unglückselig verdammt. Sharon Lee

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу unglückselig verdammt - Sharon Lee страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
unglückselig verdammt - Sharon Lee

Скачать книгу

ihm übers Gesicht huschte?

      «Maya», flüsterte er.

      Ja, er lächelte wirklich!

      «Opa!»

      Schwach drückte er ihre Hand.

      «Der Arzt meinte, ich hätte Glück gehabt.»

      Nur schon dieser eine Satz kostete ihn viel Kraft.

      Eine knappe Stunde noch saß Maya bei ihm, bis der Chefarzt ins Zimmer trat und sie zum Gehen aufforderte: «Herr Hartmann benötigt Ruhe. Kommen Sie morgen wieder.»

      Nachdenklich stieg Maya in das erste Tram in Richtung Innenstadt und sackte auf ihrem Sitzplatz in sich zusammen. Eine innere Leere überkam sie. Ein Gefühl, als stünde sie im Nirgendwo mitten in einer kargen Wüste. Egal, wohin sie blickte, da war Nichts, außer die Frage: In welche Richtung sollte sie gehen?

      An der Haltestelle «Central» stoppte das Tram und Maya war zurück in der Realität. Es war ihr, als würden sie die anderen Fahrgäste angaffen, die Frau auf dem Sitzplatz ihr gegenüber mit dem Kind zum Beispiel, aber auch der Geschäftsmann, der neben der Frau stand, starrte in Mayas Richtung. Ihr wurde es zu eng unter den Leuten, also stand sie spontan auf, um auszusteigen.

      Ihre Hände waren kalt und steif, Menschen liefen an ihr vorbei und doch war sie nicht bei ihnen, so als stünde sie hinter einer Glaswand.

      Die Zeit hatte sie völlig vergessen und stellte mit Schrecken fest, dass sie eine halbe Stunde verspätet war. Sie hatte sich mit Thomas und ihrer besten Freundin Nadine auf einen Drink verabredet.

      Obwohl es Maya nicht nach Unterhaltung und Gesellschaft war, hetzte sie weiter in Richtung Zürichsee. Es war ein gutes Stück durch das Niederdorf, Maya lief die Gassen hoch und wieder runter.

      Eine Viertelstunde später war das «Bellevue» in Sichtweite und kurz darauf traf Maya im Café direkt neben der Buchhandlung ein, wo sie von Nadine und Thomas bereits erwartet wurde.

      Kaum war Maya angekommen, wäre sie am liebsten wieder gegangen. Sie fühlte sich aus der Bahn geworfen und fand, es sei ein Fehler gewesen, in ihrer jetzigen Verfassung gesellig sein zu wollen. Es passte heute einfach nicht mit ihren Freunden. Teilnahmslos saß sie da und glotzte auf die Kohlensäure ihres Sprudelgetränkes.

      Kapitel 5 - Der Brief

      Als Maya am nächsten Morgen das Krankenzimmer betrat, drehte Josef Hartmann seinen Kopf in ihre Richtung. Er nickte seiner Enkelin zu und gab mit einem Wink zu verstehen, dass sie sich hinsetzen sollte. Erwartungsvoll und ohne zu zögern, folgte Maya seiner Aufforderung und rückte den Stuhl nahe ans Krankenbett.

      «Maya …», flüsterte er. Sie kam näher, um ihn zu verstehen. Dabei bemerkte sie erst, wie angespannt er war.

      «Deine Mutter – meine einzige Tochter Karin …»

      Maya erschrak, als sie ihn den Namen ihrer Mutter sagen hörte. Ihr Großvater hatte so viele Jahre geschwiegen, das Thema stets gemieden.

      Josef Hartmann sprach leise weiter: «Der Unfall …»

      «Meinst du Mamas Unglück in Süditalien?»

      Fest drückte er Mayas Hand und schaute sie mit einem Blick an, der keine Zweifel an seiner Überzeugung ließ: «Nein, es war Mord!»

