TARZAN UND DIE AMEISENMENSCHEN. Edgar Rice Burroughs

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TARZAN UND DIE AMEISENMENSCHEN - Edgar Rice Burroughs

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umzubringen. Aber der Knabe entwischte ihnen, riss ein paar der federgeschmückten Steine vom Gürtel und schleuderte sie auf seine Angreiferinnen. Seine Geschosse flogen so rasch und gutgezielt, dass zwei der Mädchen heulend zu Boden fielen. Das dritte Geschoss verfehlte sein Ziel, traf aber einen der Knaben an der Schläfe und tötete ihn augenblicklich. Es war jener Knabe, der Tarzans Anhängsel gestohlen hatte. Seit Tarzan wieder zur Besinnung gekommen war, hatte er es, schüchtern wie alle seine männlichen Gefährten, krampfhaft in der Hand verborgen gehalten.

      Das älteste Mädchen sprang aber vorwärts, ohne sich dadurch stören zu lassen. Der Knabe warf noch einen Stein nach ihr, dann flüchtete er zu dem Affenmenschen. Er wusste zwar nicht, wie ihn dieser aufnehmen würde, vielleicht bewog ihn ein angeborenes Erinnerungsgefühl der Kameradschaft dazu - möglich auch, dass der in Tarzan in so hohem Grade verkörperte Edelmut in ihm eine Art vergessener Seele wiedererweckte. Wie dem auch sein mochte, er stellte sich an Tarzans Seite, während das Mädchen, das augenscheinlich in dieser neuen ungewohnten Kühnheit seines Bruders eine Gefahr witterte, nunmehr vorsichtiger herankam.

      In ihrer Zeichensprache schien sie dem Knaben klarzumachen, was sie mit ihm anfangen werde, wenn er noch weiter seinen schwachen Willen zwischen sie und ihre hungrigen Wünsche stelle. Aber er machte nur ein paar trotzige Zeichen und blieb. Tarzan klopfte ihm jetzt freundschaftlich lächelnd auf den Rücken, da fletschte der Kleine gräulich die Zähne, anscheinend ein Versuch, das gewinnende Lächeln des Affenmenschen zu erwidern. Doch inzwischen war das Mädchen heran. Tarzan wusste wirklich nicht, wie er sich verhalten sollte. Seine angeborene Ritterlichkeit verbot ihm, dies Geschöpf anzugreifen, ja schon der Gedanke, ihr in Selbstverteidigung eine Verletzung zufügen zu müssen, war ihm unangenehm. Gleichwohl wusste er, dass es sogar nötig werden könne, seine Gegnerin zu töten. So sah er sich denn wohl nach einem Ausweg um, hielt sich aber doch für eine Tat bereit, die ihm zuwider war. Zunächst hoffte er noch, so durchkommen zu können.

      Die Riesin Anga hatte den neugefangenen Gatten aus der Höhle in die Umfriedigung gebracht, wo sie ihn ein oder zwei Wochen eingesperrt halten wollte. Sie hörte das Trampeln der nackten Füße und die Schläge der Keulen gegen die Wände aus dem Hof der toten Wara schallen und erriet bald deren Ursache. Ihr persönlich war das Wohl und Wehe der Sprösslinge jener anderen gleichgültig. Aber ein gewisser Rasseninstinkt bewog sie, die Kinder freizulassen, damit sie sich selbst ihren Lebensunterhalt suchen konnten und nicht durch Verhungern dem Stamme verloren gingen. Sie dachte nicht daran, fremde Kinder zu füttern, aber sie wollte ihnen das Tor öffnen und sie laufen lassen; dann konnten sie für sich selbst sorgen, sich durchbringen oder zugrunde gehen, wie es das unerbittliche Naturgesetz von der Auswahl der Tüchtigsten vorschreibt.

      Vorläufig ließ sie sich aber noch Zeit. Sie griff mit ihren kraftvollen Fingern ins Haar ihres knurrenden Gatten und schleppte ihn trotz seines Widerstandes zu ihrem Hof, nahm den großen Stein vom Eingang, stieß den Mann hinein und schloss die Öffnung wieder. Dann ging sie zum Hof der anderen, öffnete die Tür und schritt durch die beiden Räume nach dem Innenhof, in dem eben das älteste Mädchen auf Tarzan losging. An der Tür stehenbleibend, schlug sie mit ihrer Keule an die Wand, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und sogleich sahen alle zu ihr hin. Sie war das erste erwachsene weibliche Wesen, das die Kinder außer ihrer Mutter zu Gesicht bekamen, und sie wichen in offenbarer Angst zurück. Der Knabe an Tarzans Seite verkroch sich sogar hinter dessen Rücken, worüber sich dieser keineswegs wunderte. Auch er sah zum ersten Mal ein ausgewachsenes Alali-Weib, denn während der ganzen Zeit, in der ihn Wara herumgezerrt hatte, war er bewusstlos gewesen.

      Das Mädchen, das ihn eben noch mit der Keule bedroht hatte, schien ihn völlig vergessen zu haben. Sie drehte sich um und stellte sich mit tückisch zusammengekniffenen Augen und zähnefletschender Fratze der Riesin entgegen. Sie allein von allen Kindern schien keine Angst zu haben.

