Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm
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Tabor schaute ihr hinterher. „Ha, das sagt sich so leicht daher.“
Als Fara das Geschirr an Markus‘ Tisch abräumte, fragte Marada, ob sie wüsste, warum Swingard nicht zum Abendessen erschienen war.
Patricia hob ihre Schultern und schüttelte den Kopf. Marada erhob sich schwerfällig und verließ die Terrasse. Einen kurzen Moment überlegte Fara, ob sie etwas sagen sollte, und lief dann hinter ihr her.
„Swingard hat Hexenschuss. Ich habe ihr vorhin ihre Kräutertinktur einmassiert. Sie wollte sich ein wenig ausruhen und den Rücken entspannen“, erzählte Fara.
Die ältere Frau hob überrascht die Augenbrauen. „Du? Sie hat sich von dir behandeln lassen?“ Marada hatte schlohweiße Haare, die im Nacken zu einem Knoten zusammengefasst waren. Vor ihren Ohren hingen kleine Zöpfe, damit die vorderen Haare nicht in ihr Gesicht fielen. Sie war groß, relativ dünn und stand selbstbewusst mit geradem Rücken und erhobenem Haupt vor Fara.
Als Fara stumm nickte, sagte sie. „Ich heiße Marada. Ist es so schlimm, dass Swingard nicht laufen kann?“
„Nein. Ich vermute eher, dass Swingard entspannt auf ihrer Liege eingeschlafen ist“, entgegnete Fara.
„Dann werde ich gleich mal meiner Freundin einen Besuch abstatten.“ Marada wollte schon weitergehen.
Fara hielt sie auf. „Warte bitte, einen Moment. Ich hole nur schnell etwas zu essen für Swingard. Wenn du es ihr bringen könntest, muss sie heute Abend nicht bis hierherlaufen.“
Fara flitzte los und sammelte von den Ausgabetischen eine Essensportion und einiges Gemüse zusammen. Sie stellte alles auf ein größeres Brett und eine Kanne Tee dazu. Das alles brachte sie Marada. Diese nickte ihr zu und machte sich auf, ihre Freundin zu besuchen.
Nach dem Abwaschen wurden die Tische blank geputzt. Fara schnitt sich einen Salat aus den mitgebrachten essbaren Unkräutern. Verfeinert mit Zwiebel, Salz und Olivenöl, nahm sie die Schüssel mit zum großen Tisch, an dem schon alle Köchinnen zum Abendessen Platz genommen hatten. Mit einem Löffel schaufelte sich Fara den Salat in den Mund und aß dazu einen Kanten Brot. Abfällig sahen sich die älteren Köchinnen an.
„Gab es bei euch am Fürstenhof nichts Ordentlicheres zu essen als diesen Löwenzahn und andere Unkräuter? Eure Sprache klingt vielleicht deshalb wie meckernde Ziegen“, Carmella sprach aus, was manche dachten.
„Beim Sklavenhändler habe ich kaum Gemüse oder Obst zu essen bekommen. Jetzt ist das erste Grün am saftigsten und gesündesten. Die Göttinnen Demeter oder Gaia stecken nach ihrer Winterruhe alle Kraft der Sonne in die erwachende Natur. Die Heilkräuter sind zu schade, um sie zum Sattwerden zu benutzen. Aber es gibt genügend andere essbare Pflanzen. Als Unkraut würde ich sie nicht bezeichnen. Ihr könnt gerne einmal kosten. Es ist genügend da.“ Fara deutete mit dem Löffel auf die gefüllte Schüssel.
Abwehrend hob Carmella die Hände. „Bleib mir bloß mit deinem Barbarenfraß vom Leibe. Da könnte man sich gleich zu den Schafen auf die Wiese knien. Wer weiß, was für hässliche Wirkungen das Kraut hat oder welche davon giftig sind.“
Fara zuckte nur mit den Schultern. „Wer zu wenig Grünes ist, dem fallen die Zähne aus. Deswegen zischt es so durch deine Zahnlücken, wenn du sprichst. Da meckere ich lieber ein wenig und danke Gaia, dass ich gesund bleibe.“
„Ich habe noch nie von solchen Barbarengöttern gehört. Kein Wunder, dass sie unseren römischen Göttern nicht widerstehen können“, Carmella schaute Beifall heischend um sich.
