unglückselig verdammt. Sharon Lee

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unglückselig verdammt - Sharon Lee

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in den Armen zu halten. Wenn sie überhaupt etwas sagte, dann erwähnte sie den Namen Maya oder sie bedankte sich bei Pietro für seinen Mut, sie aus der Zelle befreit zu haben, mit dem Wissen, dass er sein Leben für sie riskierte. Und die Gefahr war nicht vorbei. Erst wenn sie Schweizer Boden unter ihren Füssen hätte, wäre sie in Sicherheit.

       Pietro wirkte nervös, und Karin folgte seinem Blick in den Rückspiegel. Niemand schien hinter ihnen zu sein, also versuchten sie, sich etwas zu entspannen. Aus dem Radio dröhnte italienische Musik.

       Das grelle Licht machte Karin arg zu schaffen. Sie hatte die Tage zuvor im halbdunklen Raum verbracht. Als sie heute Morgen im Drecksloch erwacht war, durstig, apathisch, steckte in ihr die blanke Angst. Auch wenn sie die Hoffnung nie aufgegeben hatte, so wirklich hatte sie nicht mehr daran geglaubt, dass sie das hier überleben würde.

       Vor Wochen war sie mit den besten Vorsätzen nach Santa Berta gereist. Sie wollte es gut machen und sich mit dem leiblichen Vater ihres Kindes versöhnen. Denn wenn Maya einmal Fragen stellen würde, wollte Karin diese nicht unbeantwortet lassen.

       Giulio hatte sich bei Karins Ankunft sehr gefreut und ständig versichert, dass er für Maya alles tun werde. Die anfängliche Überschwänglichkeit war aber rasch verflogen. Nach wenigen Tagen war es bereits zu einem heftigen Streit gekommen. Giulio war handgreiflich geworden und beleidigend. In diesem schlimmen Moment fasste Karin den Entschluss, dass Giulio seine Tochter Maya nie zu Gesicht bekommen würde und ärgerte sich über ihre eigene Naivität, ihrem Ex erneut vertraut zu haben. Doch leider war es bereits zu spät.

       Karin blickte zu Pietro, der in hohem Tempo auf die Küste zu fuhr. Weit und breit war kein Wagen oder Motorrad zu sehen oder zu hören. Das war nicht verwunderlich, machten doch auch hier die Menschen, wie in den meisten Ländern des Südens, um die Mittagszeit Siesta. Es war bereits die dritte Wasserflasche, die Karin öffnete und zum Trinken ansetzte.

       Vor ihnen lag das Meer, zum Hafen war es nur noch ein kleines Stück, unweit davon lag auch der einzige größere Bahnhof der Region.

       Mit durchgedrücktem Gaspedal steuerte Pietro auf die Kurve zu, um dann gleich links einzubiegen. Die Küstenstraße verlief den Felsen entlang, die hoch über dem Meer aufragten. Leitplanken waren nur streckenweise angebracht oder lagen angefahren am Straßenrand. Keiner hatte sich die Mühe gemacht, die Abgrenzungspfeiler wieder ordnungsgemäß hinzustellen.

       Nur noch wenige Meter bis zur Kurve, Pietro bremste, um das Tempo zu drosseln. Stark verwundert drückte er erneut das Bremspedal, diesmal kraftvoller und komplett durch.

       Hitze stieg in ihm auf, der Schweiß tropfte über sein Gesicht. Die Situation schien ernst zu sein. Auch Karin wurde es plötzlich unwohl: «Bremsen, Pietro, bremsen!», schrie sie ihn an.

       «Geht nicht!», schrie er zurück. Die Bremsen hatten versagt.

       In bedrohlicher Geschwindigkeit raste der Wagen in die Kurve, und Pietro drehte das Steuer mit aller Kraft nach links. Gleichzeitig riss er die Handbremse hoch.

       Karin schrie um ihr Leben.

       Pietro brüllte: «Jemand hat die Bremsen manipuliert! Man will uns umbringen! Verdammt nochmal, stell endlich die Musik aus!»

       Von da an ging alles sekundenschnell. Der Wagen schaffte die Kurve nicht, geriet im Temporausch von der Straße und schleuderte direkt auf die Klippe zu, bis über das Felsplateau. Zehn Meter waren es noch bis zum Abgrund.

       Pietro konnte nichts mehr tun. Karin riss panisch an der Wagentür, aber die ließ sich nicht öffnen. Der Wagen raste direkt über die Felskante in die Weite, dann kippte er kopfüber und stürzte in die Tiefe.

