Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Fara - Kampf um Villa Patria - Rolf Berkamm страница 3

Автор:
Серия:
Издательство:
Fara - Kampf um Villa Patria - Rolf Berkamm

Скачать книгу

trottete heimlich schmunzelnd hinter Markus her. Er war seit vier Jahren sein Fechtlehrer. Sein Vater hatte ihn damals in den Dienst genommen, weil die Straßen der weströmischen Provinz Pannonien durch Räubergesindel nicht mehr sicher waren. Vitus war nur wenige Jahre älter als Markus. Seit dem Tod seines Vaters Octavius und dem täglichen Umgang miteinander entstand eine vertrauensvolle Freundschaft. Jeder akzeptierte die Stellung des Anderen und tolerierte die konträren Eigenheiten, weil sie sich dadurch ergänzten. Vitus begleitete fast immer Markus auf seinen Reisen und übernahm dabei die Rolle eines Leibwächters. Mit seiner mittleren Körpergröße und der drahtigen Statur war er nicht das übliche Aushängeschild eines furchteinflößenden Muskelprotzes. Aber wenn doch die Waffen gezogen wurden, dann führte er das schnellste Schwert.

      Es war im Römischen Reich verboten, dass zivile Personen Waffen trugen. Nur das Militär, die Stadtwachen und die Benefizianer für die Polizeiaufgaben durften offiziell schwere Waffen tragen. Aber Benefizianer gab es immer weniger, weil diese in den römischen Legionen dringender gebraucht wurden. Es gab zu viele Unruhen und Kämpfe an den Grenzen des Reiches. So trieb Raubgesindel in den Provinzen sein Unwesen. Es war schon lange üblich, dass Leibwächter ein Schwert trugen und Händler wie Markus ihre Warentransporte mit eigenen Wachen und Waffen beschützten.

      Sie erreichten endlich den Sklavenmarkt. Es wurden nicht viele Sklaven angeboten. In den letzten Jahren gab es keine Kriege gegen die Quaden, Jazygen oder Markomannen auf der anderen Seite des römischen Donaulimes. Die Sklavenhändler waren auf Auseinandersetzungen der Barbaren untereinander angewiesen, um dort neue Sklaven aufkaufen zu können.

      Markus war überzeugt, sofort zu erkennen, wer diese Prinzessin war. Prinzessinnen waren ja bildschön und prächtig ausgestattet. Das hatte man ihm, seit er ein kleiner Junge war, immer wieder erzählt. Er entdeckte keine Prinzessin an ihren Kleidern, der Haltung oder an ihrer Schönheit. Markus hegte schon die Befürchtung, dass die Prinzessin verkauft war und er zu spät kam. Aber schöne, junge Frauen und dazu Prinzessinnen, die sicher eine umfangreiche Ausbildung erhalten hatten, waren recht teuer. Es gab in dieser Gegend nicht viele Herrschaften, die sich diesen Luxus leisten konnten. Es war überhaupt erstaunlich, dass in dieser Stadt eine Fürstentochter angeboten wurde. Solche wurden nach Aquileia oder bis Rom gebracht. Er würde ja sehen.

      Nachdem er die fünf Sklavenhändler, die heute auf dem Markt waren, umrundet hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als bei jedem einzelnen Händler nachzufragen.

      Die Verkaufsstrategie für die Sklaven war recht unterschiedlich. Meist standen die angebotenen Sklaven auf einem erhöhten Podest in der Sonne, damit sie ausgiebig betrachtet werden konnten und ein gewisser Abstand zur Ware gehalten wurde. Ein Aufseher stand immer dahinter zur Bewachung. Selten waren die Sklaven gefesselt oder angebunden. Ungehorsam wurde nicht geduldet. Man brachte den Sklaven zuerst Gehorsam bei, ehe sie zum Verkauf angeboten wurden. Nur wer für einen Sklaven näheres Interesse zeigte, wurde auf das Podest gelassen.

      Der dritte Sklavenhändler hatte seine Ware in einem großen Zelt versteckt, sprach lautstark jeden Passanten an und lud ihn ein, ins Zelt zu kommen. Dabei erzählte er in blumigen Worten, welche auserlese Prachtstücke er anbot. Er schaffte es, Markus ins Zelt zu komplimentieren. Eher beantwortete er Markus‘ Frage nicht, ob er eine Prinzessin im Zelt verbarg.

      Beim vierten Sklavenstand waren alle angebotenen Sklaven an einen Pfahl angebunden. Das ersparte dem Sklavenhalter viele Aufseher und er bot gleichzeitig alle seine Sklaven feil. So waren in der vordersten Reihe die kräftigsten Männer und Frauen aufgestellt. Man sah ihnen an, dass dieser Sklavenhändler seine Ware mit harter Hand behandeln ließ. In der zweiten und dritten Reihe standen die Jugendlichen, Männer und Frauen mittleren Alters. An den Pfählen der hintersten Reihe waren ältere Personen, kleine Kinder und eine in Lumpen gehüllte junge Frau mit zotteligen Haaren, die mit hängendem Kopf in der Sonne stand. Man hatte ihr sogar die Füße an den Pfahl gebunden.