      Sie war schockiert und ihre Hände zitterten. Ihr Leben lang hatte sie geglaubt, ihre Mutter sei tödlich verunfallt. Und jetzt sollte es Mord gewesen sein? Ihr Großvater musste sich irren.

      «Das ist zweiundzwanzig Jahre her! Wie kommst du plötzlich auf diese schreckliche Idee?»

      «Du musst wissen, deine Mutter war eine sehr gute Autofahrerin und wäre kein Risiko eingegangen. Ich bin mir sicher, jemand muss nachgeholfen haben … Es sind einfach zu viele Ungereimtheiten.»

      Maya war sprachlos. Was ihr Großvater eben gesagt hatte, verwirrte sie zutiefst. Meinte er damit, dass jemand den Unfall manipuliert hatte?

      «Ich nehme an, die italienische Polizei hat das Auto damals untersucht?»

      «Die Polizei... Dort unten stecken sie doch alle unter einer Decke!»

      «Das verstehe ich nicht. Aber mal angenommen, du hast mit deiner Vermutung recht: Wer sollte so was tun?»

      Was Josef Hartmann antwortete, traf Maya wie ein Blitz.

      «Dein leiblicher Vater kennt die Wahrheit. Da bin ich mir ganz sicher.»

      Ein Kribbeln breitete sich in ihrem Körper aus.

      «Lebt mein Vater?»

      Statt einer impulsiven Abwehrhaltung, entgegnete er ihr unerwartet nüchtern, als hätte er mit ihrer Frage gerechnet: «Man weiß nie, ich denke – ja.»

      Innerlich jauchzte Maya auf und senkte gleich wieder schuldbewusst den Blick. Aus Respekt ihrem Großvater gegenüber unterdrückte sie mit Mühe eine steigende Euphorie.

      «Lebt er in Italien?»

      «Das kann schon sein.»

      Für Maya war es eigenartig, mit ihrem Großvater ein Gespräch über ihren Vater zu führen. Seine Worte brachten Bewegung in Mayas Welt, die geheimnisvolle Tür zur Wahrheit ihrer Herkunft stand ihr plötzlich offen.

      «Meinst du, er will mich kennenlernen?»

      «Das weiß ich nicht.»

      «Wo finde ich ihn?»

      Josef Hartmann sank in sein Kissen zurück und schloss die Augen. Ausgerechnet jetzt brach er das Gespräch ab. Seine Atmung ging schneller, er hustete und beruhigte sich anschließend wieder.

      Entschieden sah er Maya an: «Dein Vater ist nicht gut für dich.»

      Ihr lief es heiß und kalt über den Rücken. Ihre Euphorie verpuffte im Nichts. Maya fand die Behauptung ihres Großvaters höchst deplatziert und ungerecht. Warum dachte er schlecht über ihn? Maya war überzeugt, dass er ihm damit Unrecht tat. Schließlich hatte ihre Mutter ihn einst geliebt. Und wenn ihr Vater ein so schlechter Mensch wäre, dann sie auch. Es war sein Blut, das durch ihre Adern floss.

      Josef Hartmann war der momentane Zwiespalt seiner Enkelin nicht entgangen. Dass er den Herzinfarkt noch überlebt hatte, war ein Geschenk des Himmels gewesen und der Anstoß, sein Schweigen zu brechen.

      Er bedauerte, Mayas Gefühle wegen seiner eigenen Sturheit und Wut auf diesen Mann verletzt zu haben. Einsicht war gekommen und Josef fand inzwischen, dass Maya sehr wohl ein Recht darauf hatte, ihren Vater kennenzulernen. Genauso wie ihrem Großvater nicht zustand, dazwischen zu stehen. Genau das sollte sich heute ändern. Doch die Angst um seine Maya wuchs mit jedem Satz.

      «Maya, wir haben dich zu einem vernünftigen Menschen erzogen. Was immer du vorhast, denke mit dem Kopf. Dein Herz ist ein zu gutes und es könnte dich leicht ins Verderben führen. Genauso wie es deiner Mutter passiert ist. Ich will dich nicht auch noch verlieren,

Скачать книгу