Die Midgard-Saga - Niflheim. Alexandra Bauer

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Die Midgard-Saga - Niflheim - Alexandra Bauer Die Midgard-Saga

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die Situation: „Zeigt ihnen einfach, was sie wissen müssen. Odin bittet euch darum.“

      Die älteste der drei Schicksalsgöttinnen löste sich aus der Gruppe und bedeutete Thea und Juli mit einem Wink, ihr nachzukommen. Erst als Wal-Freya aufmunternd das Kinn hob, folgte Thea der Norne ins Haus und Juli schloss sich ihnen an.

      4. Kapitel

      Das Innere des Gebäudes lag im Zwielicht. Ein bläulicher Nebel umwaberte Wände und Möbel, kroch bis zur Decke hinauf und verbarg Höhen und Tiefen. Das einfallende Licht warf helle Streifen in den Dunst, aber es leuchtete den Raum nur spärlich aus. Urd führte Thea zu einem Bett.

      „Setz dich“, befahl sie mit rauer Stimme. Thea gehorchte, doch ihr Herz pochte unaufhörlich und alarmierte sie zur Flucht.

      „Was ist das für ein Nebel?“, fragte sie unsicher.

      „Die Vergangenheit vorangegangener Leben liegt im Trüben“, entgegnete Urd sanftmütig.

      „Ich verstehe nicht …“

      „Wisst ihr, wer ich bin?“ Sie sprach Thea an, vergaß aber nicht Juli, die hinter ihrem Rücken stand und aufgeregt auf den Füßen wippte.

      Ehrlich antwortete Thea: „Nein.“

      „Ich bin Urd, die Gewordene. Ich weiß, was gewesen.“

      „Und die anderen zwei?“

      Den Kopf leicht neigend antwortete Urd: „Sind Verdandi, das Werdende, und Skuld, das Werdensollende.“

      „Ihr seid Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“, stellte Juli fest.

      Urd nickte bedächtig. „So ist es.“

      Juli wusste nichts darauf zu sagen, doch die Norne schien keine Antwort zu erwarten. Stattdessen raunte sie: „Odin bat darum, euch alles zu zeigen, was für eure Reise wichtig ist und ich erfülle seinen Wunsch. Seid ihr bereit?“

      Theas und Julis Blicke trafen sich. Ihre Freundin sah ebenso unsicher drein, wie Thea sich fühlte. Zögernd nickte sie.

      Urd rückte ihr Antlitz nah an Thea heran. Wie unergründliche Seen ruhten die Augen der Frau in dem zerfurchten Gesicht. Alt und hell zugleich lächelten sie Thea an.

      „Ich kenne dich“, sprach sie geheimnisvoll. „Mutig in all deinen Leben. Aber jetzt zweifelst du.“

      Wenn ihr Thor oder Odin schon unangenehme Gefühle beschert hatten, so überbot die Norne alles Dagewesene. Zitternd holte Thea Luft, doch bevor sie etwas erwidern konnte, hob Urd die Hand und legte sie Thea auf die Stirn. Augenblicklich verschwomm Theas Blick. Die Welt um sie herum rotierte und die Farben mischten sich in einem Wirbel, der Theas Sicht allmählich schwarz färbte.

      Als das Licht wiederkehrte, stand Thea noch immer im Halbdunkel. Flammen tanzten hoch, während sie das Schwert aus der Esse zog. Einzig die Feuerstelle mit ihren glühenden Kohlen und das Sprühen der Funken, wenn sie das Eisen mit dem Hammer traf, spendete ein wenig Licht. Vertieft in seine Arbeit hämmerte Fengur die Waffe aus dem Werkstück. Seit mehreren Nächten arbeitete der Wikingerjunge bereits an seinem Schwert und allmählich formte sich eine klar erkennbare Struktur heraus. Schweiß rann Fengur von der Stirn und malte schwarze Muster auf sein rußbeschmutztes Gesicht. Konzentriert folgte er seiner Arbeit, hämmerte immer wieder auf das Eisen ein, drehte und wendete es und schob es zwischendurch in die Esse, bis die aufsteigenden Funken plötzlich das Gesicht eines Mannes erhellten. Erschrocken taumelte Fengur zurück, worauf der Mann an der Feuerstelle amüsiert lächelte. Lange dunkle Haare flossen über seine Schultern. Sein Bart wuchs in zwei Strähnen entlang der Oberlippe und in zwei Strähnen unterhalb des Kinns. Lässig lehnte er an der Esse, die Arme vor seinem roten Klappenrock verschränkt. Er war groß, fast zwei Meter, so schätzte Fengur. Unwillkürlich zog der Schmiedgeselle das glühende Eisen aus dem Feuer und hielt es dem Fremden entgegen.

