Die Seelenräuberin. Michael Hamberger

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Die Seelenräuberin - Michael Hamberger

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nicht. Was war denn dies wieder für ein vermaledeiter Tag? Heute schien wirklich alles um sie herum verrückt zu spielen.

      Ein Mann näherte sich schnell. Es schien ein Arzt zu sein, der die Ansage gehört hatte. Er begann den Mann auch sofort zu untersuchen. In der Zwischenzeit schien das Flugzeug eine Schleife zu fliegen, um dem Arzt Zeit zu geben, den Mann zu behandeln. Der brauchte jedoch nicht lange, sondern richtete sich sehr schnell wieder auf und erklärte dem Chefsteward etwas. Die Stewardess, die gerade wieder zurückgekommen war, drehte sich sofort wieder um und rannte in Richtung Cockpit. Wiederum Sekunden später kratzte es abermals in den Lautsprecher und der Kapitän forderte die Passagiere auf, ihre Plätze einzunehmen und die Gurte zu schließen. Dann zog er das Flugzeug in eine scharfe Linkskurve. Einige Passagiere, die offensichtlich noch nicht angeschnallt waren, ließen Töne des Unmuts hören. Einige Frauen kreischten, was Layla fast dazu brachte, sich fremdzuschämen. Dann merkte Layla, dass das Flugzeug in einen Sinkflug übergegangen sein musste und zwar relativ schnell. Es musste also etwas Schlimmeres mit dem Mann geschehen sein. Layla blickte nochmals zu ihm hin und ihre Instinkte als Werwolf sagten ihr, dass der Mann nicht mehr zu retten sein würde, dass er wahrscheinlich schon die Landung nicht mehr erleben würde. Das konnte einfach kein Zufall sein, dass ausgerechnet die Person, die sie so eingehend überwacht hatte, so kurz vor der Landung ohne ersichtlichen Grund einfach starb. Fast schien es so, als ob sein einziger Lebenszweck gewesen sei, Layla zu überwachen und dass er jetzt, wo er nicht mehr gebraucht würde, sein Lebenslicht einfach ausblies, bevor er von Layla befragt werden konnte. Das war mehr als merkwürdig und jagte Layla einen gehörigen Schreck ein. Wer war die Kraft, die hinter dieser Überwachung stand? Höchstwahrscheinlich hatte diese Kraft auch die Hunde und den Mann im Flughafen von Zürich auf sie angesetzt? Wenn dies wirklich wahr war, dann musste diese Kraft sehr mächtig sein und die Zigeunerin hatte mehr als nur Recht, wenn sie sie warnte, nicht überheblich zu werden. Selbst ein Werwolf war sterblich. Außerdem wusste diese Kraft offensichtlich, dass Layla kam und hatte sie scheinbar voll unter ihrer Kontrolle. Was würde sie dann erst in Brasilien erwarten? Layla nahm sich vor, doppelt aufzupassen.

      Kapitel 4

      Layla war bitterböse. Die unwillkommenen Störungen wollten einfach nicht aufhören. Kaum hatte sie am Flughafen in Sao Paulo ihre Kontaktperson getroffen, als plötzlich zwei uniformierte Polizisten vor ihr standen und sie fragten, ob sie Layla Méndez sei. Als sie bejahte wurde sie von dem Polizisten aufgefordert, ihnen zu folgen, wobei sie einer auffällig hinter ihr hielt. Sie konnte ihrem Kontaktmann gerade noch zurufen, dass sie ihn anrufen würde, da wurde sie auch schon unsanft in das direkt vor dem Terminal abgestellte Polizeiauto geschoben. Auf ihre Frage, ob sie den nun verhaftet sei und was der Grund für diese Maßnahme sein, hatte sie ebenso wenig eine Antwort erhalten, wie auf alle anderen Fragen auch. Dabei war sie sicher, dass die Polizisten Laylas Spanisch verstanden hatten. Das hatten sie ja am Flughafen deutlich gezeigt.

      Die Fahrt zur Polizeistation hatte relativ lange gedauert, was aber bei der Größe von Sao Paulo kein Wunder war. Sie war schon öfters in dieser Stadt gewesen, aber ihr fiel die Orientierung immer noch schwer. Für sie sah alles gleich aus. Irgendwann kam man auf eine Autobahn, die dann irgendwann zu einem Fluss führte, an dem man endlos entlangfuhr. Auch diese Fahrt war mehr oder weniger so abgelaufen, nur dass diesmal die Polizisten nach einer gewissen Zeit von dieser Autobahn abgebogen waren, weil dort wieder einmal der obligatorische Stau war. Sie hatten offensichtlich eine Ausweichstrecke gewählt, die kreuz und quer durch die Stadt zu führen schien und Layla letztendlich total verwirrt hatte. Nun wusste sie nicht einmal in welchem Stadtteil von Sao Paulo sie war.

      Angekommen in der Polizeistation wurde sie von den beiden Beamten sofort in einen speziellen Raum geführt, der fast schon kitschig wie ein Verhörzimmer aussah. Sogar der übergroße Spiegel war vorhanden, hinter dem sich wahrscheinlich ein anderer Raum befand, von wo aus sie unbemerkt beobachtet werden konnte. Dann wurde sie dann erst mal warten gelassen. Nicht einmal ein Kaffee wurde ihr angeboten. Sie wusste auch immer noch nicht, was ihr eigentlich vorgeworfen wurde.

