Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm
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„Was machst du denn da“, brüllte es aus dem Gang. Der Stallmeister! „Du sollst den Gaul da reinstellen und nicht den Mist in den Gang schmeißen. Das Mistvieh braucht kein Stroh. Der soll sich erst benehmen lernen!“
Während Maurus so brüllte, drehte sich Ferox zu ihm um und legte angriffslustig die Ohren an. Da bemerkte der Stallmeister, dass der Hengst nicht angebunden war.
„Bist du wahnsinnig, den Drachen nicht anzubinden? Hast du überhaupt Ahnung von Pferden?“, Maurus ging einige Schritte rückwärts und drückte sich an die Planke eines Stellplatzes.
Ferox machte einen Schritt auf ihn zu, streckte den Hals nach vorn und zeigte seine Zähne. In der Zwischenzeit war Fara aus der hintersten Box herausgekommen und ging seelenruhig zu Ferox und streichelte seine Nase, ohne die Zügel zu ergreifen.
Fara sagte erzwungen unterwürfig. „Seine Hufe sind krank von dem alten Mist und Ferox verliert unterwegs fast die Hufeisen. Deshalb ist er so gereizt und unruhig.“
Maurus holte schon tief Luft, um weiter zu brüllen. Aber Fara ergänzte schnell. „Markus hat gesagt, dass ich Ferox ab heute versorgen soll. Das mache ich jetzt. Wo kann ich Futter und Wasser finden?“
Maurus knurrte irgendetwas und wies auf einen der Pferdeknechte, die von der Ferne zugesehen hatten. „Frage den. Der zeigt dir alles.“ Damit drehte er sich um und marschierte wutentbrannt davon.
Fara ging zu dem Stallknecht. Das war ein schlanker Bursche von etwa siebzehn Jahren. Ferox, immer noch nicht angebunden, trottete hinter Fara her und stupste sie sanft in den Rücken.
„Ich bin Fara. Wie heißt du?“, fragte ihn Fara.
„Silvius. Bist du neu hier?“, fragte der zurück.
„Das kann man so sagen. Ich soll mich um den hier kümmern. Zeigst du mir, wo ich Futter und Wasser für ihn finde?“
Silvius betrachtete Fara und Ferox nervös. „Pass auf, Ferox ist hinterhältig. Mich hat er schon einmal gebissen, aber zum Glück nur die Tunika erwischt. Die Wassereimer stehen am Stalleingang. Am Brunnen draußen gibt es eine Tränke. Das Futter findest du auf der anderen Seite vom Eingang. Wieso hält er bei dir so still? Bei mir zerrt er immer an der Leine und ich habe zu tun, ihn in den Stall zu bekommen.“
Fara streichelte liebevoll die Nase von Ferox. „Legst du dich gern in dein Bett, wenn es so stinkt? Bist du nicht auch misstrauisch und wehrst dich, wenn man mit dir so ruppig umgeht?“
Fara schaute Silvius fragend an. „Gib mir mal deine Hand. Ich zeige dir was.“
Zögerlich hob Silvius die Hand. Fara nahm sie und hielt sie vorsichtig an die Nase des Hengstes.
„Sprich mit ihm ruhig. Geh an ihn heran, wenn er dich sieht. Streichle ihn sanft. Dann geht er auch mit dir friedlicher um. Du siehst doch, er ist ein stolzer, dominanter Hengst. Den brichst du nicht so leicht. Der hat keine Angst, vor niemandem. Der wehrt sich. Hast du ihn schon mal laufen sehen? So schnell ist keiner. Er will immer siegen. Wenn man das weiß, geht man mit Achtung mit so einem Tier um. Sein Können rettet vielleicht einmal das Leben seines Reiters.“
Während Fara das sagte, streichelte sie den Hengst ausgiebig. „Kannst du den Mist dort im Gang wegräumen, Silvius? Ich muss etwas zu Swingard bringen.“
Silvius nickte und suchte nach einer Schubkarre.
