Die Seelenräuberin. Michael Hamberger
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Seelenräuberin - Michael Hamberger страница 6
„Er ist so oder so verloren, aber Du, Du …!“
Fast wütend unterbrach Layla die Zigeunerin.
„Sie scheinen mich doch nicht so gut zu kennen, wie sie vorgeben, gute Frau. Ich würde niemals auch nur daran denken, Mark zurückzulassen, wenn er in Gefahr ist! Ich weiß nicht, welche Kraft Sie dazu getrieben hat, nach mir zu suchen, aber wenn sie Ihnen nur diese nutzlosen Ratschläge für mich weitergibt, dann lassen Sie mich bitte in Ruhe!“
Überraschenderweise war die Zigeunerin gar nicht böse, sondern begann zu lachen. Es war fast Zärtlichkeit in ihrem Blick, als sie sagte:
„Lass es Dir trotzdem eine Warnung sein, Layla. Ich wache über Dich. Halte nach meinen Zeichen Ausschau!“
Dann stand die Frau auf, gab Layla einen Kuss auf die Stirn und ging weg. Der Zug fuhr in einen Bahnhof ein und überrascht stellte Layla fest, dass es die Haltestelle des Flughafens in Zürich war. Sie hatte sich mit der Frau über eine Stunde lang unterhalten. Ihr war es, wie fünf Minuten vorgekommen. Verwundert sah sich Layla um, in der Hoffnung, die Zigeunerin nochmals erblicken zu können. Aber die war wie vom Erdboden verschluckt. Dann musste sie sich aber sputen, sonst fuhr der Zug noch weiter. Layla sprang auf und eilte zu ihrem Koffer. Vor der Türe standen sehr viele Leute, die offenbar auch in den Flughafen wollen. Fast alle hatten mindestens einen großen Koffer, sodass es an der Türe zu einer chaotischen Hektik kam. Layla war die letzte, die den Zug verließ, bevor sich die Türen mit einem lauten Knall verschlossen und der Zug seinen Weg in Richtung Hauptbahnhof Zürich wieder aufnahm. Layla sah sich um, konnte aber kein Schild erkennen, dass ihr die Richtung angab, wo sie hingehen sollte, also beschloss sie, einfach der Herde von Menschen hinterher zu gehen.
Kapitel 3
Das Einchecken ging schneller, als es Layla erwartet hatte. Vielleicht erschien es ihr aber nur so, dass die Wartezeit schnell verging, da sie in tiefe Gedanken versunken gewesen war.
Wer war diese rätselhafte Zigeunerin? Sie schien etwas zu wissen und Layla war sich fast sicher, dass es keine Betrügerin war. Was war dann aber diese seltsame Kraft, die die Zigeunerin zu ihr geleitet haben sollte? Gerne hätte sie noch mit der Zigeunerin gesprochen. Es waren so viele Fragen zurückgeblieben. Layla fragte sich, ob sie diese Frau überhaupt noch einmal sehen würde. Sie wagte es zu bezweifeln, dass die Zigeunerin sie wirklich überwachte und dass diese seltsame Kraft sie wirklich beschützte, wenn sie in Gefahr käme. Da würde sich Layla auf ihre eigenen Fähigkeiten verlassen müssen. Die Frau hatte sie gehörig verunsichert. In einem hatte sie nämlich Recht. Layla war etwas selbstgerecht und überheblich an die Sache herangegangen, fast so, als ob ihr nichts und niemand etwas anhaben konnte. So eine Einstellung konnte sehr schnell gefährlich werden. Natürlich durfte sie auch keine Angst zeigen, die sie lähmen konnte, aber mit etwas mehr Ehrfurcht sollte sie schon an die Sache herangehen. Denn eines war für Layla ganz sicher. Sie stand wieder einmal vor einem sehr gefährlichen Abenteuer.
Als Layla den Boarding Pass in der Hand hatte, beschloss sie erst einmal einen Kaffee zu trinken. Der würde ihren Nerven gut tun. Deshalb schlug Layla auch gleich die Richtung zu einer Cafeteria ein, die mit großen, gut beleuchteten Leuchtbuchstaben vorgab, dass beste Frühstück in der Schweiz anbieten zu können.
Am Ende der Schlange stand ein Polizist mit einem Hund. Es war ein sehr schöner, gut gepflegter Deutscher Schäferhund. Offensichtlich ein Drogenhund. Da Layla keine Drogen hatte und ihr als Werwolf die Hunde normalerweise sehr wohl gesonnen waren, sah sie auch keinen Grund, einen Bogen um die beiden zu machen.