      Layla beschloss, sich erst einmal nicht anmerken zu lassen und so gelassen, wie möglich zu bleiben. Sorgen machte sie sich im Moment noch nicht. Ihr Kontaktmann wusste, wo sie war. Gut, natürlich nicht genau, aber doch so in etwa. Er würde auch sicher Igor Dorojewski informieren, der sofort sicher etwas unternahm.

      Es dauerte dann fast auch eine komplette Stunde, als Layla etwas an der Türe hörte. Ein Schlüssel wurde ins Schloss geschoben und umgedreht. Aha, sie war sogar eingeschlossen worden. Das hatte sie bei ihrer Ankunft gar nicht bemerkt.

      Die Türe öffnete sich und vier Personen traten ein. Die zwei Polizisten, die sie schon von ihrer Fahrt vom Flughafen her kannte und zwei, die sie noch nie gesehen hatte.

      Als sie die Polizisten sah, wurde Layla doch mulmig zumute. Das waren mit Sicherheit keine normalen Streifenpolizisten. Alle vier waren auffallend groß und sehr muskulös. Auch die Uniform war anders, als bei normalen brasilianischen Polizisten. Sie sah eher wie ein Kampfanzug des Militärs aus. Ganz in schwarz gehalten. Alle vier Männer trugen große Sonnenbrillen, die durch eine Spiegelung verhinderten, dass Layla ihnen in die Augen sehen konnte. Was ging denn jetzt ab, fragte sich Layla, blieb aber im Moment noch ruhig sitzen. Ein Mann zog eine Pistole, die Layla sofort als eine Taserwaffe erkannte. Layla kannte diese Waffen. Erst vor wenigen Wochen hatte sie eine Reportage gehabt, wo es um Todesfälle ging, die durch diese Waffen verursacht worden sein sollten. Layla rief sich in Erinnerung, was sie darüber recherchiert hatte. Eine Elektroimpulspistole, oder auch Distanz-Elektroimpulspistole verschoss zwei bis vier mit Widerhaken versehene Projektile, über die dann auf die Zielperson starke elektrische Schläge übertragen wurde. Dadurch wurden die Muskeln gelähmt und die Person kampfunfähig gemacht. Damit wollte Layla auf keinen Fall getroffen werden.

      Der Polizist zielte mit der Waffe auf Layla, die genau in diesem Moment mit einen gewaltigen Satz aus ihrem Stuhl hochsprang. Die Drähte schossen dadurch an ihr vorbei ins Lehre. Layla hatte keine Zeit, sich über den Angriff zu wundern, denn die anderen Polizisten reagierten blitzschnell und gingen mit gehobenen Fäusten auf Layla los. Es wurde also offensichtlich ernst! Layla unterlief den Schlag des ersten Polizisten und rammte ihm ihr Knie genau an die Stelle, wo es am meisten wehtat. Der Polizist machte ein verwundertes Gesicht. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass so eine winzige Person, wie Layla solch eine Geschwindigkeit und Kraft aufbringen konnte. Dann brach er zusammen. Aber der zweite war schon mitten im Angriff. Layla sah seine Faust kaum kommen und konnte sich gerade noch zur Seite drehen. Der Schlag ging nur Millimeter an ihrem linken Ohr vorbei. Layla griff zu, erwischte den Mann am Oberarm und drehte sich schnell um ihre eigene Achse, wobei sie den Mann aushebelte und auf den dritten Polizisten warf. Der vierte wollte offensichtlich seine Dienstpistole ziehen. Den Taser hatte er achtlos in die Ecke geworfen. Nachdem der Draht verschossen war, konnte die Pistole nicht noch einmal abgeschossen werden. Bevor die Waffe auch nur halb aus dem Halter gezogen wurde, erwischte ihn auch schon ein heftiger Tritt von Layla, der ihn gegen die Wand warf. Dabei rutschte ihm die Sonnenbrille vom Gesicht. Layla erstarrte. Er hat den gleichen abwesenden Blick, wie der Typ im Flughafen von Zürich. Layla war schockiert. Sie hatte das Gefühl, dass wirklich jeder ihrer Schritte überwacht wurde. Der zweite und der dritte Polizist hatten sich wieder erhoben und machten sich kampfbereit. Layla stand ganz locker da. Das musste ein komisches Bild ergeben: Diese riesigen Muskelberge in Kampfstellung vor dem locker da stehenden Zwerg Layla. Alleine die Vorstellung daran ließ Layla auflachen, dann sagte sie:

      „Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. Erstens: Ich prügle auch weiterhin die Scheiße aus Euch raus, oder zweitens, wir setzen uns hin, trinken einen Kaffee und ihr erklärt mir ganz genau, warum Ihr solch eine Stinkwut auf mich habt“

      Die Polizisten zuckten mit keinem Muskel im Gesicht, sondern griffen Layla sofort wieder an. Dabei wollten sie anscheinend taktisch besser vorgehen. Wie vermutet, hatten sie Layla anfänglich unterschätzt und wollten es jetzt besser machen. Layla wollte es aber gar nicht erst so weit kommen lassen. Denn sie traute diesen kampferprobten Männern

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