JOHN ETTER - Lottosechser. John Etter
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„Ich freue mich, mit dir diese mir noch unbekannte Umgebung kennenzulernen.“
In Gestik und Mimik war Angela langsam etwas aufgetaut, was Andreas freute.
„Willst du mir etwas über dich erzählen?“, fragte Andreas.
„Tja, wo fange ich an?“, antwortete Angela und nahm einen großen Schluck The Legend aus ihrem Glas.
Auf Andreas machte es den Eindruck, als würde sie sonst nicht viel und auch nicht gerne über sich selbst reden.
„Tja, wie gesagt, bin ich noch verheiratet, schon lange nicht mehr glücklich und jetzt so weit, dass ich mich trennen will. Das wird ein großer und auch ein schwieriger Schritt. Darum habe ich mich etwas zurückgezogen, um meine Gedanken zu sortieren. Beruflich war ich viele Jahre in einer kleinen Unternehmung als Buchhalterin tätig. Leider ist der Chef verstorben und die Firma wurde liquidiert. Doch nach einem halben Jahr der Arbeitslosigkeit, hat es das Schicksal gut mit mir gemeint, und ich bin dank dem bereits angesprochenen Gewinn, demnächst unabhängig und auch deshalb so weit, mich endlich scheiden zu lassen. Kinder konnte ich leider nie welche haben und so kann ich jetzt richtig durchstarten und muss nur noch die Scheidung abwarten. Um mir meine Zukunft etwas auszumalen, habe ich das Angebot einer Freundin angenommen, hier in Maurach eine Auszeit zu nehmen. Mehr erzähle ich dir gerne, wenn du willst, morgen, wenn wir unterwegs sind. Ich erschrecke gerade etwas über mich selbst, dass ich in so kurzer Zeit so viel zu einem fast Fremden erzählt habe. Aber vermutlich musste es einfach mal raus. Ich hoffe, für dich ist es nicht zu viel?“
„Nein, gar nicht. Ich bin neugierig auf mehr von dir und freue mich auf einen tollen Wandertag“, antwortete Andreas und nahm den letzten Schluck der feinen Köstlichkeit aus dem Glas.
Der Abend ging schneller vorbei, als es sich Andreas gewünscht hatte und schon bald verabschiedete sich Angela von Andreas. Dieser zog sich, zur eigenen Überraschung gefühlsmäßig richtig aufgekratzt in sein Zimmer zurück.
Wanderung mit Störfaktoren
An diesem Morgen war Andreas schon lange wach. Er hatte im neuen Teil der Anlage bereits einige Längen schwimmen können, bevor er es sich am Frühstücksbuffet gut gehen ließ.
Er setzte sich mit seinem Notebook zu Tisch, was er nur tat, weil er alleine saß. Andreas googelte nach dem Genetic Engineering Home Lab Kit. Innert Sekunden waren mehr als eine Million Seiten gefunden. Er klickte auf eine der ersten Seiten und landete sofort auf der Seite, auf der solche Kits zum Verkauf angeboten wurden.
„Merkwürdig, ich habe noch nie davon gehört und das wird ganz offen verkauft“, dachte er sich und schüttelte ungläubig den Kopf.
Dann tauchte er tiefer in das Thema ein. Er war nicht nur von Berufes wegen neugierig. Ihn interessierte Vieles auf dieser Welt. Und wenn es etwas gab, was er nicht kannte, musste er mehr darüber erfahren.
Bald schon klickte er auf eine Anbieterseite aus Österreich. Die Firma war domiziliert in Innsbruck und schnell fand er heraus, dass hinter dieser Firma der Ehemann von Angela steckte. Sein Ermittlungseifer war geweckt – wie zu Polizeizeiten.
Maximilian Dreher schien eine nicht ganz weiße Weste zu haben. Er hatte schon mehrere Firmen in den Konkurs getrieben und schien auch sonst nicht viel vom Gesetz zu halten. Er konnte nachvollziehen, dass sich Angela scheiden lassen wollte. Sie war es, die ihrem Ehemann jeweils aus der finanziellen Misere half.
