Aus den Tiefen des Tages und der Geschichte. Helmut Lauschke

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Aus den Tiefen des Tages und der Geschichte - Helmut Lauschke страница 9

Автор:
Серия:
Издательство:
Aus den Tiefen des Tages und der Geschichte - Helmut Lauschke

Скачать книгу

nicht,

      was aber nach Einschätzung der Dinge

      des Gejagtwerdens in Zukunft so bleiben,

      wenn nicht noch stärker werden wird.

      Jäger und Gejagter,

      Fäller und Gefällter,

      Stürmer und Gestürmter,

      Stiefelträger und Getretener,

      Schläger und Geschlagener,

      Brenner und Verbrannter.

      Es gibt sie mehr,

      als es sie früher je gegeben hat.

      Wenn dann die Erinnerung abbricht oder ganz verlorengeht,

      nimmt es nicht wunder,

      dass das Totschießen ein beliebter Massensport geworden ist.

      Flüche und Schreie bilden eine Schlange.

      Es kann die Wasserschlange sein,

      deren Zähne nicht giftig sind.

      Den Speichel verspritzen alle Schlangen,

      wenn sie richtig zischen.

      Speichel spritzt an den Gaumen,

      wenn der Mund weit offen ist.

      Es kommt zum bitteren Geschmack

      der Wirklichkeit auf der Zunge,

      dass man erschrickt,

      den Mund so weit aufgemacht zu haben.

      Andererseits muss man den Mund aufmachen,

      wenn Kaubares auf die Zunge kommen soll.

      Das eine ist gegen das andere zu balancieren,

      wenn außer dem Bitterstoff

      vom Süßstoff etwas geschmeckt werden soll.

      Die Tische der Vernehmung sind verschieden.

      Der Vernehmer sitzt hinter dem großen Tisch,

      und der kleine Tisch aus dem schlecht gehobelten Holz

      ist für den, der vernommen wird.

      Die Platten der kleinen Tische haben Kerben,

      die bei den vorausgegangenen Verhören hineingeschlagen wurden.

      Es ist durchaus berechtigt, sich zu fragen,

      ob denn die Verhörten das Verhör überlebten,

      und was einem selbst im und nach dem Verhör noch blüht,

      wenn einem die Glocke des Schweigens übergestülpt wird.

      Im Fenster wellt sich müßig das Sonnenlicht,

      dann kriechen die Lichtkringel über den Boden.

      Sie steigen an den Tischbeinen hoch bis auf die Tischplatte

      und weiter dem Vernehmer bis auf die Stirn.

      Kreuz und quer fahren die Züge durch sein Gesicht,

      je nachdem, wie sich der Kopf hebt, senkt und dreht.

      Die Kringel fahren auf und ab nach allen Seiten.

      Man sollte meinen, man führe durch die Weiten

      vom Beginn durch die Epochen wirrender Zeiten.

      Hosenbeine, Fensterglas und Aschenbecher,

      die Frage ist: Wo bleibt der Rächer?

      Weit kann er doch nicht sein,

      denn noch qualmt’s überm Tellerrand

      an den Hügelseiten toter Stummel.

      Hobelschatten, Kerbenmulde,

      wer ist’s,

      dem ich die Erklärung schulde?

      Dabei ist das Ganze eine Farce,

      nicht mehr als ein gezinkter Türkenteller,

      wenn’s laut und schmerzhaft wird im Keller

      der Befragung.

      Dort nämlich geht’s ans Nackte

      mit dem Sagen der Entsagung,

      mit dem Schweigen der Vertagung,

      mit dem Wahnsinn der Verklagung.

      Licht und Schatten wechseln flimmernd ab,

      im Wechsel folgt ein Schritt dem andern.

      Wenn er stoppt,

      dann ist’s soweit:

      Der Knall der Ohrfeige

      steigt durchs Treppenhaus hinauf,

      wo sich das Echo in den Marmorflurwinkeln verfängt.

      Dann setzen Schritte sich entspannter fort,

      auf rauhem Boden knarren Stuhlbeinfüße.

      Es wird still im Treppenhaus.

      Gleich jagen jene Gedanken durch den Sinn,

      ob es denn noch andere Treppenhäuser gibt,

      die vom Keller abwärts in die Tiefe gehn.

      Denn immer wieder kommt es vor,

      dass nach der Vernehmung nur der Vernehmer

      die Treppe herauf zum Marmorflur kommt.

      Weiß der Teufel, übertrieben ist es nicht,

      dass mancher unten sich die Knochen bricht.

      Aschenbecher, Fensterglas und Hosenbeine,

      Hände, Hälse und die festgeschnürte Leine.

      Glatze, Fratze,

      Hetze, schiefes Maul.

      Hätt’ste,

Скачать книгу