Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm
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Sie raffte ihr Sagum und die Decke zu sich herauf, damit sich die Ratten nicht darin verstecken konnten. Dabei fiel ihr Messer auf den Fußboden, das sie unter dem Sagum versteckt hatte. Verflucht!
Irgendetwas musste geschehen! So konnte sie nicht die ganze Nacht auf der Pritsche stehen. Nur gut, dass sie nicht in Panik verfallen war und vor Ekel geschrien hatte. Lange stand sie so da.
Die Ratten würden nicht gleich die Bettpfosten hinaufklettern und sie angreifen. Also konnte sie Sagum und Decke wieder auf die Pritsche legen und sich schnell das Messer holen.
Sie wollten Krieg und hatten mit Ratten begonnen. Krieg sollten sie bekommen! Mit den gleichen Waffen!
Fara zog das Messer aus der Scheide. Gut, dass sie wenigstens die Öllampe zum Sehen hatte. Auf zur Jagd.
Lange hielten sich die Ratten hinter dem Kübel versteckt, ehe sie hervorgekrochen kamen, um die Zelle zu erkunden.
Eine schnelle Bewegung von Faras Wurfarm und ein kurzes Quieken. In der kleinen Zelle war es einfacher, zu treffen. Die Ratte versuchte, sich zurück hinter den Bottich zu schleppen, blieb dann aber liegen. Fara sprang blitzschnell von der Pritsche und schnappte sich ihr Messer, bevor sie sich wieder auf die Pritsche rettete. Die getroffene Ratte ließ sie auf dem Boden liegen.
Wieder das lange Warten. Die zweite Ratte musste doch Hunger haben! Da huschte diese nach der anderen Seite vom Kübel und blieb in einer Zimmerecke sitzen. Faras Messer traf diesmal besser. Erleichtert atmete sie auf.
Aus ihrem Messergriff holte sie zwei Fäden von ihrem geheimen Nähzeug hervor. Mit dem Messer schnitt sie über der Tür Kerben in den Holzbalken. Dort klemmte sie zwei Fäden ein und band an die anderen Enden je eine Ratte an den Beinen fest. Jetzt baumelten die Ratten genau in Kopfhöhe. Blut tropfte auf den Fußboden.
Es musste schon weit nach Mitternacht sein, als Fara sich durchgerungen hatte, auf der Pritsche ausgestreckt zu schlafen.
Kapitel 11, Villa Patria, 14. April 373
♦
Fara war sofort putzmunter, als im Gang des Gefängnisses eine Tür aufgerissen wurde und Schritte im Gang auf ihre Zellentür zukamen.
„Halte mal die Fackel hoch!“, rief eine kräftige Frauenstimme. Im gleichen Moment wurde der Türriegel krachend zur Seite geschoben und die Zellentür aufgerissen.
Draußen war wieder die alte Frau mit dem finsteren Gesicht. „Steh endlich auf, du Miststück!“, rief sie und stürmte in die Zelle hinein.
Sie kam nur bis unter die Tür, dann wischten ihr die Ratten ins Gesicht. Erschrocken kreischte sie auf, warf ihren Oberkörper zurück und rutschte gleichzeitig auf der Blutpfütze aus. Mit einem Plumps saß sie mit ihrem Hintern in dieser Pfütze und die Ratten baumelten über ihr. Der Mann im Gang schwenkte die Fackel in die Zelle, um besser sehen zu können, und löste damit eine der Ratten von der Holzkerbe. Mit einem Klatsch fiel diese auf das verzerrte Gesicht der Frau, weil sie nach oben sah, was ihr da Nasses im Gesicht herumgewischt hatte. Das erste Kreischen war nichts gegen das, was jetzt zu hören war, als die tote Ratte vom Gesicht über ihren Busen auf den Schoß gerutscht war und sie erkannte, was es war.
Über der kreischenden Frau pendelte immer noch die zweite Ratte wie ein Damoklesschwert und wartete darauf, herunterzufallen.
Wachen kamen hereingestürzt mit gezogenen Schwertern und Messern. Alle drängelten sich an der Tür, um sehen zu können. Die sitzende Frau versperrte den Weg hinein.
