unglückselig verdammt. Sharon Lee
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«Dein leiblicher Vater heißt Giulio Bonfortuni.»
«Giulio Bonfortuni …», wiederholte Maya den Namen andächtig. Sie war Feuer und Flamme: «Wo genau lebt er?»
«Ob er noch lebt, weiß ich nicht. Jedenfalls stammte er aus Santa Berta, einem kleinen Küstendorf in Süditalien.»
«Santa Berta. Nie gehört. Wo liegt das?»
«Du bist schlau genug und wirst es herausfinden. Aber ich warne dich: Vergiss nie, dass deine Mutter genau auf der Schnellstraße verunfallt ist, die aus Santa Berta hinausführt.»
So plötzlich und unerwartet war der Augenblick gekommen. Es war der unbeschreibliche Moment, auf den sie ihr ganzes Leben lang gewartet hatte. Wie oft hatte sie nachts geweint, dann, wenn sie alleine war und es niemand sehen konnte.
Den Namen ihres Vaters zu hören, war für Maya ein unbeschreibliches Gefühl. Sie glaubte zu träumen – doch sie war hellwach, gepackt von einem Hochgefühl und einer Leichtigkeit, die jedes innere Warnsignal übertönten.
Überglücklich verließ Maya die Krankenstation, beschwingt und voller Drang, ihren Vater zu finden.
«Giulio Bonfortuni», flüsterte Maya vor sich hin, «aus Santa Berta in Süditalien.»
Während den darauffolgenden Tagen durchforschte Maya das Internet nach einem Mann namens Giulio Bonfortuni. Auch nach stundenlangen Recherchen hatte sie noch kein Suchergebnis. Es war zermürbend, doch Aufgeben war keine Option.
Ihre beste Freundin Nadine brachte sie auf die Idee, diesem Giulio Bonfortuni einen Brief zu schreiben und die Nachricht per Post nach Santa Berta senden. Im Zeitalter des Internets hatte sie den guten alten Postweg ausgeblendet. Nadines Argumente waren stichhaltig: Wenn es denn in Santa Berta überhaupt einen Giulio Bonfortuni gäbe, würde er Mayas Brief erhalten. Wenn nicht, wäre es immerhin den Versuch wert gewesen.
Maya war inzwischen verzweifelt genug, um nicht weiter über Tun oder Lassen nachzudenken. Fast alle Maßnahmen waren ihr recht, um ihren Vater zu finden. Noch am selben Abend verfasste sie einen Brief:
Lieber Giulio
Du wirst erstaunt sein, diesen Brief zu erhalten. Ich heiße Maya Hartmann und bin die Tochter von Karin Hartmann und Giulio Bonfortuni aus Santa Berta.
Wenn du mein Vater bist und dich dieser Brief erreicht, bitte melde dich bei mir.
Deine Tochter
Maya
Mehr als eine halbe Stunde war sie verunsichert, wie sie den Brief abschließen sollte. War es richtig, wenn sie «Deine Tochter» schrieb oder würde sie ihm damit zu nahe treten, und sollte sie den Brief nicht doch besser schlicht mit «Maya» unterschreiben?
Nach eingehender Überlegung kam Maya zum Schluss, dass ersteres primär ihre persönlichen Gefühle zu ihm widerspiegelte, entschied sich am Ende dann aber trotzdem dafür, mit der Begründung, dass die Formulierung rein aus biologischer Sicht gesehen der Wahrheit entspräche.
Vergnügt unterzeichnete sie mit «Deine Tochter» und gleich darunter notierte sie ihre vollständige Postadresse.
Am darauffolgenden Vormittag fuhr sie gleich am Morgen los zur nächsten Poststelle. Maya war hibbelig wie kaum zuvor. Was von nun an geschehen würde, entzog sich ihrer Kontrolle.
Das Warten auf ein Lebenszeichen von einem Mann namens Giulio Bonfortuni hatte begonnen.
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