JOHN ETTER - Lottosechser. John Etter
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Читать онлайн книгу JOHN ETTER - Lottosechser - John Etter страница 5
„Du liebst ihn nicht mehr?“, fragte Andreas nach.
„Nein, in der Zwischenzeit hat er mich schon so oft verletzt, geschlagen und hintergangen, dass ich froh bin, aus dieser Beziehung rauszukommen. Jeden Euro, den ich verdient habe, hat er irgendwie verprasst. Das ist auch der Grund, weshalb ich seit zwei Tagen in der Wohnung meiner Freundin wohne.“
Sie erzählte noch einige Details aus den vergangenen Jahren und Andreas konnte nachvollziehen, dass sie froh war, dass sie bald ohne ihren Ungetreuen leben würde und vom wortwörtlich schlagfertigen Ehemann getrennt war.
„Auch Durst?“, fragte Angela.
„Ja, lass uns weitergehen, dann können wir an der Bergstation was trinken. Es ist ja bald Mittag. Vielleicht gibt es auch was Gutes zum Essen.“
„Ich denke, das Essen in der Alpenrose ist fantastisch?“
„Ja, aber nur wegen des Essens verzichte ich nicht auf so eine charmante Begleitung.“
Angela lächelte und Andreas beobachtete den feinen Gesichtsfarbenwechsel mit Freude.
Sie standen auf und gingen weiter. Schon bald erreichten sie das Alpengasthaus Karwendel, welches gut besucht war.
„Ich hab Lust auf Kaiserschmarrn. Du auch?“
„Ja, habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Da mache ich gerne mit“.
Kurze Zeit später aßen sie die Spezialität, genossen die Sonne auf der großen Terrasse und ließen es sich gut gehen. Ein netter Kellner mit kurz geschorenem, blondem Schopf, bediente sie.
Unten in einer entfernten Waldlichtung stand der Mann in der blauen Kapuzenjacke und beobachtete die Terrasse, was den beiden auffiel.
„Kennst du den“, fragte Andreas.
„Der ist etwas zu weit weg, um ihn zu erkennen. Aber es könnte mein Mann sein. Mein bald Ex-Mann. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber zuzutrauen wär es ihm, dass er mich verfolgt. Komm, lassen wir uns nicht stören. Er ist es nicht wert.“
Andreas war es nicht mehr ganz wohl in seiner Haut, denn er fühlte sich jetzt beobachtet. Nachdem sie gegessen hatten und Angela sich mit Händen und Füssen gegen das Bezahlen durch Andreas erfolgreich gewehrt hatte, verließen die beiden das Restaurant und gingen gemeinsam die paar Meter zur Bergstation.
Bei der Bergstation stand plötzlich der Kapuzenmann vor ihnen und stellte sich ihnen in den Weg.
„Wir müssen reden, Angela!“ Der Tonfall kam nicht einer Bitte ähnlich. Ein militärischer Befehlston unterstrich die Worte.
Sie schaute sich unsicher zu Andreas um und nickte schlussendlich.
„Einen Moment, ich verabschiede mich nur noch kurz von Andreas.“
Der Kapuzenmann, der trotz des schönen Wetters die Kapuze immer oben ließ, nickte und zog sich etwas zurück. Angela drückte Andreas einen Kuss auf die Wange.
„Mach dir keine Sorgen, hier hat es viele Menschen. Ich muss mich dieser Situation jetzt einfach einmal stellen. Warum nicht hier. Fahr du nur zurück. Ich melde mich heute Abend. So gegen neun in der Rondobar? Ich freue mich wirklich darauf, dich wiederzusehen und werde dir dann erzählen, wie es mir hier ergangen ist.“
„Bist du ganz sicher? Kann ich einfach gehen? Ich fühle mich nicht ganz wohl dabei. Ich kenne ihn nicht und habe kein gutes Gefühl dabei, dich hier alleine zurückzulassen.“
„Mach dir keine Sorgen. Wir sehen uns heute Abend. Hier ist es viel sicherer, als wenn ich ihn in irgendeiner Wohnung treffen würde. Ich freue mich auf dich. Mehr als ich es jetzt gerade sagen kann.“
„OK, wenn du meinst. Ich freue mich natürlich auch“, antwortete Andreas und ging in Richtung Kabinen. Er stieg in die vorderste Kabine ein und schon bald schlossen sich die Türen.
