Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm
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Wisgard erhob sich umständlich und nahm die Fackel.
„So, leg dich schlafen. Der Tag war sicher belastend für dich. Ich gehe mich auch ausruhen. Das Alter zwickt immer mehr.“ Damit schlurfte Wisgard zur Tür und schloss sie von außen.
Fara blieb allein zurück. Lange saß sie so da, wie Wisgard sie verlassen hatte. Die Neuigkeiten veränderten ihr ganzes Leben und Ängste kamen auf. Wie würde es ihr in Zukunft ergehen? Sie stimmte zwar Wisgard zu, mit dem Leben unter der Männerherrschaft. Aber die Rechte und die Stellung, die sie jetzt als Sklavin hatte, waren doch anders als die einer Ehefrau oder einer Geisel-Prinzessin. Sie hatte überhaupt keine Rechte mehr.
Mit den Ängsten kamen die Tränen. Fara rollte sich auf dem Bett zusammen und verkroch sich unter der Bettdecke.
Kapitel 3, Vinea Clarissa, 11. April 373
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Am Morgen blinzelte Wisgard eine Weile, ehe sich ihre Augen an die Dunkelheit der kleinen Öllampe in Faras Schlafkammer gewöhnten. Erst dann erkannte sie, dass unter dem Deckenknäuel doch die Prinzessin lag.
„Aufstehen, Fara, die Sonne taucht schon über den Häusern auf. Wir haben nach dem Essen noch im Kräutergarten zu tun.“
Beim kleinsten Antippen schoss Fara aus dem Bett und hielt ein abgewetztes Messer ausgestreckt in der Hand. Erst da erkannte sie Wisgard, die vor Schreck zurückgezuckt war.
„Verzeih‘ mir“, sagte Fara. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“
Langsam nahm Fara die Messerklinge in die andere Hand und hielt Wisgard das Messer mit dem Griff zuerst hin.
„Ich habe dein Messer gestern Abend in der Badestube gestohlen. Entschuldige. Ich wusste nicht, was mich in der Nacht hier erwartet.“
Wisgard nahm ihr Messer an sich. „Das habe ich gar nicht gemerkt. Was hast du dir dabei nur gedacht.“
Fara schaute finster vor sich hin. „Ich werde nie eine Sklavenhure sein.“
„Und was hättest du gemacht, wenn Markus dich geweckt hätte?“, fragte Wisgard vorwurfsvoll.
„Entweder er oder ich“, sagte Fara entschlossen.
Wisgard schüttelte den Kopf. „Denkst du, Markus hätte dich vergewaltigt?“
„Ich bin seine Sklavin. Er hat das Recht dazu, in seiner Wut jede Nacht in mein Bett zu steigen. Du hast von Würde gesprochen.“
Nachdenklich schaute Wisgard Fara an. Sie wollte ihr doch nur ein wenig Mut zusprechen. Mit dieser tödlichen Konsequenz hatte sie nicht gerechnet. Diese Prinzessin hörte genau hin.
„Und? Ist er in dein Bett gestiegen? Da habe ich wohl eben seine Leiche frühstücken gesehen, Fara. Dumm ist der nicht und lebensmüde auch nicht. Gewalt war noch nie seine Wahl. Außer er muss sich verteidigen.“ Wisgard schüttelte den Kopf. „Komm, der Kräutergarten wartet.“
Als beide in den Gang zur Schlafkammer traten, stand da ein Stuhl, der am Abend nicht dagestanden hatte.
Fara staunte nach dem Essen über den großen Kräutergarten. Sie sah, mit wie viel Liebe dieser gepflegt wurde.
„Was ist eine Heilerin ohne Kräuter?“, fragte Wisgard und stellte eine zweite Kiste bereit, damit die ausgegrabenen Pflanzenklumpen hineingeschichtet werden konnten.
