Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm

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Fara - Kampf um Villa Patria - Rolf Berkamm

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wenig Zeit, mich mit der Prinzessin abzugeben. Aber gewiss kann sie reden. Sie sprach ja vorher. Sie will unbedingt von Vankor freigekauft werden. Dass Prinzessinnen recht jung an andere Fürstenhäuser aus Bündnisgründen verheiratet werden, ist ja üblich. Sie müssen dort als Fürstin, oder was sie dann sind, einen großen Hausstand und Hof führen. So wie sie hier aussieht, das täuscht. Die hat immer eine Überraschung parat.“

      Das ganze Gespräch fand neben der Prinzessin statt. Bisher bemerkte Markus keine Regung bei ihr. Ob sie schlief? Nein, dann wäre sie am Pfahl entlang nach unten gerutscht. Wer weiß, wann sie das letzte Mal zu essen oder zu trinken bekommen hatte.

      Markus war sich im Klaren, warum er hier stand. Er hatte endlich Gelegenheit, mehr zu erfahren, wie und wieso sein Vater Octavius an Vankors Hof beschuldigt und gefangen genommen wurde. Ihm war zwar durch Hilfe die Flucht gelungen, aber bei der Verfolgung traf ihn ein Pfeil in den Rücken. Mit der Pfeilwunde hatte er sich bis Carnuntum auf römisches Gebiet gerettet und wurde von seinem Unterhändler dort versorgt. Die Wunde entzündete sich auf dem weiteren Weg nach Savaria zum Weingut seiner Freundin Clarissa. Dort gab es zwar Wisgard, die alte Heilerin, aber die Entzündung war zu weit fortgeschritten, so dass er am dritten Tag nach seiner Ankunft starb. Er, Markus, hatte ihn nicht mehr sprechen können.

      Was er über diese Vorgänge wusste, hatte ihm Tante Clarissa erzählt. Jetzt hatte er zudem die Gelegenheit, sich an der Prinzessin zu rächen. Denn diese hätte behauptet, sein Vater plante, sie zu entführen und als Sklavin zu verkaufen. Oh, die sollte leiden!

      Markus hatte zwar sein persönliches Interesse an der Prinzessin, das ging aber den Sklavenhändler nichts an. Außerdem wollte er für diese falsche Schlange kein Vermögen ausgeben. Besser war, wenn sich diese Intrigantin nicht mit einmischte.

      Markus zeigte auf die Prinzessin. „Die sieht nicht wie eine Prinzessin aus. Ihr könnt mir hier viel erzählen. Ich glaube nicht, dass die mit dieser einfachen Tunika auf Jagd war.“

      „Verzeiht, Herr. Ich habe nicht damit gerechnet, dass heute gleich zwei Käufer ein Interesse an ihr haben. Dann hätten wir ihr natürlich ihre eigenen Sachen angezogen. Ich habe ihre Jagdausrüstung hier. Ein Gürtel mit Essmesser, der Bogen und einen verzierten Pfeilköcher. Ihr wisst schon, diese Bögen, die so geschwungen sind und eine große Schussweite erreichen. Ich zeige es Euch, damit Ihr mir glaubt.“ Der Sklavenhändler stapfte zu seinem kleinen Zelt und kramte in einer Truhe.

      In der Zwischenzeit trat Markus mit finsterer Miene an die Prinzessin heran, fasste sie am Kinn und hob ihren Kopf hoch. Durch einen Vorhang von wirren, dunkelbraunen Haaren starrten ihn fast schwarze Augen an. Als ihr Blick auf Markus fiel, huschte für einen kurzen Augenblick ein erfreuter, erkennender Ausdruck über ihr Gesicht. Aber sofort erstarb ihr Gesicht wieder und zeigte keine Regung mehr. Sie schien nicht zu wenig gegessen zu haben, denn ihre Wangenknochen traten nur undeutlich hervor.

      Nach kurzer Zeit kam der Sklavenhändler mit den Sachen der Prinzessin und der Jagdausrüstung aus dem Zelt zurück. Markus erkannte sofort an der reichen Verzierung des Pfeilköchers eine Arbeit der Quaden. So viel hatte er auf seinen Handelsreisen kennengelernt. Überrascht war er von den Hosen, die zuunterst lagen. Das war eine typische Männerkleidung der Reitervölker der Sarmaten, zu denen die Jazygen gehörten. Die römische Mode kannte keine Hosen. Aber dass eine Frau so etwas trug, war ihm neu.

      Markus nickte. „Dann schaue ich mir die Prinzessin mal an.“

      Mit beiden Händen ergriff er ihren Kopf. „Zeig mal deine Zähne!“

      Prompt spürte er den Widerstand der Prinzessin. Wer wollte sich schon wie ein Pferd begutachten lassen. Es war aber normal, dass es bei Sklaven der erste Blick war, ob alle Zähne vorhanden und in welchem Zustand sie waren.

