Die Geschichte des Institutes für Ur- und Frühgeschichte an der Universität zu Köln. Martina Dr. Schäfer
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Wobei ihm in der Datierung seiner Unterschrift ein fast freudianischer Fehler unterläuft, datiert er sie doch auf den 16.1.34. (UAK Zug 44/112)
Werner Buttler teilte ihm mit, dass er mit dem Gesamtprädikat «sehr gut» promoviert worden sei, seine Dissertation wurde mit «gut» bewertet, die mündliche Prüfung mit «sehr gut». Des weiteren zählte Werner Buttler neun Referenzen auf, die sich wie ein Who is Who deutscher Vorgeschichte lesen: Gero von Merhart aus Marburg, Oswald Menghin aus Wien, Hans Zeiss und Paul Reinecke aus München, Behrens und Ernst Sprockhoff aus Mainz, Bolko von Richthofen aus Königsberg, Oelmann aus Bonn und Carl Schuchhardt aus Berlin, zum grossen Teil dem am 1. Juli 1935 gegründeten «SS-Ahnenerbe» nahestehend (Menghin, Zeiss, Richthofen) oder der von ihr vertretenen, weniger germanophilen Richtung (Schuchardt) (KATER 1997).
KUNTER charakterisierte Gero von Merhart folgendermassen: Er war ein Ehrenmann – unpolitisch. (KUNTER 1998)
Diese Referenzen, alle bereits im Januar 1935 geschrieben (Hans Zeiss` Referenz stammt vom 1.2.1935) waren durchweg positiv.
So schrieb Gero von Merhart am 28. Januar 1935 über Werner Buttler: In der Beurteilung des Herrn Dr. Werner Buttler kann ich mich verhältnismässig kurz fassen, da ich ja als sein mehrjähriger Lehrer ihn gut kenne. Seine Arbeiten sind immer sauber, intelligent und förderlich, sein Vortrag angenehm und gut. Die Publikation von Lindenthal verspricht höchst erfreulich zu werden und wird seine sicheren Fortschritte seit der Dissertation bezeugen ... (UAK Zug 44/112)
Gero von Merhart wies positiv darauf hin, dass Werner Buttler auch im Ausland, in Griechenland, gegraben habe und nicht nur aufs Neolithikum beschränkt sei sondern auch eine Studie zur Bronzezeit des Nordbalkan verfasste. (UAK Zug 44/112)
Oswald Menghin schlug ähnliche Töne in seiner Referenz vom 26.1.1935 aus Wien an: ... Aus diesen Arbeiten kann man ersehen, dass Herr Buttler über eine ausgezeichnete methodische Schulung verfügt, die ihn einerseits dazu befähigt, aus oft sprödem Materiale durch umfassende Vergleiche soviel als möglich herauszuholen, andererseits davor bewahrt, mehr wissen zu wollen, als im Augenblicke möglich ist. Sie zeigen auch, dass sich seine Interessen weit über das Heimatliche hinaus richten, was m. E. für einen Hochschullehrer unerlässlich ist, da es dessen Aufgabe in erster Linie ist, Theorie auf weitester Basis zu vermitteln. Dass Herr Buttler aber auch auf praktischem Gebiete seinen Mann zu stellen in der Lage ist, beweist die vorzüglich geführte und mit höchst bedeutsamen, durch gute Beobachtung erzielten Ergebnissen aus gestattete Grabung in Köln-Lindenthal, die zweifellos zu den wichtigsten Untersuchungen gehört, die jemals in Deutschland auf prähistorischem Gebiet gemacht worden sind. Herr Buttler hat auch einige Zeit bei mir in Wien gehört und ich habe ihn als einen ernsten und fleissigen jungen Mann in Erinnerung, von dem ich mir immer Tüchtiges erwartet habe...(UAK Zug 44/112)
Bolko von Richthofen aus Königsberg schrieb in seiner Referenz für Werner Buttler vom 26.1.1935: Die bisher gedruckten wissenschaftlichen Arbeiten von Dr. Buttler machen mir einen sehr guten Eindruck.
