Die Seelenräuberin. Michael Hamberger

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Die Seelenräuberin - Michael Hamberger

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kann. Sie ist eine Hexe, aber eine gute. Wenn jemand etwas über die Seelenräuberin weiß, dann sie“

      „Und sie ist in Floreanapolis!“

      „Richtig!“

      „Na, dann ist wohl klar, wo unser nächster Weg hinführt. Wo genau kann ich diese Hexe finden!“

      „Kein Problem. Ich zeige es Ihnen sogar persönlich!“

      Layla schaute Naomi etwas konsterniert an. Hatte sie sie da richtig verstanden? Die junge Frau lächelte und nickte:

      „Ja, ich komme mit. Ich habe so oder so im Moment nichts vor.“

      „Naomi, es kann sehr gefährlich werden. Sie wissen besser, als ich, wer unser Gegner ist! Das ist kein Abenteuer, dass man stolz seinen Enkel erzählt.“

      „Ja, ich weiß, wer der Gegner ist und die hat meinen Onkel auf dem Gewissen. Deshalb komme ich mit. Außerdem bin ich die einzige, die Donerta kennt!“

      „Donerta ist die Hexe!“

      „Ja. Sie müssen wissen, dass mein Vater sehr, sehr abergläubisch ist. Er macht praktisch keinen Schritt, ohne einen Talisman bei sich zu haben. Bei allen wichtigen Entscheidungen fragt er dann immer die Sterne, also Donerta. Sie ist praktisch wie eine Tante zu mir!“

      „Also gut, Naomi, aber wenn es gefährlich wird, dann gehen Sie bitte aus der Schusslinie!“

      Hans, der immer noch wie abwesend aus dem Fenster sah und die Vögel beobachtete drehte sich um und sagte:

      „Ich gehe natürlich auch mit!“

      Diese Ankündigung machte Hans mit solch einer kratzigen und unsicheren Stimme, aber doch so bestimmt, dass sowohl Naomi, als auch Layla lachen müssten.

      Kapitel 6

      Diesmal hatte Layla mit dem Kaffee Pech gehabt. Naja, vom Flughafen hatte sie gar nichts anderes erwartet. Auch Naomi verzog das Gesicht, während Hans den Kaffee genüsslich herunterschlürfte. Ihr Flug nach Floreanapolis ging in zwei Stunden. Zeit für Layla ihre Energiereserven wieder aufzutanken, obwohl sie erst vor zwei Stunden gefrühstückt hatte.

      Gestern war leider kein Platz mehr im letzten Flug nach Floreanapolis zu bekommen gewesen, was Layla ziemlich geärgert hatte. Das war für sie ein ganzer verlorener Tag. Sie wollte unbedingt Mark zur Seite springen. Und dann waren sie bei diesem frühen Flug auch nur auf die Warteliste gekommen. Dies hieß, sie mussten hier am Flughafen warten, bis hoffentlich ein Platz in der Maschine frei würde.

      Layla lehnte sich zurück und ließ den gestrigen Abend noch mal vor ihren Augen Revue passieren.

      *

      Hans war zuerst überhaupt nicht davon angetan gewesen, Naomi mitzunehmen. Offenbar hielt er Naomi nur für ein verweichlichtes, verwöhntes Töchterchen und hatte wahrscheinlich Angst, sie könnte ihnen zur Last fallen.

      Als dann feststand, dass sie keinen Flug mehr bekommen würden, nicht einmal mit Hans Beziehungen, hatte Layla erst mal wenig damenhaft geflucht. Aber Naomi hatte nur herzhaft darüber gelacht. Sie schien wirklich in Ordnung zu sein und kein bisschen arrogant. Vor allen Dingen glaubte Layla nicht, dass sie nur ein verweichlichtes kleines Mädchen war. Diese junge Frau stand ihren Mann, soviel war klar.

      Naomi hatte zwar angeboten, das Privatflugzeug ihres Vaters zur Verfügung zu stellen, aber dies schien Layla zu riskant. Die Seelenräuberin würde dieses sicher sehr genau überwachen. Es war einfach zu gefährlich. Sie mussten so anonym wie möglich bleiben. Dann sollte doch Layla bitte wenigstens einwilligen und die Nacht hier im Haus verbringen, hatte Naomi erwidert. Layla die plötzlich eine bleierne Müdigkeit in den Gliedern gespürt hatte, hatte diesen Vorschlag nur zu gerne angenommen. Jetzt noch ein Hotel suchen müssen, war ihr doch zu viel gewesen. Auch Hans wurde eingeladen hier zu schlafen, er hatte aber mit den Worten abgelehnt, dass er weder Zahnbürste noch Rasierapparat, noch irgendwas anderes dabei hatte.

