Die Midgard-Saga - Niflheim. Alexandra Bauer
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Читать онлайн книгу Die Midgard-Saga - Niflheim - Alexandra Bauer страница 17
Wal-Freya hob die Hand. „Odin hat es gesagt. Er ist allwissend.“
„Und weil ich mit dem Schwert verbunden bin, soll nur ich es finden können?“
„Vermutlich, und Loki, denn er half dir, es zu vollenden und wir wissen, dass er es schon in den Händen hielt. Darum ist es so wichtig, dass du es findest. Wenn Loki es vor dir bekommt, wird er es benutzen, um die Asen zu vernichten.“
„Wie könnt ihr euch so sicher sein, dass ich es geschmiedet habe?“
„Thor hat dich, Fengur und Loki, mit dem Schwert gesehen.“
„Und weil ihr um euren Kopf besorgt seid, soll ich meinen riskieren“, entgegnete Thea vorwurfsvoll.
„Sei nicht ungerecht! Es geht dabei nicht nur um uns! Sind die Asen vernichtet, wird Loki sich die ganze Welt untertan machen. Odin schuf Midgard einst, damit die Menschen vor den Trollen und Riesen geschützt leben können. Die Asen achten auf die Menschen, Loki wird es nicht tun.“
„Aber was kann ich machen? Ich bin ein Mädchen, keine Schildjungfer, wie du.“
Wal-Freya lächelte milde. „Wenn du willst, werde ich dich begleiten.“
Thea runzelte die Stirn. „Wirklich?“
„Versprochen. Aber gehen musst du. Es führt kein Weg daran vorbei.“
„Habt ihr denn wirklich schon alles versucht, um es zu finden?“
„Ja, aber wir waren nicht in der Lage dazu. Magische Schwerter haben meist eine besondere Verbundenheit zu ihrem Besitzer, darum glaubt Odin, dass du es kannst. Vor dir wird es sich nicht verstecken.“
Thea seufzte tief. „Ich werde es versuchen, aber du musst mir versprechen, dass ihr mich wieder gehen lasst, wenn ich keinen Erfolg habe.“
„Wenn es soweit ist, bestimmt“, wich Wal-Freya aus. „Lass uns zurück in den Saal gehen.
Thea nickte und folgte der Asin. Thor hatte inzwischen die Kleider gewechselt. Statt der Jeans und dem T-Shirt trug er nun eine schwarze Pluderhose und eine rote Tunika mit weißen Verzierungen an Ärmeln, Halsausschnitt und Saum. Um die Handgelenke schlossen sich lederne Armschienen. Er lief um die Tafel herum, bediente sich mal hier mal da an den Speisen und nahm ausgelassen an den Gesprächen am Tisch teil. Als Thea den Raum betrat, erstarb die Unterhaltung.
„Sie macht es“, verkündete Wal-Freya sofort und die Asen klatschten Beifall.
Odin, inzwischen wieder auf seinem Hochsitz, stützte die Hände auf die Armlehnen. „Dann los! Ihr solltet keine Zeit verlieren“, forderte er sie auf.
Ein Mann mit kurzen blonden Haaren und bartlosen Gesicht erhob sich. „Du willst sie doch nicht so losschicken! Ehe sie aufbricht, muss sie das Kämpfen lernen. So kann sie nicht gehen.“
„Dafür bleibt keine Zeit, Forseti!“, rief ein anderer, dickleibiger Mann. Sein Haar war dunkel und wallte dicht und lang um seinen Kopf.
„Es muss Zeit bleiben, Heimdall!“, widersprach eine Frau, die ein helles Kleid, gleich ihrer Haare trug.
„Sie kann doch schon alles, Saga“, wandte Wal-Freya ein.
„Aber sie kann sich nicht erinnern, das weißt du doch!“, erwiderte die Frau.