       Es war aus. Niemand würde den Fall in die Tiefe überleben. Ihre Schreie der Angst verhallten in den Felsen, als der Wagen auf den Meeresgrund sank.

      Das Bild von Karins verschmutztem Gesicht und zerzaustem Haar und die Schreie des Todes hallten in Mayas Kopf.

      Maya erwachte schlagartig aus ihrem Traum und hörte ihr eigenes Herz laut pochen. Sie atmete kurz und schnell, schnappte dazwischen ängstlich nach Luft. Ihr Pyjama war tropfnass, der Hals wie zugeschnürt. Mit zittrigen Händen ertastete sie ihr Haar, und wie erwartet war es klitschnass.

      Kapitel 1 - Maya Hartmann

      Wenige Jahre zuvor hatte Maya nicht im Geringsten geahnt, dass sich ihr Leben schlagartig ändern würde und danach nichts mehr sein sollte, wie es war. Sprach man sie auf ihre Kindheit an, senkte sie ihren Blick und lächelte verlegen. Aufgewachsen war sie bei ihren Großeltern in der Nähe von Zürich. Die Familie Hartmann lebte in gutbürgerlichen Verhältnissen, so dass es ihr an Materiellem nie gefehlt hatte. Doch kein Geld der Welt half Maya über den Verlust ihrer Mutter hinwegzukommen. Es war für alle ein schwerer Schicksalsschlag gewesen, als Karin Hartmann plötzlich aus ihrer Mitte gerissen worden war.

      Alles, was Maya vom Tod ihrer Mutter wusste, stammte aus den Erzählungen ihrer Großeltern. Sie sei Ende der Siebzigerjahre in den Süden Italiens gereist, um sich noch einmal mit ihrem Ex-Freund zu treffen, ein Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe und dem Vater ihrer Tochter, von dem sie sich noch vor Mayas Geburt getrennt hatte.

      Als Karin ihre Eltern damals vor die Tatsache gestellt hatte, sie werde mit ihrem Baby nochmals nach Süditalien reisen, hatte Josef Hartmann interveniert und gar den Streit mit seiner Tochter nicht gefürchtet. Doch sie war stur geblieben. Gegen den Willen ihrer Eltern war Karin eines Nachts heimlich losgefahren. Nur in einem Punkt hatte sie auf Druck nachgegeben: Sie hatte die kleine Maya bei den Großeltern zurückgelassen.

      Zwei Wochen später sollte ihre Rückkehr sein, aber Karin war nicht nach Hause gekommen. Auch eine Woche danach war sie noch immer nicht aufgetaucht und selbst nach zwei weiteren Monaten fehlte jede Spur von ihr.

      Mayas Großvater hatte die Umstände von damals so beschrieben: Nachdem sie kein Lebenszeichen von ihrer Tochter vernommen hatten, hätten sie schnell die Befürchtung gehabt, ihr könnte etwas zugestoßen sein. Denn niemals hätte sie das Baby einfach so verlassen, Karin hätte sich zuhause gemeldet. Also hatten sie die Polizei verständigt und die dazumal fünfundzwanzig Jahre alte Tochter als vermisst gemeldet.

      Es seien drei lange Wochen vergangen ohne eine Nachricht der Polizei. Aber dann, an einem regnerischen Nachmittag, hatte es plötzlich an der Türe geklingelt. Mayas Großvater erinnerte sich immer wieder an den einschneidenden Moment, als die beiden Polizisten das Haus betraten und er vom ersten Augenblick an wusste, dass er seine Tochter nie wieder lebend sehen würde.

      Auf Vorstoß der Schweizer Polizei, die sich mit der Vermisstenanzeige an die Kollegen in Süditalien gewandt hatte, waren die Ermittlungen ins Rollen gekommen.

      Gemäß Rapport an die Zürcher Kollegen war Karin bei einem Überholmanöver in überhöhter Geschwindigkeit von der Straße abgekommen und die Klippe hinuntergestürzt. Dabei waren sie und eine weitere Person tödlich verunglückt.

      Mehr wusste Maya nicht, auch nicht über den tragischen Unfall. Es waren immer dieselben alten Geschichten, die sie erzählt bekam. Mehr gab es nicht, außer der Frage, was wohl gewesen wäre, wenn Karin ihr Baby damals nach Italien mitgenommen

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