Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm

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Fara - Kampf um Villa Patria - Rolf Berkamm

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sie zum Wagen. Dabei achtete er darauf, dass sie nicht an sein Messer herankam.

      ♦

      Mit Gerassel fuhr der Pferdewagen auf den Hof des Weingutes von Tante Clarissa und kam zum Stehen. Der Wagen hielt direkt vor dem Herrenhaus. Es gab eine breite Treppe zur Terrasse vor dem Eingang des Herrenhauses. Oben saßen auf einer Bank in der Sonne des späten Nachmittages die Herrin des Weingutes, Tante Clarissa, und die Heilerin Wisgard. Sie warteten schon eine Weile auf die Ankunft von Markus und der Fürstentochter, falls er sie gefunden hatte.

      Markus war klar, dass die beiden neugierig waren. Er nannte Clarissa Tante, weil sie die langjährige Freundin seines Vaters war und über zwanzig Jahre älter als er. Wisgard nannte Markus Oma, weil er selber keine Oma gehabt hatte und sie dreißig Jahre älter war. Mit acht Jahren hatte er sich ein Bein gebrochen und musste über sechs Wochen in ihrem Reich der Heilkunst verbringen. Er hatte ihrem geliebten Apfelbaum beim Klettern einen großen Ast abgebrochen und sich dabei einen Beinbruch zugezogen. Zuerst hatte sie ihm mit ihrem Stock gehörig den Hintern versohlt, dann seinen Bruch behandelt und geschient. In den folgenden Wochen merkte er, welche warmherzige und großzügige Frau hinter ihrer rauen Schale steckte. Sie erzählte ihm viele Geschichten aus ihrer alten Heimat. Dann zeigte sie ihm, wie man aus Pflanzen Heilmittel herstellte und wofür sie verwendet wurden. Das brauchte man immer, meinte sie. In den letzten Wochen seiner Genesung musste er ihr im Kräutergarten helfen. Ihn hatte beeindruckt, mit welcher Energie sie um das Wohl eines jeden Patienten kämpfte. Oft hatte sie ihm gesagt, dass man eine Krankheit erst im Kopf des Patienten heilen musste. Erst später verstand er, was sie damit meinte. Aber seit dem Knochenbruch nannte er sie Oma Wisgard und immer, wenn er Vinea Clarissa besuchte, schaute er nach ihr.

      Während Markus und Vitus die Prinzessin von der Ladefläche des Pferdewagens herunterholten, kamen die beiden älteren Frauen von der Veranda die Treppe herunter. Beim Gehen stützte sich Wisgard auf ihren Stock.

      Vor der Prinzessin blieben sie stehen. Bei ihrem Anblick verfinsterte sich das Gesicht von Wisgard. Die Fürstentochter bemühte sich um eine aufrechte Haltung. Aber die Lumpen, die sie anhatte, der Dreck auf ihrer Haut, ihre verfilzten Haare, der Gestank, die gefesselten Hände und der verunsicherte Blick der jungen Frau zeigten Wisgard, wie sie litt.

      „Hast du wenigstens den Sklavenhändler erschlagen?“, fragte sie Markus wütend ohne den Blick von der Prinzessin zu lassen.

      „Das hätte ich getan, aber in der Zwischenzeit wäre sie am Pfahl verdurstet.“ Jetzt musste er sich auch noch vor Wisgard verteidigen. Aber er merkte, dass es mit ihrer Attacke um den Kopf der Prinzessin ging. Sie signalisierte Beistand gegen jeglichen Feind und ‚dir wird nichts passieren, mach jetzt keine Dummheiten‘.

      Wisgard und die Prinzessin schauten sich die ganze Zeit in die Augen. Clarissa und Markus warteten ab. Vitus ging um den Pferdewagen herum und half dem Stallmeister des Weingutes beim Ausschirren der Pferde. Ihr großer Hengst und der Stallmeister waren nicht die besten Freunde.

      „Halte mal meinen Stock, Markus“, sagte Wisgard im Befehlston und hielt ihm diesen hin. Sie hatte eine Patientin und da galt bei ihr weder Rang noch Namen. Dabei hielt sie den Blickkontakt mit der Prinzessin aufrecht. Langsam zog sie ihr Messer aus ihrem Gürtel.

      „Halte deine Hände vor, Mädchen. Ich befreie dich von deinen Fesseln“, sprach Wisgard in sanfterem Ton.

      Ebenso langsam hob die Prinzessin die Arme und Wisgard schnitt den Strick durch. Die von Fesseln zerschundenen Arme sanken wieder nach unten.