Nachdem Fara den Hengst versorgt hatte und aus dem Stall kam, war ihr Wagen weg und die Kräuterkisten standen auf der anderen Seite des Hofes neben einem Baum. So waren sie weit weg von den hungrigen Pferden.
Unschlüssig schaute sich Fara nach Vitus um. Sie entdeckte ihn schwatzend weiter hinten mit zwei jungen Frauen mit Schürzen. Als er Fara sah, streichelte er einer die Wange. Er konnte es nicht lassen. Dann kam er zu ihr.
„S-Swingard hat ihr D-Domizil gleich h-hinter dem Kräutergarten“, rief Vitus schon von Weitem und zeigte in Richtung des langen Hofes.
Beide griffen sich je eine Kiste mit Kräutern. Fara hängte sich ihre getrockneten Kräuter an einer Schnur über die Schulter.
Es ging an Wohnhäusern vorbei, an Werkstätten, Lagerhäusern, einer großen Küche, einem Holzlager und dem großen Wohnhaus. Hinter dem Wohnhaus von Markus lag ein Garten, der zum Teil als Kräutergarten genutzt wurde.
Sie kamen an vielen Menschen vorbei. Alle schauten ihr nach. Fara konnte sich vorstellen, wie gerätselt und getuschelt wurde, wer sie wohl war. Noch konnten die Leute in Villa Patria nicht wissen, dass sie mit dem Tod ihres alten Dominus Octavius zu tun hatte. Aber morgen früh würde es Fara merken, an ihren Blicken, ihren Haltungen und Äußerungen, dass sie Bescheid wussten.
Vitus steuerte auf das Haus gleich hinter dem Garten zu und stellte die Kräuterkiste neben der Tür ab.
Fara tat es ihm nach und betrat hinter Vitus das Gebäude. Von einem Vorraum zweigten drei Türen ab. Vitus durchschritt die offene, linke Tür und fand eine alte Frau vor. „S-Salve, Swingard. Ich b-bringe dir hier eine N-Neue von Wisgard mit.“ Damit bedeutete er Fara, einzutreten.
Swingard saß an einem Tisch und rührte irgendetwas zusammen. Ein riesiges Regal stand an der hinteren Wand, vollgestopft mit allerlei Behältern, Flaschen, Gläsern, Töpfchen. Es gab in dem Raum zusätzlich eine Liege und mehrere Hocker.
„Salve, Swingard. Ich heiße Fara.“ Plötzlich wechselte Fara in die markomannische Sprache. „Wisgard bat mich, dir viele Grüße auszurichten und Kräuterpflanzen zu bringen für deinen Kräutergarten. Auf der Fahrt von Villa Clarissa hierher habe ich ein paar frische Kräuter getrocknet. Man erkennt sie schon am Geruch.“
Vitus schaute Fara verdutzt an. Er verstand nicht ein Wort, was sie sagte. Swingard stand schwerfällig von ihrem Hocker auf und betrachtete Fara eingehend. Zum Schluss blieb ihr Blick an den verbundenen Handgelenken von Fara hängen, und sie antwortete in ihrer Heimatsprache. „Es ist schon eine Weile her, dass ich Markomannisch sprechen konnte. Wisgard kommt selten zu Besuch. An den Verschnürungen an deinen Handgelenken erkenne ich ihre Art. Wenn du bei Wisgard warst, brauche ich dich wohl nicht zu untersuchen. Zeige mal Deine Handgelenke.“
Mit einer Schere zerschnitt Swingard die Verschnürung und entfernte die Verbände. Auf den wunden Stellen hatte sich Grind gebildet. Fragend sah sie Fara an.
„Ich war ein halbes Jahr bei einem Sklavenhändler, bevor mich Markus gekauft hat. Ich war wohl nicht folgsam.“ Fara schwieg erst einmal.
Swingard sah ihr in die Augen und wartete. Da waren noch mehr Merkwürdigkeiten.
„Eine Prinzessin bringt viel Geld. Deshalb verschonte man mich mit der Peitsche und versuchte es mit Hungern. So unfolgsam kaufte mich aber keiner für den geforderten Preis.“ Fara wartete erst einmal