      „Das wird ein gutes Schwert werden“, sprach dieser unbeeindruckt.

      „Wer bist du? Was willst du hier?“, knurrte Fengur.

      Der Fremde löste eine Hand aus der Verschränkung und schob die auf ihn gerichtete Klinge mit dem Zeigefinger von sich weg. Fengur stockte der Atem. Die Klinge glühte noch immer, doch der Fremde schrie nicht auf – sie fügte ihm keine Verletzung zu.

      „Du lässt es besser im Feuer“, erklärte der Mann.

      Fengurs Herz schlug schneller. Die Knie wurden ihm weich. Unendliche Angst packte ihn. Das musste ein böser Geist sein, ein Schwarzalb vielleicht, der ein Spiel mit ihm trieb, bevor er ihn tötete.

      Der Fremde sah ihn herausfordernd an. „Was zitterst du, Junge? Hier ist es fast wärmer als in Muspelheim!“

      „Kommst du von da?“, fragte Fengur ungewollt schnell.

      Der Fremde lachte und Fengur schämte sich für seine Einfältigkeit. Nein, aus Muspelheim, dem Land der Riesen, mochte dieser Mann nicht stammen. Wie ein Thurse sah er wirklich nicht aus, vielmehr erinnerte er an … Fengur überlegte kurz und runzelte bei dem Gedanken die Stirn. Dieser Mann erinnerte ihn an eine Frau! Dunkle Augen stachen hell und wachsam aus dem schmalen Gesicht, feine geschwungene Augenbrauen zierten sie. Der dicke Klappenrock und der breite Fellbesatz ließen ihn kräftiger wirken, ebenso wie die Pumphosen – die umwickelten Waden jedoch waren dünn und spiegelten seine eigentliche Statur wieder.

      „Ich komme aus Asgard“, erwiderte der Fremde.

      „Unmöglich!“, schnaufte Fengur.

      Der Mann antwortete mit einem herausfordernden Zucken seiner Augenbrauen. „Das Eisen wird schmelzen, wenn du es nicht herausnimmst.“

      Fengur holte erschrocken Luft, zog das Werkstück aus der Glut und legte es auf den Amboss, um es mit gleichmäßigen Schlägen zu bearbeiten.

      Der Mann trat neben ihn und schloss die Augen. Er lauschte. „Hörst du, wie es singt?“, schwärmte er.

      Fengur blickte kurz auf und überlegte einen Augenblick, an welchem Pilz der Fremde geknabbert haben mochte. Dann schüttelte er den Kopf und hieb weiter auf das Metall ein.

      „Du hast das Eisen mehrmals gefaltet“, erkannte der Mann. Er legte eine Hand auf den Amboss und hob den Kopf. „Der Singsang des Metalls ist so klar. Alle Unreinheiten haben sich gleichmäßig verteilt.“

      Der Pilz musste doch gewaltig gewesen sein, dachte Fengur. „Tu nicht so, als könntest du die Reinheit des Eisens am Klang erkennen. Jeder weit und breit weiß, dass Eyjarrs Klingen die Besten sind“, murrte Fengur, während er das Werkstück zurück unter die Kohlen schob. Zwei Mal trat er auf den Blasebalg und führte den Kohlen neuen Sauerstoff zu.

      „Du bist ganz schön keck dafür, dass du einem Gott gegenüber stehst.“

      „Ich weiß nicht, welchen Trick du gerade angewendet hast, um das heiße Eisen zu berühren. Aber du bist weder ein Riese, noch bist du ein Ase“, stellte Fengur klar.

      „Beides Mal falsch“, triumphierte der Fremde

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