Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm

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Fara - Kampf um Villa Patria - Rolf Berkamm

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Sklavenhändler tat, als überlege er. Er wollte keinen Ärger mit den Beamten. „Also gut. So sei es. Aber nimm diesen Haufen Ärger sofort mit.“

      Mit einem Kopfnicken in Richtung Vitus signalisierte Markus, sich um die Prinzessin zu kümmern.

      „Ich nehme die Sachen und die Jagdausrüstung,“ sagte er zu ihm.

      Dann folgte er dem Sklavenhändler in sein Zelt, um die Bezahlung zu leisten.

      Vitus zog sein Messer und schnitt die Prinzessin vom Pfahl los. Haltlos fiel diese auf die Erde. Die Stricke steckte sich Vitus in den Gürtel und hievte die Bewusstlose wie einen nassen Sack auf seine Schulter. Ausgehungert schien sie nicht zu sein. Sie hatte reichlich Gewicht. Mit gemächlichen Schritten marschierte er los in Richtung Pferdewagen. Dabei baumelten die Arme, Kopf und Beine der Prinzessin im Takt seiner Schritte.

      Kapitel 2, Vinea Clarissa, 10. April 373

      ♦

      Als Markus seinen Pferdewagen erreichte, hatte Vitus die Prinzessin bereits hinten auf die Wagenfläche gelegt. Dort stand nur eine längliche, größere Kiste, die durch die halb hohen Seitenwände des Wagens verdeckt war. Auf einem Stangengestell spannte sich eine dichte Dachleinwand zum Schutz vor Sonne und Regen. Die Seiten waren offen und gewährleisteten einen freien Blick in alle Richtungen. Erst auf Vinea Clarissa, Tante Clarissas Weingut, kamen einige Fässer Wein hinzu. Dieser Pferdewagen war ein kleiner Transportwagen, den Markus gern für schnelles Fortkommen nutzte, wenn er in Geschäften unterwegs war. Solche Reisewagen, deren Kasten gefedert über Lederriemen aufgehängt wurden, waren nur für ein paar Personen geeignet und nicht für schwerere Lasten. Irgendetwas hatte Markus immer zu transportieren. Deshalb bevorzugte er robuste Pferdewagen. Auf den gepflasterten Römerstraßen war ein schnelles Fahren ohne viele Hindernisse, wie Schlamm oder Steine, möglich. Den Krach, den die Hufeisen der Pferde und die stahlbereiften Räder auf den Steinen erzeugten, war er gewohnt.

      „D-Du hast den Sklaventreiber g-ganz schön reingelegt. F-F-Freund Brutentius und so. D-Du kannst doch d-den nicht ausstehen?“ Vitus grinste von einem Ohr zum anderen.

      Markus kletterte auf die Wagenfläche, zog den geheimen Riegel und schaute in die Holzkiste hinein. Es schien alles in Ordnung zu sein. Er winkte dem Wachsoldaten mit der Hand als Dank und zum Abschied zu. Dann warf er die Sachen und die Jagdausrüstung der Prinzessin hinein, verschloss die Kiste wieder und stieg auf die Fuhrmannsbank zu Vitus, ohne die Prinzessin eines Blickes zu würdigen. Die lag auf der harten Ladefläche, wie sie von Vitus hingelegt wurde. Der Wagen würde sie schon munter rütteln.

      „Hast Du gesehen, wie verprügelt die anderen Sklaven an den Pfählen waren? Es ist ein Wunder, dass die Prinzessin keine Peitsche gesehen hat. Fahr endlich los.“ Markus war mit seinen Gedanken noch beim Kauf seiner neuen Sklavin.

      ♦

      Nachdem sie die größte Strecke nach Vinea Clarissa zurückgelegt hatten, drehte sich Markus zur Prinzessin um.

      „Sie ist noch nicht aufgewacht. Da brauchen wir wohl doch einen Eimer mit kaltem Wasser?“ Markus wunderte sich, dass die Bewusstlosigkeit so lange anhielt. Er hatte den Trick schon ein paar Mal genutzt, wenn er den Verdacht hatte, dass ein Sklavenhändler ihn betrügen wollte oder er den Preis nicht einsah.

      „Fahre da drüben unter den schattigen Baum. Dort gibt es einen Bach. Da kannst du mit dem Ledereimer Wasser holen.“

      Gemeinsam hoben sie die Prinzessin vom Wagen und legten sie ins weiche Gras. Vitus holte sein Sagum, die quadratische Decke, die bei kühleren Temperaturen als Mantel um den Körper geschlungen und mit einer Fibel zusammengehalten wurde. Den hatte er bis jetzt zusammengefaltet und zur Sitzunterlage auf dem Fuhrmannsbock genutzt. Dieses Bündel schob er der Prinzessin unter den Kopf und strich ihr die Haare aus dem Gesicht, um sie besser beobachten zu können.

