CFS/CFIDS/ME. Hanspeter Hemgesberg
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3. CFS und die „Hormonelle Stress-Achse“
Als bedeutend für die Ursachenforschung beim CFS können sich die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Wolf-Dieter Gerber (Direktor des Instituts für medizinische Psychologie und medizinische Soziologie der Uni Kiel – publiziert 07/2011) erweisen.
Neuere wissenschaftlichen Erkenntnisse laufen darauf hinaus, dass sich in der ätiologischen Spurensuche eindeutige Indizien finden lassen, dass dabei – insbesondere in der Stress-Reaktion – die immens wichtige „Hypothalamus-Hypophysen(vorderlappen)-Schilddrüsen-Nebennieren Rinden-Gonaden-Achse“ (oder -Verbund-System) mit „die“ Schlüssel-Stellung einnimmt!
Es handelt sich dabei um eine wichtige „Stress-Achse“.
Beim CFS liegt immer ein chronischer Stress vor mit der Folge:
Hyperaktivität dieses endokrinen Verbund-Systems! Dies ohne manifeste respektive nachweisbare Erkrankung! In deren Folge kommt es zu einer gestörten Homöostase () der Stresshormone mit der weiteren und unausweichlichen Folge für den Betroffenen:
Er ist in einem anhaltenden psychischen, später auch neuro-mentalen und zuletzt auch physischen Alarmzustand versetzt und wird dort unabwendbar festgehalten.
Fazit:
CFS ist somit auch eine „Stress-Erkrankung mit zentral-nervösen Konsequenzen“!
Prof. Gerber führt weiter in seinen Untersuchungen aus:
…„Wie stark die neuro-endokrine Stressachse auf einen Stressreiz reagiert, ist individuell sehr unterschiedlich. Zudem werden zuletzt auch genetische Faktoren diskutiert, welche die Reagibilität der endokrinen Verbundsysteme im Voraus festlegen. D.h. in letzter Konsequenz: Der Weg zu einer erhöhten Prädisposition für eine Stress-Krankheit (hier: CFS) wird also schon vor der Geburt festgelegt!“ … (und weiter): …
„Die sogen. „Stress-Gene“ (Brain Derived Neurotrophic Factors – BDNF), die auf die Stress-Antwort einwirken, finden sich bei ca. 30% der Bevölkerung.
Mit ca. 70% davon machen Frauen den Großteil aus (Anmerkung des Verfassers: das könnte dann auch mit eine Erklärung sein, warum Frauen häufiger an einem CFS erkranken). …
Diese Gene müssen aber nicht unbedingt und zwangsläufig negative Auswirkungen haben, aber nur solange wie die Bewältigung von Stress – das sogen. ‚Coping‘ (d.i. das „Bewältigungsverhalten“) – funktioniert. Versagt dieses, können die Stress-Gene dann allerdings bereits bei geringen Belastungen ‚angeschaltet‘ werden.“ …
4. CFS und „Gehirnstoffwechsel“
Von großer Bedeutung und Wichtigkeit für einerseits bestmögliche Funktionsabläufe und andererseits Harmonie bzw. Balance der Prozesse in den Ebenen „Geist und Psyche“ ist eine optimale Einstellung und Funktionalität des „Gehirn-Stoffwechsels“ [Brain metabolism].
Wie im Stoffwechsel allgemein und generell, so ist auch hier zu unterscheiden zwischen dem primären und dem sekundären Hirn-Stoffwechsel.
Beim primären Stoffwechsel handelt es sich um den Teil des Zell-Stoffwechsels, in dem Saccharide (Kohlenhydrate/Zucker), Lipide (Fette), Aminosäuren und ihre Derivate (= Abkömmlinge) umgesetzt werden.
Beim sekundären Stoffwechsel handelt es sich um den Teil, in dem komplexe Verbindungen aus Aminosäuren (Proteine), Sacchariden (Glykogen), Lipiden (Steroidhormonen und Neurotransmitter/Biogene Amine) und Nucleinsäuren (DNA/RNA) synthetisiert werden.