      Der Affenmensch besah sich prüfend das ungeheure tierisch anmutende Geschöpf, das ihn vom anderen Ende des Hofes aus mit Glotzaugen betrachtete. Anga hatte ihn noch nicht gesehen, denn als ihn ihre jetzt tote Gegnerin heimbrachte, war sie noch auf der Jagd gewesen. Sie hatte gar nicht geahnt, dass die andere noch einen Mann außer den Kindern im Hof hielt. Ha, das war eine Beute! Den würde sie gleich mit nach ihrem eigenen Gehöft nehmen! In dieser Absicht kam sie ihm gemächlich näher, da er ihr nicht entkommen konnte, falls er ihr nicht seitlich entwischte und durch den Ausgang flüchtete. Die übrigen Bewohner des Hofes hatte sie ganz vergessen.

      Tarzan ahnte nicht im Mindesten, was jene vorhatte; er dachte, sie wolle ihn als gefährlichen Eindringling in ihrem Hause behandeln. Er überflog mit einem Blick ihren Riesenwuchs, die mächtig entwickelte Muskulatur und die wuchtige Keule, die sie in der ungefügen Hand hin und herschwang. Dem allen hatte er nur seine waffenlose Nacktheit entgegenzustellen.

      Bei den Dschungelgeschöpfen gilt es nicht als feige, einem nutzlosen und ungleichen Kampfe auszuweichen, und Tarzan war nicht nur in der Dschungel aufgewachsen, mit seinen Kleidern war ihm auch der dünne, unnatürliche Firnis der Zivilisation abgerissen worden. Er war wieder das grimme Tier, das dem Kommen des Alali-Weibes entgegensah, ein Raubtier, ebenso schlau wie gewaltig, das genau wusste, wann es zu kämpfen und wann zu flüchten galt.

      Herumfahrend lud Tarzan mit einem Griffe den Knaben auf die Schulter, durchmaß mit wenigen Sprüngen die kurze Strecke bis zur Hofmauer und kletterte im Anlauf flink wie eine Katze bis oben hinauf. Nur einen Blick warf er nach rückwärts, dann ließ er den Knaben auf der anderen Seite hinab und sprang ihm nach. Er blickte um sich und sah zum erstenmal das Amphitheater und die Höhlenlöcher, vor denen immer noch einige Weiber hockten. Die Dunkelheit war nahe, denn die Sonne sank bereits hinter den Hügeln im Westen hinab. Tarzan konnte nur einen einzigen Ausgang sehen, die Kluft am anderen Ende des freien Platzes, durch die wohl ein Pfad in den Wald führen musste. Dorthin jagte er, und der Knabe folgte ihm auf dem Fuße.

      Jetzt hatte ihn eines der Weiber vor den Höhlen entdeckt. Sie packte ihre Keule, sprang auf und schlug Lärm. Andere folgten ihr, bis fünf oder sechs auf dem Pfade hinter Tarzan her waren.

      Der Knabe hetzte vor Tarzan her, um den Weg zu zeigen, aber so schnell er war, gegen die flinken Muskeln seines Befreiers, die ihren Besitzer so oft sicher aus des wilden Numa Bereich getragen hatten, die selbst Bara, den Hirsch, einholten, kam er nicht auf. Die plumpen, schwer beweglichen Weiber hinter ihnen hatten keine Aussicht, die beiden einzuholen, wenn sie sich auf das Laufen verlassen wollten. Daran dachten diese auch nicht; sie hatten ja ihre Wurf steine bei sich, mit deren Gebrauch sie fast von Geburt an vertraut waren. Aber es war schon recht finster geworden; der Pfad machte mehrere Windungen, und die Flüchtlinge gaben ein so unsicheres Ziel ab, dass es schwer war, einen Wurf so anzubringen, dass er nur betäubte und nicht gleich tötete. Ein gewisser Instinkt hielt die Weiber davon ab, die Männer zu töten, obgleich er sie nicht daran hindere, sie mit größter Rohheit zu behandeln. Hätte Tarzan geahnt, warum ihn diese Weiber so hartnäckig verfolgten, er wäre sicher viel hurtiger gelaufen. Erst als die Wurfgeschosse um seinen Kopf zu fliegen begannen, beschleunigte er seinen Lauf etwas. Der Affenmensch hatte bald den Wald erreicht und verschwand vor den erstaunten Augen seiner Verfolgerinnen, wie wenn er sich in leere Luft aufgelöst hätte. Jetzt befand er sich ja in seinem Element. Während sie noch auf dem Boden nach ihm spähten, schwang er sich schon längst durch die unteren Zweige der Bäume, wobei er immer den unten auf dem Pfade entlangrennenden Alali-Knaben im Auge behielt.

      Doch nun, da der Mann entkommen war, stellten die Weiber die Verfolgung ein und kehrten zu ihren Höhlen zurück. An dem Knaben lag ihnen nichts. Er konnte unbelästigt zwei, drei Jahre im Wald herumstreichen. Entging er bis dahin den Raubtieren und den Speeren und Pfeilen des Zwergvolkes, dann war er erwachsen und bildete für jedes der Riesenweiber während der Paarungszeit eine erwünschte Beute. Für den Augenblick aber konnte er sich eines verhältnismäßig freien und unbekümmerten Daseins freuen.

      Seine Aussichten, sich durchzubringen, waren allerdings durch die frühzeitige Flucht in den Wald geringer geworden. Wäre seine Mutter am Leben geblieben, dann hätte sie ihn sicher noch wenigstens ein Jahr lang auf ihrem

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