Doch als sie näher kam, sah sie der Hund auf einmal sehr bedrohlich an, knurrte aggressiv und riss sich von dem verdutzten Polizeibeamten los. Er rannte in großen Sprüngen und mit gefletschten Zähnen auf Layla zu. Nur ihren schnellen Reflexen und einem Sprung zur Seite verdankte sie es, dass der Angriff des Schäferhundes ins Leere ging. Bevor der Hund sich umdrehen konnte, griff Layla zu, packte ihn am Kragen und drückte ihn zu Boden. Das war für sie als Werwolf eine eher leichtere Übung, was sie aber überraschte war, dass der Hund sie überhaupt angegriffen hatte und das er selbst jetzt, als er am Boden fixiert war und seine Chancenlosigkeit spüren müsste, nicht aufgeben wollte. Wenn er sich losriss, würde Layla ihn töten müssen. Der Polizeibeamte kam bei den beiden an und wollte nach der Leine greifen. Dabei kam seine Hand nahe an der Schnauze des tobenden Tieres vorbei. Bevor es Layla verhindern konnte, biss der Hund zu. Der Mann schrie auf und Layla sah, dass er zu bluten begann. Der Hund verbiss sich nahezu in die Hand des Mannes. O.K. es half nichts, sie musste zu drastischeren Mittel greifen. Ohne den Hund loszulassen, griff Layla mit der anderen Hand nach dessen Schnauze und drückt auf die Backentaschen. Dadurch war der Hund gezwungen, den Mann loszulassen. Er versuchte natürlich sofort, nach seinen ursprünglichen Opfer, sprich Layla zu schnappen, aber Layla änderte ein wenig die Stellung der zweiten Hand und hielt nun verbissen die Schnauze des rasenden Tieres zu. Mittlerweile hatte der Tumult weitere Polizeibeamte angelockt, die die Szene mit staunenden, fast ungläubigen Blicken betrachteten. Es musste schon ein eindrucksvolles Bild sein, das eine halbe Portion, wie Layla, so wie es schien mühelos einen ausgewaschenen Schäferhund auf diese Art und Weise kontrollierte.
Als sich mehrere Polizisten um den Hund versammelten und das Tier mit vereinten Kräften fixierten, wagte sich auch Layla loszulassen. Der Hundeführer, der seine blutende Hand hielt, sah sie peinlich berührt an:
„Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Wenn Sie eine Anzeige erstatten wollen, stehe ich Ihnen gerne als Zeuge zur Verfügung.“
Da Layla aber weder Lust noch Zeit für eine Verzögerung hatte, winkte sie nur ab und sagte, dass ihr ja nichts passiert sei. Überraschenderweise willigte der Beamte auch gleich in ihre Entschuldigung ein, ohne auf eine genauere Untersuchung zu beharren, was das Erreichen ihres Fluges wohl unmöglich gemacht hätte. Offenbar hatte er Angst vor den Konsequenzen. Layla tat der Hund leid. Für ihn würden die Konsequenzen noch wesentlich ungemütlicher werden. Nur warum hatte das Tier sie angegriffen? Wie gesagt: Normalerweise liebten die Hunde sie. Es schien da eine instinktgesteuerte Verbindung zwischen Hunden und Werwölfen zu geben. Nur dieser Hund hatte offensichtlich etwas gegen sie. Er riss immer noch wie rasend an seiner Leine und versuchte, sich wieder auf Layla zu stürzen. Nur mit der vereinten Kraft von drei Zollbeamten gelang es, ihn davon abzuhalten. Nachdenklich drehte sich Layla um, und ging in Richtung Kaffee. Noch eine Sache mehr, die ihre Gedanken fesselte. Der Tag hatte es ganz schön in sich!
In der Cafeteria war Layla dann auch so geistig abwesend, dass sie der Kellner dreimal ansprechen musste, bevor sie es letztendlich auch mitbekam. Layla entschuldigte sich bevor sie ein großes Frühstück bestellte. Sie hatte Hunger bekommen. Sie würde wohl auf dem langen Flug über die Geschehnisse nachdenken müssen. Layla bestellte sich ein großes Frühstück mit extra viel Kaffee.
Dann sah sie sich in der Cafeteria um. Es bestand aus einem einzigen großen Raum. Die Stühle waren genau so unbequem, wie sie aussahen. Aber wenigstens war das Lokal sauber. Das eindrucksvollste an der Cafeteria war das große Panoramafenster mit einem atemberaubenden Blick auf die Landebahn, wo gerade unter ohrenbetäubendem Lärm eine 747 der Lufthansa startete. Ansonsten gab es nichts, das die Cafeteria wohnlicher gemacht hätte. Keine Bilder, kein Schmuck, nichts. Naja, typisch funktionell, dachte sich Layla. Sie konnte sich nicht vorstellen, hier arbeiten zu müssen. Es waren auch nur sehr wenige weitere Gäste anwesend. Ein Mann, der es offensichtlich eilig hatte, beschwerte sich lautstark darüber, dass der Kellner immer noch nicht bei ihm gewesen war, um abzukassieren.
Laylas Blick fiel auf einen Mann, der in einer der hinteren Ecken saß. Der sah sie auf eine Art und Weise an, der ihr einen Schauer den Rücken hinunterjagte. Nein, es war kein geiler Blick, sondern ein eher abschätzender, feindseliger Blick. Irgendwo hatte sie