      Markus war schon im Begriff weiterzugehen. Aber wenn er einmal hier war, sollte er alle Sklavenhändler nach der Prinzessin fragen.

      „Da haben Sie Glück, Herr. Ich habe die einzige Prinzessin weit und breit. Es ist in diesen Zeiten recht selten, eine wirkliche Prinzessin auf dem Markt anbieten zu dürfen“, strahlte der Sklavenhändler, ein vierschrötiger Kerl von über 40 Jahren. Seine rötliche Tunika und seine weiße Toga darüber wiesen ihn als Römer aus.

      „Herr, ich hatte sogar zwei Fürstentöchter. Eine habe ich in Aquileia an einen Sklavenhändler aus Rom verkauft. Die war blond und sprach fließend Latein. Die Prinzessinnen sind vom Fürsten Vankor, einem wichtigen Fürsten bei den Quaden. Für die zweite Prinzessin habe ich in Aquileia nur niedrige Angebote erhalten. Ich will sie wieder über den Donaulimes ins Quadengebiet zurückbringen, um ein Lösegeld auszuhandeln.“ Dabei zog er Markus Stück für Stück in Richtung der hintersten Pfahlreihe.

      „Wie seid Ihr denn an die Prinzessinnen herangekommen? Etwa geraubt?“, fragte Markus.

      „Nein, nein, Herr. Einer meiner Aufkäufer in diesem Gebiet hat sie von ihrem Bruder gekauft. Sie waren auf einer Jagd, ein paar junge Herren, der Bruder und die beiden Prinzessinnen. Der Bruder hatte mit meinem Mann einen Treffpunkt ausgemacht und die beiden Prinzessinnen an ihn verkauft.“ Der Sklavenhändler schaute Markus fragend an.

      Markus überlegte fieberhaft, was da passiert war. Er wusste von seinen Fuhrleuten und Unterhändlern, die er entlang der Römerstraße zwischen Carnuntum und Aquileia auf Handelsfahrt hatte, dass Fürst Vankor seit einem halben Jahr tot war.

      „Kennt Ihr den Namen dieses Bruders?“, fragte Markus nach.

      „Herr, die Prinzessinnen sagen, dass er Gordian heißt. Aber sie behaupten immer noch, dass Vankor, ihr Vater, sie freikaufen würde.“

      Markus merkte dem Sklavenhändler an, dass er einen Freikauf problematischer ansah, als die Prinzessin hier zu verkaufen. Er musste damit rechnen, dass Vankor seine Version, wie er zu den Prinzessinnen kam, nicht glauben und sich für den Raub rächen würde. Zumal dieser Gordian sicher seine eigene Geschichte erzählen würde. Dass Vankor tot war, wusste der Sklavenhändler nicht. Das war für ihn von Vorteil.

      „Wo ist denn nun diese zweite Prinzessin?“, fragte Markus.

      „Hier, Herr.“ Der Sklavenhändler zeigte auf die in Lumpen gehüllte, junge Frau in der hintersten Reihe. „Wir haben alles versucht, dass sie sich gefällig verhält. Mit der Peitsche wollen wir sie nicht verunstalten. Das senkt den Preis ja deutlich. Wir versuchen es mit Hungern. Als wir in Aquileia die blonde Prinzessin verkauft hatten, da hat die hier getobt wie eine Furie. Dabei hat sie einem meiner Aufseher das Messer entwendet. Den haben wir mit zweiunddreißig Messerstichen aus ihrer Zelle geholt. Seitdem hat sie kein Wort mehr gesprochen. Keine Träne, nichts. Essen will sie nicht nur ein, zwei Happen. Sie hat sicher an der anderen Prinzessin gehangen.“ Der Sklavenhändler merkte, dass er keine vorteilhafte Bewertung von seiner Sklavin berichtete. Deshalb schwieg er erst einmal.

      Markus bemerkte trocken. „Die ist ja fast tot. Die hält ja nur noch der Pfahl aufrecht.“

      „Von wegen fast tot, Herr. Heute Vormittag hat sie einem älteren Herrn hier aus der Stadt so zwischen die Beine getreten, dass dem die Augen schier herausquollen. Dabei wollte er nur mal unter ihre Tunika gucken, um zu sehen, was er da kauft. Deshalb ist die Tunika so zerrissen. Dann lag er hier und wälzte sich im Staub. Das gab ein Geschrei. Der ganze Markt kam hergelaufen und hat den alten Hurenbock ausgelacht. Der konnte froh sein, dass die Prinzessin angebunden war. Deshalb haben wir jetzt ihre Füße festgebunden. So kann sie Euch nichts mehr antun, Herr.“ Der Sklavenhändler schien nicht zu lügen. Es kam in der Stadt schnell heraus, was passiert war.

      „Warum meint Ihr, soll ich mir diese Prinzessin ansehen, nachdem Ihr mir das alles erzählt habt?“, fragte

Скачать книгу