      „Dein Sagum muss wohl gewaschen werden? Der wird gleich nass, wenn wir die Prinzessin mit kaltem Wasser einweichen.“ Markus wollte nicht viel Aufhebens mit der Prinzessin machen, ließ aber Vitus gewähren. Tot nützte sie ihm nichts.

      „W-wenn du die zu Clarissa bringst, dann h-holt sie sowieso Wisgard. U-und wenn Wisgard die P-Prinzessin klatschnass sieht, d-dann wird sie ihren Stock auf deinem B-Buckel zerbrechen wollen.“ Man sah Vitus an seinem verschmitzten Gesicht an, wie er sich das vorstellte.

      Markus wusste, was Vitus meinte. Wisgard konnte richtig wild werden, wenn Menschen auf dem Gut schlecht behandelt wurden, egal ob Sklavin oder Herrin. Dort gab es keine Peitsche, wenn überhaupt, dann nur diesen Stock. Er, Markus, kannte diesen Stock, seit er acht Jahre alt war. Sie war eben Heilerin.

      „Vielleicht zwicken wir die Prinzessin, damit sie munter wird.“

      Vitus wiegte den Kopf hin und her. „W-Wo willst du sie denn z-zwicken? F-Frische blaue F-Flecke erkennt Wisgard s-sofort.“

      Markus betrachtete die Prinzessin. Deren Gesicht war entspannt und das Kinn nach unten gesunken.

      „Alle Zähne scheint sie zu haben“, meinte er.

      „Dann pass auf, w-wenn sie munter wird. Die h-hat bestimmt großen H-Hunger und bei D-Dir ist viel dran zum A-Abbeißen.“

      „Am besten ist es, ihr die Hände wieder zusammenzubinden. Wer weiß, welchen Unsinn sie beim Aufwachen macht. Wenn nur die Hälfte stimmt, was der Sklaventreiber erzählt hat, dann traut sie sich so manches.“

      Nachdem Vitus die Hände mit dem Strick vom Pfahl zusammengebunden hatte, standen sie vor ihr und wussten nicht, wie weiter, außer mit kaltem Wasser. Mit Bewusstlosigkeit kannten sie sich kaum aus. So viel Erfahrung besaßen sie nicht, Markus mit seinen zweiundzwanzig Jahren und der drei Jahre ältere Vitus. Mit Verletzten, ob nach einem Schwertkampf oder durch die Arbeit, konnten sie umgehen. Das hier war neu für die beiden.

      Markus kniete sich neben die Prinzessin und tätschelte ihr die Wange. Dabei spürte er, dass sich ihre Wangen röteten. Aber sonst war keine Reaktion zu erkennen. Markus zeigte auf die Wangen und Vitus verstand.

      „O-Ob sie unsere Sprache v-versteht?“, fragte Vitus.

      „Eine Prinzessin hinter dem Donaulimes beherrscht sicherlich Latein“, antwortete Markus.

      „V-vielleicht musst du sie w-wachküssen, so wie in den G-Geschichten über Prinzen und Prinzessinnen.“ Vitus schaute genauer ins Gesicht der Prinzessin. Man sah, wie die Halsadern anschwollen. Nun legte er nach. „Markus, jetzt hast d-du die Gelegenheit unter ihre T-Tunika zu gucken. S-Sie hat keinen G-Gürtel, da kann man fast a-alles sehen.“

      Augenblicklich waren die Augen der Prinzessin geöffnet und die Knie wurden zusammengepresst. Finster starrte sie erst Markus und dann Vitus an.

      „W-Willst du was t-trinken?“, fragte Vitus. Keine Reaktion bei ihr.

      Vitus ging zum Pferdewagen, um den Krug mit Wasser und einen Becher unter der Fuhrmannsbank hervor zu holen. Markus zog die Prinzessin an den gefesselten Armen in die Sitzposition und drückte ihr einen Becher voll Wasser in beide Hände. Sie hatte den ganzen Tag am Pfahl in der Sonne gestanden. Da war es nicht weit her mit dem Stolz einer Prinzessin. Gierig trank sie den Becher leer. Vitus sah sie fragend an und deutete noch einmal auf den Krug. Sie nickte kaum merklich und er füllte den Becher erneut. Den zweiten Becher trank sie schon bedächtiger. Hauptsache das Wasser kam nicht wieder heraus, so wenig, wie ihr Magen heute zu tun hatte.

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