Manni, kannst Du uns das mal erklären?. Jörg Müller
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Der Manager nickt unbewusst und rennt dann kreidebleich aus dem Raum. Die fünf Millionen Gründe haben ihn überzeugt, bei diesem „Kniff“ der Wahrheit, wenn auch schweren Herzens, mitzuspielen. Der S04 war ab sofort an Franz Xaver, der brasilianischen Granate, interessiert.
Nun zum zweiten Kniff: Der Fehlerteufel schleicht sich ein:
An einem heißen Sommertag kann man auf der Titelseite direkt unter dem Namen Wahrheit folgende Schlagzeile lesen:
„Präsident des FC B. bekräftig auf Nachfrage noch einmal: Lothar M. wird Trainer bei uns.“
Der Präsident liest diese Schlagzeile und schäumt vor Wut. Da klopft auch schon seine Sekretärin an die Tür:
„Herr Präsident, der Chefredakteur der Wahrheit wünscht Sie zu sprechen.“
Der Präsident holt instinktiv sein geladenes Jagdgewehr aus dem Schrank und setzt sich wieder vor seinen Präsidentenschreibtisch.
Der Chefredakteur betritt völlig entspannt das Büro des Präsidenten, nimmt unaufgefordert am Schreibtisch Platz und übernimmt sofort die Initiative:
„Präsident, das ist mir und der ganzen Redaktion der Wahrheit unendlich peinlich. Uns ist da ein Fehler unterlaufen. Wir haben heute bei der Schlagzeile auf unserem Titelblatt leider ein Wort vergessen, nämlich das Wort nie.“
Der Präsident schießt sich vor Empörung fast mit dem Jagdgewehr in seinen Fuß.
„Was soll das bedeuten Wir haben das Wort nie vergessen?“
„Unser Aufmacher sollte lauten: Präsident des FC B bekräftigt auf Nachfrage noch einmal: Lothar M. wird nie Trainer bei uns.“
Der Präsident atmet erst einmal beruhigt durch. Fehler können überall passieren, selbst beim besten Klub der Welt, dem FC B.
„Dann könnt ihr das ja morgen in eurem Schmutzblatt klarstellen.“
Der Chefredakteur der Wahrheit lächelt undurchsichtig:
„Es stimmt, dass wir das können. Aber wir werden es nicht tun, und du willst es auch nicht.“
Der Präsident blickt den Chefredakteur ungläubig an.
„Habe ich einen Hörfehler oder hast du gerade gesagt, dass ich auch nicht will, dass eure Schwachsinnsmeldung morgen widerrufen wird?“
„Du kannst beruhigt sein, du hast richtig gehört.“
Der Präsident fand dies keinesfalls beruhigend.
„Dieses fehlende Wort hat nur Vorteile für dich und deinen Verein. Euer Trainer erhält auf seine alten Tage noch einmal einen richtigen Adrenalinstoß. Und euer neuer Sportdirektor, der dir jetzt schon auf dem Kopf rumtanzt, wird davon ausgehen (müssen), dass du ihm gemeinsam mit Lothar Paroli bieten willst. Du bist dank dieser Schlagzeile ohne das Wort nie auf einen Schlag wieder der Chef im Ring.“
Der Präsident blickt gedankenverloren auf sein Jagdgewehr. Der Chefredakteur lag nicht ganz falsch. Aber er hatte einen wichtigen Punkt übersehen.
„Was ist, wenn Lothar das liest und morgen auf der Matte
steht? Dann haben wir ein echtes Problem. Denn wir können hier jeden gebrauchen, nur nicht den Lothar, meinen Intimfeind.“
Der Chefredakteur lächelt entspannt.
„Dann kommt Plan B zur Ausführung. Wir stellen noch in der gleichen Stunde dem Lothar eine vollbusige 14-Jährige vor, die wie 25 aussieht. Wie ich unseren Lothar kenne, wird er sofort steil gehen und attackieren. Wir machen ein paar Fotos und schalten das Jugendamt ein. Der Lothar verschwindet dann 100%ig sofort wieder nach Bulgarien. So haben das doch die Franzosen auch mit eurem Frank R in Paris gemacht. Und wenn der Lothar von sich aus verschwindet und das nicht zur Disposition stehende Traineramt von sich aus nicht annimmt, kannst du nichts dafür, und wir haben mal wieder die Wahrheit gesagt. Und wir haben in diesem Sommer wieder viel Stoff für viele interessante Beitrage rund um euren Verein.“
Der Präsident musste dem Chefredakteur widerwillig zustimmen.
„Also gut, ich werde die nächsten Tage abtauchen und eure Schlagzeile nicht kommentieren.“
Und so hatte die Wahrheit wieder einmal die Wahrheit gesagt und das Sommerloch erfolgreich überbrückt.
Soweit die beiden Beispiele. Wir Leser müssen bei diesem Sommerlochthema nur auf eines aufpassen: Wir dürfen nicht reinfallen!
Und die Moral von (in) der Geschicht‘?
Es gibt keine!
Uli, mach mal zehn Pils auf meinen Deckel.
Prost!
6 Win-win-Situation
Unser Thema des heutigen Abends:
Was ist eigentlich eine „Win-win-Situation“?
Unterstellen wir, dass wir alle gerne gewinnen wollen.
Unterstellen wir weiterhin, dass wir nicht immer gewinnen können.
Gestehen wir den Verlierern zu, dass sie ein Recht darauf haben, von den Gewinnern auch weiterhin respektiert und akzeptiert zu werden.
Mit diesen Unterstellungen und dem Zugeständnis ausgestattet, analysieren wir zuerst die aus dem Englischen übernommene Wortschöpfung win-win:
Das englische Wort win bedeutet ganz einfach gewinnen.
Die englische Wortschöpfung win-win beschreibt eine Situation, in der alle an einem Geschäft Beteiligten Gewinner sind. Das bedeutet im Umkehrschluss: Es gibt keinen Verlierer.
Unsere Lebenserfahrung sagt uns, dass es im realen Leben keine wirkliche Win-win-Situation gibt. Aber es gibt diese Situation tatsächlich.
Hier zwei Beispiele für eine Win-win-Situation:
Erstes Beispiel: Die sofort erkennbare Variante.
Im Doppelzimmer eines Krankenhauses liegen zwei Männer, die auf eine Operation warten. Sie sind beide etwa gleich groß, haben eine ähnliche Figur und in etwa den gleichen Modegeschmack. Kurz hintereinander werden beide aus dem Zimmer abgeholt und zu ihrem jeweiligen Operationssaal gebracht. Dem ersten werden beide Beine abgenommen und dem zweiten die Falten im Gesicht entfernt. Als der zweite zurück in das Krankenzimmer kommt, muss er zu seinem Entsetzten feststellen, dass sein Schrank aufgebrochen wurde und seine Designerschuhe entwendet worden waren. Zwei Stunden später wird der erste Patient zurück in das Zimmer gebracht. Weitere drei Stunden später erscheint