      Die Gegenwehr hatte er erwartet. Er rang förmlich mit der Prinzessin, um ihren Mund aufzudrücken. Keiner sah, wie er seine kleinen Finger, verdeckt durch deren Haare, weit nach unten spreizte und ihr auf die Halsadern drückte.

      Das Schauspiel kannte Vitus von seinem Freund. Deshalb wandte er sich an den Sklavenhändler, um ihn abzulenken. „Ist die A-Ausrüstung der anderen P-Prinzessin noch da oder h-hat sie die mitbekommen nach R-Rom? Dort kann ja k-keiner etwas mit diesem Z-zeug anfangen.“

      „Ach, je barbarischer das Aussehen, umso höher ist das Interesse bei den Römern. Ich hätte selbst diese Klamotten hier sofort in Aquileia verkaufen können. Aber ich wollte sie für diese Prinzessin hier aufheben.“ Der Sklavenhändler legte inzwischen die Sachen auf den Erdboden und drehte sich zu Markus um.

      „Du störrisches Biest. Mach endlich dein Maul auf und wage nicht, mich zu beißen.“ Dabei schüttelte Markus den Kopf der Prinzessin hin und her. Die konnte sich nur durch Drehungen mit dem Kopf wehren. Aber Markus hielt ihn fest umklammert. Doch der Mund blieb zu. Plötzlich sackte die Prinzessin zusammen. Markus ließ den Kopf los. Die Prinzessin rutschte an dem Pfahl nach unten und hing verdreht in ihren Fesseln.

      „Was wollt Ihr mir da verkaufen? Wenn die schon beim Zähnezeigen stirbt, da hat sie wohl seit Aquileia nichts mehr zu fressen bekommen!“, brüllte Markus den Sklavenhändler an.

      „Herr, was habt Ihr getan. Das ist noch nie passiert.“ Damit stupste der Sklavenhändler die Bewusstlose mit den Füßen an. Sie zeigte keine Reaktion, sosehr er auch weiter stupste. „Die ist bloß etwas entkräftet durch das lange Stehen heute. Ein Eimer kaltes Wasser macht sie sicher wieder munter.“

      „Wie lange habt Ihr denn diese Prinzessin schon?“, fragte Markus.

      „Ich habe sie seit dem letzten Spätherbst. Ich hoffte, dass jetzt im Frühjahr das Interesse größer ist“. Der Sklavenhändler zuckte mit den Schultern.

      „So wie die aussieht und beim ersten Anfassen zusammenklappt, müsst Ihr froh sein, dass ich Euch nicht wegen Betruges anzeige. So etwas darf man doch nicht in Savaria als Sklavin anbieten!“ Markus baute sich drohend vor dem Sklavenhändler auf. Sofort erschien der einzige Aufseher, den der hatte.

      „Soll ich Euch mal was sagen. Ich bin Salz- und Waffenhändler und habe eben in Carnuntum im Legionslager meine Waren abgeliefert. Von der Legion weiß ich, dass Vankor seit einem halben Jahr tot ist und die wissen, was auf der anderen Seite des Donaulimes los ist. Sein Sohn Gordian hat jetzt dort das Sagen. Der wird die Prinzessin hier bestimmt nicht zurückkaufen.“

      Der Sklavenhändler erschrak. Er kam aus Aquileia und wusste davon nichts.

      Markus legte nach. „Ich bin die letzte Möglichkeit, dem Ihr diesen Haufen Dreck verkaufen könnt. Prinzessin hin oder her. Lange macht die es nicht mehr. Keiner kauft einen Sklaven zum Beerdigen. Ich sollte meinen Freund Brutentius, den Praefectus vigilum der Stadt, informieren, dass Ihr hier solchen Betrug anbietet.“ Mit hochrotem Kopf, eine Hand auf dem Messergriff an seiner Seite abgelegt, starrte er den Sklavenhändler an.

      Markus wusste, was beim Aufkauf von Sklaven bei den Barbaren gezahlt wurde. „Ich mache Euch einen Vorschlag. Ihr verkauft mir die Sachen und die Jagdausrüstung für den Preis von einem kleinen Sklavenjungen und legt diesen Haufen Elend von Prinzessin obendrauf. Mehr ist das alles nicht wert.“

      Der Sklavenhändler wollte sich nach bewährter Händlermanier in den Dreck werfen und heulend die Hände ringen, dass er bald verhungern müsste. Aber Markus drehte sich voll Abscheu um und ging. Vitus blieb einen Moment stehen, um den sicheren Abgang zu gewährleisten, und folgte ihm.

      Markus hatte keine fünf Schritte durch die Sklavenpfähle gemacht, da rief der Sklavenhändler hinterher. „Den Preis von zwei Sklavenjungen.“

      „Maximal ein Sklavenjunge und hundert

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