Angela war das Stichwort. Andreas schaute auf die Uhr. Zehn nach Acht. Er wusste es von den vielen Aufforderungen, die Brigitte früher machen musste, dass er die Zeit am Computer vergaß.
„Glück gehabt, reicht noch.“
Kurz vor neun Uhr ließ er sich seinen Wagen vorfahren und fuhr zum Treffpunkt. Angela stand in Wandermontur und einer auffällig bedruckten Jacke bereit und stieg in seinen Wagen.
Sie küsste ihn links und rechts auf die Backe und ließ ihn mit ihrem charmanten Lächeln spüren, dass sie sich auf den Tag freute. Ihm erging es ebenso.
„Ein prächtiger Tag, um etwas zu wandern. Ich bin froh, dass ich dir gestern Abend begegnet bin.“
„Ich auch“, entgegnete Andreas uns schaute Angela tief in die Augen und sah mit Freude, dass ihre Gesichtsfarbe sich in leichte Rottöne änderte.
Keine zehn Minuten später bogen sie auf den Parkplatz vor der Karwendel-Bergbahn ein, wo zahlreiche andere Wanderer dasselbe Ziel hatten. Einige trugen übergroße Rucksäcke mit sich und Angela schaute Andreas fragend an.
„Paraglider“, beantwortete Andreas die nicht gestellte Frage.
„Davon habe ich immer schon geträumt, aber es schlussendlich doch nicht gewagt.“
„Wer weiß, vielleicht wirst du schon bald über das Tal fliegen“, meinte Andreas und schaute Angela vielsagend an.
„Heute bestimmt noch nicht. Ich freue mich, mit dir zu wandern.“
„Da bin ich froh, ich würde es wohl nicht wagen, dir in die Luft zu folgen.“ Und nach einem kurzen Zögern fügte er an: „Noch nicht.“
Sie stellten sich an der kurzen Kolonne an. Schon bald verließen sie den sicheren Boden und genossen aus der Gondel die prächtige Aussicht auf die Karwendelregion mit dem Achensee.
Bereits an der Talstation hatten sie sich darauf geeinigt, nur den Panorama-Rundwanderweg über die Bärenbadalm zurück zur Bergstation zu gehen. Sie wollten sich beide erst wieder an das Gehen in der Natur gewöhnen und beiden war es recht, dass sie nicht zu viele Stunden unterwegs waren.
Gemütlich gingen sie los und blieben immer wieder stehen. Andreas nahm ab und zu sein iPhone heraus und machte Fotos. Zuerst vom herrlichen Panorama bei der Bergstation und dem Blick nach unten auf den See, dann auch das eine oder andere Bild von Angela, die jedes Bild immer wieder sehen wollte. Sie nahm darauf ihr Handy ebenfalls zu Hand und machte einige Fotos von Andreas, der sich zu einigen Grimassen hinreißen ließ und Angela zum Lachen brachte. Sie setzten sich auf ein der zahlreichen Bänke und zeigten sich gegenseitig die Fotos. Auch Andreas lachte lauthals los und die Menschen, die vorübergingen, lächelten vielsagend mit. Andreas und Angela sahen aus, wie ein glückliches Paar.
Nachdem sie ihre Handynummern ausgetauscht hatten, liefen sie weiter. Wo waren nur alle Menschen hin, die es auf den Berg geschafft hatten? Sie waren fast alleine unterwegs, nur ein einzelner Mann mit blauer Kapuzenjacke folgte ihnen in großer Entfernung. Das Wandergebiet war sehr groß und die Menschen verteilten sich gut auf den unterschiedlichen Wanderwegen. Selten einmal kam ein Wandererpärchen entgegen. Nach etwa einer halben Stunde setzten sie sich auf eine Bank unter einem Baum.
Der Mann, der ihnen schon länger gefolgt war, schien verschwunden zu sein. Er könnte sich aber auch im Wald hinter ihnen aufhalten. Auf alle Fälle schien er nicht mehr in der Nähe zu sein.
Sie