      „Clarissa, schickst du mir bitte Rina und Dara? Sie braucht ein Bad, leichtes Essen und neue Kleidung“, sagte Wisgard und zur Prinzessin gewandt, „Komm, Mädchen, wir zaubern einen Menschen aus dir.“

      Wisgard schnappte sich ihren Stock aus Markus‘ Händen, ergriff ein Handgelenk der jungen Frau und zog sie in Richtung Badehaus hinter sich her. Die Prinzessin folgte ihr etwas schleppend, als ob sie unschlüssig war, ob sie mitgehen sollte. Aber Wisgard erhöhte entschlossen das Tempo und dann lief sie bereitwillig mit.

      In der Badestube war es angenehm warm. Es brannten zwei Kerzen, die einen Tisch mit Bänken und eine große Holzwanne beleuchteten.

      „Setz dich da hin.“ Wisgard wies auf eine der Bänke und setzte sich selbst der Prinzessin gegenüber. Den Stock lehnte sie neben sich an die Wand.

      „Ich heiße Wisgard. Ich bin hier die Heilerin und wie heißt du?“, und nach einer kurzen Pause, als keine Antwort kam, „Oder wie soll ich dich nennen? Bestimmt hat dir deine Mutter einen Namen gegeben, der besser zu dir passt, als wenn ich jetzt einen Namen für dich erfinde.“

      Fragend sah Wisgard die junge Frau an. Sie sah in ihrem Gesicht, wie diese zwischen Schweigen und Reden schwankte.

      „Fara.“ Mehr sagte sie nicht. Aber das Eis war gebrochen.

      „Gut, Fara. Bei uns ist es üblich, dass ich die Neuen, also alle, die hier für Clarissa arbeiten und hier wohnen werden, zuerst einmal untersuche. Wenn jemand nicht gesund ist, den kann ich helfen und ihn kurieren. Außerdem sehen wir, wer von Ungeziefer befallen ist und können verhindern, dass sich das bei uns ausbreitet. So bleiben wir alle möglichst gesund.“

      Wisgard schaute Fara lange an, bis sie der Meinung war, dass keine negativen Reaktionen zu erwarten waren.

      „Gleich kommen zwei Frauen mit heißem Wasser für die Holzwanne dort. Sie werden dir helfen beim Baden, Haarewaschen und Auskämmen. Danach schaue ich mir deine entzündeten Handgelenke an. Du musst recht lange mit Fesseln gelebt haben, so wie die aussehen. Hab keine Angst, dass ein Mann hereinkommt. Das ist hier nicht üblich. Die haben Respekt vor meinem Stock. Fast jeder von den Kerlen hier hat ihn schon zu spüren bekommen. Auch Markus kennt ihn. Deine Tunika werfen wir weg. Die taugt nichts mehr. Du bekommst eine neue und was sonst für eine Frau dazugehört.“

      Die Tür zur Badestube wurde geöffnet und zwei Frauen kamen mit je zwei Eimern mit heißem Wasser herein. Wisgard war diese Unterbrechung recht. Da konnte Fara das soeben Gesagte überdenken.

      „Das sind Rina und Dara. Die holen mehr heißes und auch kaltes Wasser.“

      Die Frauen nickten und gingen wieder hinaus.

      „Bist du damit einverstanden, Fara?“, fragte Wisgard direkt.

      Fara nickte und Wisgard erzählte weiter. „Während du badest, hole ich meine Kräuter, Salben und was ich sonst dazu brauche.“ Nach einer Pause fuhr sie fort. „Ich weiß nicht, was an eurem Fürstenhof üblich ist. Wenn du Fragen hast oder dir irgendetwas nicht passt, dann sage es einfach. Wir machen hier bestimmt manches anders, als du es gewohnt bist.“

      Plötzlich sagte Fara. „Warum habt ihr mich gekauft? Ich habe mir solche Mühe gegeben, niemandem zu gefallen.“ Das Latein von Fara war fließend. Man merkte kaum einen Akzent.

      Wisgard überlegte eine Weile, ehe sie antwortete. „Das werden dir Markus und Clarissa beantworten. Ich greife da nicht vor. Vielleicht können wir zwei morgen vor eurer Abfahrt darüber reden.“

      „Ich bleibe nicht hier?“, fragte Fara überrascht.

      „Nein, du wirst morgen mit Markus nach Villa Patria fahren“, antwortete Wisgard.

      „Ha, Patria! ‚Heimat‘ klingt wie ein Hohn.“ Fara stand der Zorn im Gesicht.

      „Urteile nicht zu schnell, Fara. Markus wird zuerst etwas herumpoltern. Du wirst schon verstehen warum. Aber in Villa Patria sind mehr

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