„Viele der Kräuter könnte man zum Würzen der Speisen nutzen“, sagte Fara. „Da lohnt es sich, einige auf einem Feld anzubauen.“
„Das Feld solltest du aber vor den Ziegen retten. Denen schmeckt das noch besser. Deshalb ist mein Kräutergarten hinter einer Mauer versteckt.“ Wisgard hatte so ihre Erfahrungen. „Komm, Hände waschen. Da kann ich dir mein Reich zeigen. Aber wir haben nur wenig Zeit. Wenn die Pferde angeschirrt sind, will Markus aufbrechen.“
In Wisgards Kammer standen einige Regale mit vielen Tontöpfchen. An manchen sollte Fara riechen und raten, was drin war und wofür man den Inhalt verwendete. Wisgard nickte zufrieden.
„So, beeilen wir uns. Fara, nimmst du die andere Kiste mit den Kräutern?“ Damit legte Wisgard ihren Stock auf eine Kiste, hob diese hoch und marschierte forschen Schrittes in Richtung Hof.
Fara nahm die zweite Kiste und hob die Augenbrauen. Von wegen alt. Der Stock ist wohl eher ein Statussymbol.
Als sie auf dem Hof ankamen, war der Stallmeister dabei, den großen Hengst vor den Pferdewagen zu stellen, um ihn anzuschirren. Aber das Pferd wollte nicht. Es sah wie ein Tauziehen am Zügel aus. Der Hengst schnaubte und tänzelte hin und her. Dabei stellte er einen Hinterhuf ab und zu auf die vordere Spitze. Sein hellbraunes Fell leuchtete in der Sonne. Den Kopf hatte er hoch erhoben. Man merkte ihm an, dass er sich nicht gern vor den Wagen spannen ließ. Er strotzte vor Kraft und wäre am liebsten davongestürmt. Währenddessen beschimpfte der Stallmeister den Hengst mit rauen Worten. Zum Schluss band er den Zügel an dem Wagen fest, weil er den Hengst nicht zum Anschirren brachte.
Fara und Wisgard schoben die Kräuterkisten auf die Ladefläche des Wagens. Dort standen schon sechs Weinfässer, die Markus nach Villa Patria mitnahm.
Der Stallmeister kam mit großen Schritten aus dem Stall zurück und schwenkte eine Peitsche.
„Jetzt werde ich dir Mistvieh zeigen, was du machen sollst“, brüllte er den Hengst an und schlug auf ihn ein. Das Pferd zerrte vergeblich am Zügel.
Der Stallmeister holte wieder aus. Doch die Peitsche blieb hinten. Die Schnur hatte Fara gefangen und riss dem Stallmeister die Peitsche aus der Hand. In hohem Bogen flog sie durch den Hof und klatschte gegen eine Mauerwand.
Wutentbrannt stürmte der Stallmeister auf Fara zu. Dass eine Sklavin ihn dermaßen behinderte, ging gar nicht. Er konnte seine Wut auch an ihr auslassen. Aber Fara tauchte mit zwei schnellen Schritten seitlich an ihm vorbei und griff sich dabei sein Messer vom Gürtel.
Der Stallmeister wirbelte herum. Fara stand zwei Schritte entfernt vor ihm und hielt ihm die aufrechte flache Hand am ausgestreckten Arm entgegen. In der anderen Hand hielt sie das Messer nach unten. Unmissverständlich sagte die Geste, dass er Abstand halten sollte. Unschlüssig und mit hochrotem Kopf öffnete und schloss der Stallmeister die Hände.
Nach einem Augenblick ging Fara langsam zwei, drei Schritte rückwärts auf den Hengst zu. Dabei bedeutete sie noch einmal dem Stallmeister dortzubleiben, wo er war.
Markus hatte Faras Peitschenattacke von oben auf der Veranda gesehen und stürmte schon die Treppe hinunter. Nicht nur, dass die Barbaren-Prinzessin den Stallmeister mit dem Messer bedrohte, nein sie lief rückwärts dem wilden, aufgeregten Hengst unter die Hufe.
Ein Stock schlug von der Seite gegen seinen Bauch und brachte ihn zum Stehen.
„Sie