Fara kaute erst ihren Löffel voll Salat hinter, ehe sie antwortete. „Demeter und Gaia sind alte griechische Götter und entsprechen euren Göttern Ceres und Terra Mater. Die Römer haben die Götterfamilie von den Griechen übernommen und den Göttern neue Namen gegeben. Heute verlieren die römischen Götter zunehmend ihren Einfluss auf die Menschen an Jesus Christus. Den Barbaren geht es ebenso.“
„Und wieso dankst du dann den alten Göttern, wenn sie am Untergehen sind?“, fragte eine der jüngeren Köchinnen.
Fara schaute zu ihr hinüber. „Alles Leben kommt aus der Erde und bezieht seine Kraft von der Wärme und vom Licht der Sonne. Am Ende wird das Leben wieder zur Erde. So einfach ist das. Warum sollte ich dann Mars danken, der als Gott des Krieges alles zerstört und tötet? Ein Gott, der für alles da ist, für Tag und Nacht, für Frieden und Krieg, für Leben und Tod, bei dem weiß ich nicht, was er wirklich will und ob er alles allein zum Besten schafft.“
„Noch so eine, die keine Ahnung von Jesus Christus hat“, murmelte eine der alten Köchinnen neben Carmella.
Dina schaute eine Weile zu, wie Fara ihren Salat in sich hinein schaufelte. „Kann ich mal kosten?“, fragte sie Fara.
Fara schob die Schüssel zu ihr hinüber. „Der Salat ist etwas herb, aber das Salz und das Öl mildern es.“
Dina hatte wegen ihrer Schwangerschaft öfters einen Heißhunger auf verrückte Abwechslungen. Mit ihrem Löffel angelte sie sich ein einzelnes Blatt mit ein paar Zwiebelbrocken heraus und kaute vorsichtig darauf herum. Leicht mit dem Kopf wiegend, überlegte sie, woran sie der Geschmack erinnerte. Da sie sich nicht im Klaren darüber war, verkostete sie einen weiteren Löffel voll Salat. Eigentlich war fast alles bekannt, nur die Kombination war für sie ungewöhnlich. Beim dritten Löffel tauchte ein weiterer Löffel von einer jungen Köchin gegenüber in der Schüssel auf. Die Geschmacksneugierde griff um sich. Zum Schluss tauchten vier Löffel einschließlich der von Fara immer wieder in die Schüssel, bis sie leer war.
„Das war endlich einmal etwas anderes zum Abendessen. Wir haben ein ordentliches Essen, aber diese Abwechslung hat mir gefallen“, sagte Dina mehr zu sich selbst und leckte ausgiebig ihren Löffel ab.
Die meisten Köchinnen verließen den Tisch. Fara saß satt da und überlegte, ob sie Vitus suchen sollte. Aber sie war zum Umfallen müde. Sie hatte die halbe letzte Nacht nicht geschlafen. Alles war neu und der ganze Tag war anstrengend. Sie beschloss, nach Ferox zu sehen und sich dann gleich schlafen zu legen.
Im Pferdestall holte Fara zwei Äpfel aus ihrer Tasche, die sie sich heimlich in der Küche eingesteckt hatte. Sie biss zweimal kräftig ab und hielt den angebissenen Apfel dem Hengst Nigrum hin.
Vor sich hin kauend, murmelte Fara in ihrer Pferdehexensprache zu ihm. Nigrum stellte die Ohren auf und musterte Fara eine Weile. Fara hielt den Apfel am Stiel fest. Sie wusste nicht, wie der fremde Hengst reagieren und womöglich nach dem Apfel samt ihrer Hand schnappen würde. Vorsichtig roch er an dem Apfel, der sich mit Faras Duft vermischt hatte, und zupfte ihn mit seinen Lippen aus Faras Fingern, ohne diese zu berühren.
Fara sprach weiter mit Nigrum, schaute ihm dabei in die Augen und hielt ihre Hand in Richtung Nase. Auch als der Apfel schon längst gefressen war, lauschte der Hengst weiter ihrer sanften Stimme.
Erst als sich Nigrum abwendete, ging Fara weiter zu Ferox. Hier spielte sich das gleiche Ritual ab. Pferde waren für Fara unvoreingenommen und hörten auf die Melodie ihrer Stimme. Hier gab es keine verbalen Lügen. Sie spürten den Charakter der Menschen. Trotzdem war es ein Kräftespiel, wer sich am Ende unterordnete.
Als Fara zum Gefängnis kam, stand am Eingang ein neuer Wachposten. Der hatte eine stämmige Figur und schmunzelte wissend in sich hinein, als er Fara sah.
„Wie heißt du?“, fragte ihn Fara.
„Alban.