Fara stand von ihrem Bett auf, kam zu der immer noch kreischenden Frau, hob an dem Faden die Ratte von ihrem Schoß auf, so dass sie vor dem hochroten Gesicht der Frau baumelte. „Bei uns sind Ratten Ungeziefer.“
Die Männer im Gang wussten nicht, ob sie erbost sein oder vor Lachen losbrüllen sollten.
Fara streckte mit unschuldigem Gesicht die Hand nach der alten Frau aus. „Darf ich dir aufhelfen? Ich bin Fara, die neue Küchenmagd.“
Die alte Frau funkelte Fara nur wütend an und ignorierte die hilfreiche Hand.
Fara schaute mit erhobenen Brauen zu den Männern hin. „Dann helft ihr endlich auf. Von unten ist es kalt und nass.“
Der Mann mit der Fackel gab diese seinem Nachbarn und fasste der Frau unter die Arme und hievte sie hoch. Dabei wischte die noch hängende Ratte wieder in ihrem Gesicht herum. Das Kreischen steigerte sich in die höchsten Töne. Wüst schimpfend stieß sie die Männer beiseite und rannte aus dem Gefängnis.
„War das Patricia?“, fragte Fara die Männer.
Einer nickte grinsend. „Das wird kein Spaß für dich heute.“
Patricia war weg und die Männer trollten sich. Fara wusch sich und machte das Messer und ihre Jagdtasche am Gürtel fest. Dann stand sie unschlüssig in ihrer Zelle. Vorsichtig verließ sie das Gefängnis, nickte dem Wachposten zu und schaute sich um. Es waren außer den Wachen nur zwei Frauen zu sehen, die der Küche zustrebten. Rechts war der Pferdestall. Der lag auf dem Weg. Sie beschloss, zuerst nach Ferox zu sehen.
Im Stall war sie die Erste und brachte gleich vom Brunnen einen Eimer voll Wasser mit. Ferox begrüßte sie mit seinem tiefen Räuspern. Eine Zeit lang streichelte Fara den Hengst. Dann ging sie Futter holen. Die anderen Pferde schnaubten in froher Erwartung, als Fara an ihnen vorbei ging. Ein paar Pferden tätschelte sie die Nase, aber sie hatte keine Zeit, sich um alle zu kümmern.
Am Brunnen wusch sie sich die Hände und ging langsam zur großen Küche. Dort rauchte schon der Schornstein dunkle Wolken in den Himmel. Acht Frauen standen in einer Gruppe mitten in der Küche und umringten Patricia. Die hatte sich umgezogen und redete auf die anderen Frauen ein. Als Fara sich der Gruppe langsam näherte, verstummte Patricia und starrte ihr rot vor Wut entgegen. Die Frauen formierten sich um und stellten sich zu beiden Seiten von Patricia auf. Alle betrachteten Fara mit ausdruckslosem, manchmal abweisendem Blick.
„Das ist die Prinzessin, wegen der Octavius von Fürst Vankor gefangen genommen wurde. Ihr wisst, er konnte nur noch mit einem Pfeil im Rücken fliehen und starb kurze Zeit später daran.“ Patricia machte eine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. „Markus konnte zufällig dieses Miststück auf dem Sklavenmarkt kaufen. Wahrscheinlich hat Vankor seine Tochter selbst in die Sklaverei verkauft, weil er ihre fiesen Intrigen nicht mehr aushalten wollte. Ihr seht ja, wie alt die ist. Keiner will diese Prinzessin haben. Markus hat befohlen, dass die ‚Prinzessin‘ ab heute bei uns in der Küche arbeitet. Wir sollen sie zum Putzen und Zwiebelschneiden einsetzen.“
Patricia wandte sich zu der ältesten der Frauen um. „Carmella, verpasse der eine von den alten Schürzen und ein Tuch für den Kopf. Und dann bringe der das Arbeiten bei, der ‚Prinzessin‘.“
Das Wort Prinzessin betonte Patricia besonders abfällig. Sie sagte aber nichts von den Ratten heute Morgen. Fara schwieg betroffen. Das Märchen, das sich Patricia ausgedacht hatte, schrie zum Himmel. Aber was sollte sie machen. Patricia hatte bei denen immer Recht.
„Ich heiße Fara“, sagte sie einfach und wartete ab.
„An die Arbeit“, rief Patricia und klatschte