltsort der wahren Elementsteine ermitteln.“
Yal betrachtete die Steine. In seinem Kopf drehte sich alles. „Ich … ich habe keine Ahnung. Warum ich?“
„Ja, warum er? Ich habe mit Madryl zusammengearbeitet, ich kenne die meisten Rituale, die er benutzt hat, kenne seine Magie. Warum nicht ich?“, fauchte Lalana Yallasir.
Yal wich zurück. Eine Wolke aus Nebel wallte auf ihn zu, hüllte ihn ein. Durchdringender, modriger Geruch stieg in seine Nase.
Varruk wischte mit einer Handbewegung den Nebel weg, ließ ihn verdampfen.
„Nur ein Feuermagier kann das Ritual durchführen, liebste Lalana, das weißt du so gut wie ich. Nur Feuer vermag die fünf Steine zu verschmelzen, sie zu einer Einheit zu machen und damit den Blick zu öffnen für die Magie der Elementsteine.“ Varruks Stimme klang nachsichtig, so als ob er zu einem ungezogenen Kind sprechen würde. Lalana sah ihn stumm an, aber in ihren blauen Augen leuchtete noch immer Zorn. Abrupt wandte sie sich ab und kehrte zu ihrem Stuhl zurück, ein Bild gekränkten Stolzes.
„Könnte uns Unwissenden vielleicht jemand erklären, worum es hier eigentlich geht?“ Die tiefe Stimme Sel Dragmons unterbrach die Stille.
Varruk drehte sich mit einer fließenden Bewegung um. Die Blicke der beiden Magier kreuzten sich. Sel Dragmon hielt dem Feuermagier stand, obwohl so etwas wie Angst in seinen Augen aufflackerte. Ein Lächeln schlich sich auf die Züge des Ältesten. „Was genau willst du wissen, mein Lieber?“
„Madryl hatte die Aufgabe, die Elementsteine zu suchen. Aber was hat es mit diesen Abbildern auf sich?“
„Hast du das Buch der Mythen nicht gelesen?“ Leichter Spott klang in den Worten des Feuermagiers.
Sel Dragmon hob die Augenbrauen. „Natürlich. Aber ich dachte …“
„Du dachtest, es genügt, sie zu finden, oder?“ Varruk breitete dramatisch die Arme aus. „Aber das allein ist es nicht.“
Ein leiser Seufzer wisperte durch die Halle. Jetzt war der Feuermagier in seinem Element. Er liebte es, die alten Legenden und Mythen zu erzählen und das konnte dauern.
„Wie ihr wisst, wurden vor Urzeiten die Tore der Elementwelten geschlossen, nachdem Krieg ausgebrochen war. Der Große Geist versiegelte sie mit Schlüsselsteinen, die er sicher verbarg, geschützt vor magischen Nachforschungen. Niemals mehr sollten die Wesen der Elemente die Möglichkeit haben, Unheil unter den Geschöpfen des Großen Geistes anzurichten. Vor allem sollte verhindert werden, dass jemals ein Magier wieder nach Myn Fantrix gelangen kann. Ein fürchterliches Unrecht, das unserer Rasse hier wiederfuhr. Aber da es immer schon Magier gab, deren Bestreben es war, die Welt der Unsterblichkeit zu finden, gelang es, Abbilder der Schlüsselsteine zu schaffen. Mit deren Hilfe sollte man die wahren Steine finden können. Über die Jahrhunderte verschwanden auch diese Abbilder, denn es ist ein wahrhaft großes Unterfangen, den Blick auf die Tore zu öffnen und manch einer ist gescheitert.“
Sel Dragmon winkte ungeduldig mit der Hand. „Ja, das ist uns bekannt. Aber was ist mit diesem Stein, der fehlt?“
„Wie ungeduldig du bist, mein Lieber“, sagte Varruk kalt. „Die Abbilder der Steine brauchen einen Mittelpunkt, das ist das Gesetz der Elementwelten. Einen Mittelpunkt, mit dem sie zu einem einzigen Stein verschmolzen werden können. Erst dann zeigt dieses neu geschaffene Kleinod den Blick auf die wahren Elementsteine.“
„Und Madryl hat ein Abbild dieses Mittelpunktes geschaffen?“
Erstauntes Gemurmel geisterte durch den Saal.
In Varruks Augen loderte eine Flamme auf. „Ja, Madryl hat diesen Stein geschaffen, so, wie es in den Mythen beschrieben wird. Er war ein wahrhaft großer Magier. Aber sein Mörder, dieses niederträchtige Geschmeiß, muss ihn an sich genommen haben.“
Lalana Yallasir sprang auf, blaue Irrlichter geisterten über ihre Robe. „Und warum betraust du mich nicht mit der Aufgabe, nach dem Abbild von Myn Fantrix zu suchen? Ich will Madryls Mörder!“ Ihre Stimme klirrte vor Wut.
„Gemach, liebste Lalana.“ Varruk kicherte. „Wenn du deinen Zorn mäßigst, wirst du zu der Einsicht gelangen, dass du nicht über die notwendigen Kräfte verfügst, nach dem Stein zu suchen. Dies kann nur mit Feuermagie geschehen. Feuermagie schuf ihn, Feuermagie findet ihn.“
Er wandte sich an Yal, der noch immer die Steine auf seiner Handfläche hielt.
„Entschuldige bitte die Unterbrechung, mein Junge. Um den Stein zu suchen, bedarf es eines besonderen Rituals, das im Buch der Großen Magie aufgezeichnet ist. Ich werde es dir geben. Und du wirst das Zeichen bekommen. Auch das wird dir helfen.“
Yal zuckte leicht zusammen. Das Zeichen eines Ratsmitgliedes zu tragen, bedeutete, gebrandmarkt zu sein für alle Zeit. Sein Leben dem Willen desjenigen unterzuordnen, der die Aufgabe erteilt hatte. Er würde Varruks Sklave sein, solange es diesem gefiel. Was das bedeuten mochte, darüber wollte und konnte er nicht nachsinnen. Er kannte Varruk gut genug und hielt ihn für eitel und machtgierig. Aber das durfte er nicht einmal denken.
Doch