Wildes Stimmengewirr brauste auf, als alle Asen versuchten, sich gegenseitig zu übertönen. Nur Odin schwieg und schaute dem Treiben von seinem Hochsitz aus zu. „Bringt beide zu den Nornen“, sprach er schließlich und mit einem Mal herrschte Stille im Götterpalast.
„Zu den Nornen?“, fragte einer von ihnen ungläubig.
„Urd wird es ihnen offenbaren. Wal-Freya, du wirst sie zu ihr bringen.“
„Ich werde sie begleiten“, sagte Thor bestimmt.
„So soll es sein. Danach kehrt zurück.“
Thor trat zu Wal-Freya und diese forderte Thea und Juli auf, mit ihr zu kommen. Sie verließen den Saal und betraten den Weg, der sie hinab auf die Wiese führte.
„Was sind diese Nornen bloß wieder?“, fragte Juli unterwegs. Sie zückte ihr Handy und drückte mehrmals mit dem Finger auf das Display. „Kein Empfang. Wäre auch zu schön gewesen“, knurrte sie.
„Willst du deine Mutter anrufen“, kommentierte Thea sarkastisch.
„Deine Nornen wollte ich nachschlagen!“, erwiderte Juli und steckte das Gerät zurück in die Tasche.
„Es sind nicht meine Nornen!“, maulte Thea.
„Sie sind Schicksalsgöttinnen. Sie wissen was war, was ist und was sein wird“, erklärte Thor.
Sie kehrten zurück zur Wiese, auf der sie zu Anfang gesessen hatten. Von dort liefen sie noch ein Stück, ehe sie auf eine mannshohe Wurzel trafen, die sich quer über das Grün schlängelte. An einer ihrer Gabelungen erhob sich ein hohes steinernes Gebilde. Aus mehreren Öffnungen sprudelte Wasser und sammelte sich in einem langen Becken. Neben diesem Brunnen stand ein Tempel aus Holz. Drei gestaffelte Dächer umschlossen drei Türme in Form eines Kegels, einer Pyramide und eines Prismas. Das Reet schimmerte golden und die hölzernen Wände waren übersäht von ineinandergreifenden Schnitzereien. Drei Frauen unterschiedlichen Alters saßen vor dem Gebäude. Eine von ihnen trug ein grünes Kleid mit einem weißen Überrock, gleich ihrem Haar, die andere ein rotes Kleid, gleich ihrem auffällig gelockten Schopf. Auch die jüngste von ihnen, jung und blond, schmückte sich mit einem Kleid, das der Farbe ihres Haares glich. Als sich Thor ihnen näherte, erhoben sie sich von der Veranda und grüßten den Asen freundlich.
„Thor, Freya, Thea und Juli“, sprach die Rothaarige sie zur Begrüßung an.
Juli winkte zurückhaltend und Thea senkte verlegen den Kopf.
„Wir sind gekommen, um Urds Hilfe zu ersuchen“, erklärte Thor.
„So habe ich es vorhergesehen“, erklärte die Jüngste.
„Die Vergangenheit wollt ihr ergründen“, sprach die Alte.
Freya nickte. „So ist es. Und du, Urd, sollst sie ihnen zeigen.“
Die Rothaarige deutete auf Thea und Juli. „Aber sie leben in der Gegenwart. Es ist Wiedergeborenen nicht gestattet sich an ihre Vergangenheit zu erinnern“, sagte sie ruhig, aber bestimmt.
Einen Augenblick lang war nur das Plätschern des Brunnens zu hören.
„Und doch wird Urd sie ihnen zeigen“, erklärte die Blonde sodann und Urd nickte.
„Mit der Gegenwart seid ihr nicht zufrieden“, sagte die Rothaarige vorwurfsvoll.
„Und die Zukunft wollt ihr ändern“, fiel die Blonde mit ein. „Ragnarök ist euch vorherbestimmt. Das Schicksal lässt sich nicht ändern.“
„Es wurde bereits geändert“, knurrte Thor.
„Das Schicksal ist unabänderbar“, sagten alle drei wie aus einem Munde.