Um alle diese Funktionen und Prozesse bestmöglich leisten zu können, muss stets in ausreichender Menge als „Energielieferant“ Glucose zugeführt werden und vorhanden sein. [Anmerkung: das setzt wiederum voraus, dass einmal die Leber als wichtiges Speicherorgan (neben Muskelzellen) intakt ist und bei Bedarf Glucose ausgeschüttet werden kann und, dass zweitens stets ein ausreichendes ‚Zuckerdepot‘ (Glycogenspeicher in der Leber) vorhanden ist und das heißt wiederum, dass durch die Ernährung Kohlenhydrate in ausreichender Menge zugeführt werden. Daher sind Hypoglycämien = Unterzuckerungszustände (z.B. beim Diabetes oder bei drastischen Diät-Maßnahmen bzw. in Hungerzeiten) so gefährlich für die Gehirnfunktionen; in gravierenden Fällen können sie zu irreversiblen Hirnschäden führen. Nebenbei: in solchen Fällen kann unser Gehirn sich vorübergehend behelfen, indem es die anfallenden Keton-Körper {Aceton} (werden in der Leber gebildet) verwerten kann. Im Stoffwechsel der Aminosäuren ist von besonderer Wichtigkeit die Glutaminsäure; sie ist unverzichtbar als Quelle für GABA (Gamma-Amino-Buttersäure = Neurotransmitter) und zur Bindung des für das Gehirn toxischen Ammoniaks].
Unverzichtbar ist weiterhin ein adäquates Vorhandensein des Spurenelementes Zink.
Nicht zuletzt:
Unser Gehirn hat einen hohen Sauerstoffbedarf/-verbrauch; unter Ruhe-Bedingungen macht das ca. 20% des gesamten Sauerstoff-Verbrauchs unseres Organismus aus!
Weiter:
Ca. 80% der gesamten Energiezufuhr ‚verbrauchen‘ die Nerven-Zellen im Gehirn!
Das ist die eine Seite der Medaille „Gehirnstoffwechsel“ und die andere:
Entzündungen – zumal chronische und zwar jedweder Ursache – wirken sich schädigend aus und zwar durch Beeinflussung des Stoffwechsels der Aminosäuren (insbesondere kommt es zu einem Mangel an Tryptophan, was wiederum zu einem Mangel an Serotonin und Melatonin führt!).
Ferner greift Rauchen (bzw. die Inhaltsstoffe im Tabak) schädigend in den Hirnstoffwechsel ein (u.a. kommt es zu Veränderungen der endogenen Opioiden und besonders zu einer Synthese-Blockierung von Dopamin; bes. in Mitleidenschaft gezogen werden dadurch die ‚Emotionen‘). Aber auch andere Krankheiten bringen den Gehirnstoffwechsel in Schieflage; besonders psychische Krankheiten (u.a. Depressionen, bipolare Störungen): hier kommt es in jedem Falle zu einer Minderung der wichtigen Gehirnbotenstoffe (Neurotransmitter, Biogene Amine).
Alkohol – hier: der übermäßige und chronische Konsum – hat ebenfalls entscheidende Veränderungen im Gehirn zur Folge: Geschädigt werden das sogen. ‚Belohnungssystem‘, dann die Region im vorderen Teil der Hirnrinde (dort ist das Zentrum zur Planung und Umsetzung für Gedankengänge & Handlungen); zudem wird die Merkfähigkeit beeinträchtigt. Aber auch einige Arzneimittel(wirkstoffe) greifen schädigend in den Hirnstoffwechsel ein (u.a. Psychopharmaka, Analgetika, Antihypertensiva).
5. CFS und „Gehirnareale bzw. Gehirnfunktionen“
Neuere Untersuchungen (seit 2005; u.a. in USA, Japan und Niederlande) mit bildgebenden Verfahren [bes. Kernspintomografie/MRT mit entsprechender T2-Wichtung und mit Kontrastmittel sowie funktionelles cerebrales MRT und auch SPECT-Aufnahmen (= Single Photon Emission Computed Tomography = Einzelphotonen-Emissions-Computertomografie) sowie zerebrale PET (Positronen-Emissions-Tomografie)] haben zum Ergebnis, dass das Hirnvolumen bei CFS-Kranken einerseits mehr oder minder abgenommen hat (und im Krankheitsverlauf weiter abnimmt) und parallel dazu auch die Hirngewebe-Dichte; insbesondere die sogen. „graue Substanz“ (substantia nigra) in den präfrontalen Großhirn-Bereichen beiderseits. Diese ‚Schädigung’ ist wiederum dann verantwortlich für die von vielen CFS-Kranken beklagten kognitiven (neuro-mentalen) Defizite.
Aber es ist bei Weitem nicht alleine die Minderung an Hirnsubstanz, von der CFS-Kranke