      „O.K. dann lasst uns shoppen“, hatte Naomi fröhlich geantwortet. Auch Layla hatte dies für einen guten Vorschlag gehalten, denn sie hatte mittlerweile in nicht einmal einem Tag zwei Garnituren von Kleidungsstücken durch die Verteidigung bei den Angriffen der Seelenräuberin verloren. Sie brauchte dringend etwas zum anziehen. Anders als viele andere Frauen, hatte sie es sich zur Angewohnheit gemacht, wirklich nur das Nötigste auf ihre Reisen mitzunehmen. Das half oft, weil sie nicht so viel schleppen musste, was nicht einmal für sie als Werwolf sehr angenehm wäre, konnte sich aber auch rächen, wie eben jetzt, wo sie eigentlich nur noch eine Kombination an Kleidungstücken zur Verfügung hatte.

      Seither war Naomi nur am Lachen gewesen. Sie hatte wirklich ein sehr offenes, fröhliches, lebensbejahendes Wesen. Man musste sie einfach mögen. Layla auf jeden Fall mochte die junge Frau immer mehr.

      Auch Hans hatte seine Panik überwunden. Die Wunden, die ihm die Papageien geschlagen hatten, bluteten schon nicht mehr. Schlimm war für ihn jedoch trotzdem der Weg vom Haus zum Auto gewesen, denn er im gestreckten Sprint überwunden hatte, immer mit Blick auf die Aras, die jedoch keinen Flügel gekrümmt hatten, um sie wieder anzugreifen. Als Layla und Naomi beim Auto angekommen waren, hatte er den Motor schon gestartet gehabt und kaum hatten die beiden jungen Frauen auf ihren Sitzen gesessen, da war er auch schon mit durchdrehenden Reifen davongebraust.

      Naomi hatte sie dann auch reichlich verwöhnt. Nicht nur, dass sie in den besten Boutiquen von Sao Paulo unbegrenzten Kredit hatte und darauf bestand, alles zu bezahlen, nein, sie führte sie auch ins beste Restaurant von Sao Paulo zu einem frühen Abendessen aus, wo sie sich köstlich übers Laylas unstillbaren Hunger amüsiert hatte. Selbst Hans war langsam wieder aufgetaut und lachte sogar ab und zu einmal. Das Thema Seelenräuberin war für diesen Abend tabu gewesen.

      Nach dem Essen waren dann alle drei erschöpft ins Bett gefallen, wobei Layla sich vorgenommen hatte, ihre Sinne auf Alarmbereitschaft zu lassen. Aber dann war sie doch erschöpft eingeschlafen, bis sie am frühen Morgen von Naomi geweckt worden war. Auch ihre anfängliche Angst vor einem weiteren Alptraum war zum Glück nicht eingetreten.

      *

      Diese Ruhepause hatte wirklich gut getan, dachte sich Layla. Seit dem Angriff der Laras hatte sie keine weiteren Lebewesen gespürt, die unter der Kontrolle der Seelenräuberin waren. Gut, sie war sich sicher, dass sie auch weiterhin überwacht wurden, aber im Moment sah nichts nach einem weiteren Angriff aus. Trotzdem behielt Layla ihre Umgebung natürlich sehr genau im Auge. Zum Glück war der nationale Congonhas Flughafen sehr viel kleiner und überschaubarer, als der große, sehr stark frequentierte Guarulhos International Airport von Sao Paulo.

      An den Blicken der Männer konnte Layla erkennen, dass Naomi die Sensation unter den Männern war. Das war Layla nur Recht. So konnte sie sich unbemerkt umsehen. Aber diesmal war nichts, rein gar nichts zu bemerken. Aber selbst dies machte Layla nicht ganz glücklich. Was bedeutete dies? Das sie nicht mehr überwacht werden mussten? Wenn ja, warum dies? Weil einer der beiden unter der Kontrolle stand? Ach was, schimpfte sich Layla aus. Jetzt bilde mal keine ausgewachsene Paranoia aus. Vorsichtig und misstrauisch sein ist ja ganz in Ordnung, aber hinter jedem Busch ein Feind zu sehen und eine Verschwörung zu spüren mit Sicherheit nicht. Leider wollte es Layla trotzdem überhaupt nicht gelingen, ihr Unterbewusstsein zu beruhigen. Langsam spürte Layla wieder die Anspannung. Sie war sich sicher, dass ein weiterer Angriff der Seelenräuberin nicht mehr lange auf sich

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