Andreas setzte sich hin und schaute zurück, doch er konnte die beiden nicht mehr sehen.
Zuerst dachte er mit angenehmen Gefühlen an ihre letzten Worte: „Ich freue mich auf dich. Mehr als ich es jetzt gerade sagen kann“.
Ihm erging es ebenso. Doch diese Gedanken änderten sich zu einem: „Habe ich einen Fehler gemacht“, als die Gondel unten ankam.
Sommerflaute?
„John“, rief Susanne fragend in Richtung des Eingangs der Detektei im kleinen Städtchen Zug in der Schweiz. Die Tür klackte wieder ins Schloss.
„Ja, ich bin zurück. Der Fall ist gelöst und du kannst die Rechnung schreiben. Ich schick dir den Abschlussbericht gleich zu.“
John Etter hatte sich neben Susanne aufgestellt und schaute ihr über die Schulter auf den PC.
Auf einer Tabelle sah er die Einsatzpläne seiner freien Mitarbeiter auf einen Blick.
„Sieht gut aus mit Aufträgen für unsere Leute. Hast du etwas Interessantes für mich?“
„Nein, leider nichts, was dich wirklich interessieren und reizen würde. Immer wieder nur die endlosen Überwachungsaufträge. Gut fürs Geschäft, aber keine Herausforderung für Dich. Der ideale Zeitpunkt, ein paar Tage auszuruhen und endlich die Zeit mit deiner Alina zu genießen! Apropos Alina, wie geht es euch eigentlich?“
„Alles bestens. Sie hat nun einen Geschäftsführer für die Unternehmungen eingearbeitet und wir genießen die freien Zeiten wirklich. Manchmal besuchen wir Selina und ihre neue Familie und freuen uns daran, was aus ihnen geworden ist. Eine wirkliche Freude, wenn man daran denkt, was vorher mit ihr geschah * . Es könnte für uns alle nicht besser sein. Danke der Nachfrage. Und ich unterlasse es, jetzt nach deinem Privatleben zu fragen.“
John schaute sie von der Seite an und sah, wie Susanne schmunzelte.
„Gut für dich, ich könnte dir wieder Geschichten erzählen. Aber du weißt, wenn es mir einmal nicht gut gehen würde, könnte ich es vor dir nicht verheimlichen. Ich bin froh, dass du nicht nachfragst. Aber in Kürze: Es geht mir gut. Und jetzt nochmals die Frage: Wollt ihr nicht ein paar Tage gemeinsam ausspannen?“
Es war das immer gleiche Spiel zwischen Susanne und John. Sie wusste alles von ihm und John konnte nur erahnen, was jeweils in Susannes Leben geschah.
Sie war seine fleißige, geliebte Wundertüte, wie er sie seinen Freunden jeweils vorstellte.
„Ich logge mich noch schnell ein, doch das scheint mir eine gute Idee zu sein. Alina kann sich jetzt, da alles in ihrer Niederlassung in Hongkong gut läuft, der Geschäftsführer hier gut funktioniert, sicher von ihrer Arbeit losreißen. Wir haben gerade gestern darüber gesprochen.“
* John Etter, Band 2: Stummer Schrei
Zwei Stunden später machte er sich auf den Weg nach Hause. Im Wagen fiel ihm auf, dass er sich nicht mehr daran erinnern konnte, wann er bewusst mehrere Tage nicht mehr mit seiner Arbeit gefüllt hatte.
Susanne würde den Rest seiner Truppe schon auf Trab halten, da war er sich sicher.
Und