Ebenso gefiel mir ein Berliner Vortrag von Dr. Buttler und seine kulturpolitische Stellungnahme zu dem Fall Prof. H. Wirth besonders. Er hat mich als Parteigenosse auch in der Aufklärung der Öffentlichkeit über die weltanschauliche Seite des Falles Wirth unterstützt...(UAK Zug 44/112)
Das war ein deutlicher Hinweis auf die Absetzungsbewegung der Vorgeschichtler gegenüber Hermann Wirth. (zur Auseinandersetzung um Hermann Wirth siehe auch BOLLMUS 1970, GUGGENBERGER 1987, FREUND 1995, KATER1997)
Die Referenzen für Werner Buttler waren auch ein Beispiel für das wissenschaftliche Selbstverständnis einer bestimmten Gruppe von Vorgeschichtlern: gediegene Gründlichkeit...eigenem Urteil... Sprockhoff am 26.1.1935 (UAK Zug 44/112), ... umfassende Vergleiche...nicht mehr wissen ... wollen ... als ... möglich Oswald Menghin am 26.1.1935 (UAK Zug 44/112), zuverlässiger Arbeiter ... Einzelheiten ... gleichmässig... Carl Schuchardt am 30.1.1935 (UAK Zug 44/112), gewissenhaft... Paul Reinicke am 30.1.1935 (UAK Zug 44/112) ...dass Herr Buttler sich durch seine wissenschaftlichen Leistungen aus der Reihe seiner Altersgenossen heraushebt..., es erscheint mir besonders wichtig, dass seine wissenschaftliche Haltung eine Gewähr dafür bietet, dass er eine feste Stellung gegenüber gewissen schwärmerischen und unsachlichen Bestrebungen einnehmen wird, die gelegentlich auf unserem Fachgebiet zu beobachten sind. Hans Zeiss am 1.2.1935 aus München (UAK Zug 44/112)
In diesen Chor begeisterter Referenzen platzte Ende August 1935 das Habilitationsgutachten von Professor Ernst Wahle aus Heidelberg, das Werner Buttler viel eher die Begabung für den Posten eines wissenschaftlichen Beamten zusprach und bezweifelte, dass er eine Dozentur ausfüllen könnte. (UAK 44/112)
Ernst Wahle, Jahrgang 1889 habilitierte sich 1920 als erster deutscher Prähistoriker in Heidelberg und lehrte dort als Professor. 1934 trat er dem von Rosenberg gegründeten «Kampfbund für deutsche Kultur», dem Vorläufer des «Amtes Rosenberg», bei. (PAPE 1998)
In seinem Aufsatz «Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen», 1939 das erste Mal aufgelegt und in beinahe unveränderter zweiter Auflage 1952 wieder erschienen, schränkte Ernst Wahle Gustav Kossinnas theoretische Ansätze in ihrer Bedeutung ein und kritisierte die rein typologischen Methoden sowie die naturwissenschaftlichen Verfahren in der Ur- und Frühgeschichte. Er unterstellte allen diesen Methoden, dass sie einer Entseelung des Fundstoffes (WAHLE 1952, 140) Vorschub leisteten und nicht geeignet seien, das wahre Wesen der Menschen, ihre Lebenskraft (WAHLE 1952, 143) zu fassen. In den Vorgeschichtlern Lothar Zotz und Walter von Stokar sah Ernst Wahle Protagonisten dieser Art «entseelter» Forschung.
Abschliessend postulierte Ernst Wahle: Das Vorhandensein überindividualer Einheiten, nämlich der Menschenrassen, zwingt uns dazu, in dem skizzierten Rhythmus der geschichtlichen Entwicklung einen Kampf um das Dasein zu sehen, welcher der Autonomie der menschlichen Gemeinschaften, der Rassen, Völker und Kulturprovinzen entspringt. (WAHLE 1952, 145)
Ernst Wahle lehrte vor, während und nach dem 2. Weltkrieg in Heidelberg und wurde Mitte der fünfziger Jahre emeritiert. (zu Ernst Wahle siehe auch Abschnitt 6.2.)
Zwar konstatiert Ernst Wahle Werner Buttler grossen Fleiss, stiess sich aber zuerst einmal an der Gliederung der vorgelegten Habilitationsschrift. Er warf Werner Buttler weiterhin grosse Einseitigkeit und eng gestellte Wissensgrenzen vor. Wirklich zuhause ist Vf. nämlich nur in der Keramik der Donaukultur. (UAK Zug 44/112)
Es stimme weiterhin nicht, dass erst seit wenigen Jahren auf die Bearbeitung der neolithischen Kulturpflanzen geachtet würde, da gäbe es bereits seit 40 Jahren ein Buch. Ausserdem kritisierte Ernst Wahle ein mangelndes Literaturstudium Werner Buttlers: ... so beobachte ich ausserdem noch die empfindlichsten Lücken in derjenigen fachlichen Bildung, die ein junger deutscher Vorgeschichtsforscher heute haben muss. (UAK Zug 44/112)
Werner Buttler folge der Position Herbert Kühns und anderer in der Indogermanenfrage und kümmere sich, so Ernst Wahle, zu wenig um schwedische oder dänische Ansätze, welche eher mit dem Begriff der Kulturbewegungen arbeiten, denn mit dem von Völkerbewegungen. ... Gegenüber diesen Leistungen wirkt das Verfahren B¥s, jeden Wechsel der Zierform auf eine Wanderung von Menschen zurückzuführen und nirgendwo eine innere Entwicklung in Rechnung zu setzen, ja eine solche Möglichkeit überhaupt nicht zu erörtern und die eigene Vorstellung nicht zu begründen geradezu primitiv. (UAK Zug 44/112)
Die von Ernst Wahle kritisierte Einseitigkeit Werner Buttlers bezog sich