Aus den Tiefen des Tages und der Geschichte. Helmut Lauschke

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Aus den Tiefen des Tages und der Geschichte - Helmut Lauschke

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die Verkäuferin, die oft die Geschäftsfrau selber war,

      mit dem Abschneiden der Brot- und Fleischmarken

      oder dem Wechseln des ersten Nachkriegsgeldes

      mit einer anderen Kundin beschäftigt war.

      Mundpropaganda hinter vorgehaltener Hand

      und Mundraub mit weniger vorgehaltener Hand

      gesellten sich früh zur tristen Nachkriegskultur.

      Wer überleben wollte, musste was dafür tun.

      Gebratene Tauben flogen nicht in die Münder,

      dafür war die Zeit nicht mundgerecht.

      Im späteren Leben gab es keine Phase,

      die so elementar und lehrreich war

      wie die Zeit der Nachlese und eingewickelten Braunkohle.

      Da muss Wasser sein,

      wenn es Enten gibt.

      Da muss noch mehr sein,

      wenn es in Strömen gießt.

      Der Sturm hat sich gelegt,

      da paddelt ein ganzer Verband friedlich einher.

      Die Schnäbel gehen auf und zu

      und lassen das Wasser einlaufen,

      das sie in sachten Wellen weiterträgt.

      Vorbei geht’s an nassen Wiesen

      in einen Morgen,

      über dem sich die Wolken zu lichten beginnen.

      Es wäre ein Lichtblick im neuen Tag,

      wenn das friedliche Einher

      in die Häuser und Etagen käme,

      dass Kinder wieder lachen.

      Sie wollen sich geliebt und geborgen fühlen

      und stolz auf Vater und Mutter sein,

      die so hart für den Frieden und die Schule,

      das Essen und die Kleidung arbeiten.

      Kinder zeigen die Hausaufgabenhefte

      und erzählen von den Erfolgen im Rechnen und Schreiben.

      Das sagen Kinder nur zögernd,

      dass sie sich freuen,

      wenn Eltern ihr Interesse am schulischen Gang des Kindes haben,

      es bei der Arbeit an den Hausaufgaben begleiten

      und auf die Fragen eingehen und bei der Antwort helfen.

      Zukunft beginnt mit jedem Tag,

      und mit jedem Tag kommt morgens die Frage,

      wie der Tag verlaufen wird

      mit dem, was ist,

      und wie er anders und besser verlaufen würde,

      wenn es das friedliche Einher der Enten

      auch bei den Menschen gäbe.

      Natürlich beruht das Verständnis auf der Gegenseitigkeit.

      Da macht es die Natur den Enten leichter,

      die es auf dem dahinwellenden Wasser spüren,

      dass es der Morgen gut mit ihnen meint.

      Die Serviererin setzt den Teller

      mit dem Spiegelei auf den kleinen Tisch.

      Draußen suchen Bettler aller Altersstufen

      nach Essensresten auf Plätzen und Straßen,

      wie es die mageren Hunde und Katzen tun.

      Haben sie so einen Rest gefunden,

      wischen sie den Schmutz mit großer Aufmerksamkeit

      von der Brotscheibe oder dem Fleischanhängsel am Knochen.

      Als spiegelt das Ei

      das Leben auf der Halde in der Bedürftigkeit

      auf den Teller zurück.

      Die Haldengesichter haben sich angeglichen,

      sie sehen alle alt aus,

      selbst die Blassgesichter der verwaisten Kinder.

      Die Zähne sind verwahrlost oder rausgebrochen,

      die Haut ist rissig und von eiternden Wunden überzogen.

      Der Bissen stockt hinter der Zunge,

      als würde sich das Servierte müllkippig verhaken.

      Es ist doch das Ei und kein spitzer Knochen,

      was am Schlundeingang hängenbleibt.

      Nichts scheint mehr weich fürs Leben,

      wenn Hände und Füße die Halde durchwühlen.

      Kanten und spitze Scherben setzen Wunden,

      die, weil sie eitern, nicht heilen.

      Das Kauen behält die Dürftigkeit auf der Zunge,

      und die drückt sie gegen den Gaumen.

      Es reibt am entzündeten Zahnfleisch entlang

      und schiebt sich über die Höhlen ausgefallener Zähne.

      Die Serviererin, ein hübsches Mädchen, kommt an den Tisch.

      Sie fragt, ob alles in Ordnung ist

      und ob sie noch ein Kännchen Kaffee bringen soll.

      Das mit der Dürftigkeit auf der Zunge,

      dem Druck gegen den Gaumen, das entzündete Zahnfleisch

      und das Hängenbleiben am Schlundeingang werden verschwiegen.

      Das zweite Kännchen Kaffee wird verneint.

      Da

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