Die Geschichte des Institutes für Ur- und Frühgeschichte an der Universität zu Köln. Martina Dr. Schäfer
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Zum Schluss warnte Ernst Wahle davor, dass eine Habilitation Hoffnungen auf eine ganz bestimmte Laufbahn wecken würde, die Werner Buttler dann sicherlich nicht ausfüllen könne, müsse er doch dann das Schwergewicht seines Unterrichtens auf die germanischen und frühdeutschen Gebiete legen. (UAK Zug 44/112)
Ernst Wahle riet ab, die Habilitation auszusprechen.
Der zweite Gutachter, Gero von Merhart, blieb in seinem ausführlichen Habilitationsgutachten vom 7.Juni des gleichen Jahres bei seiner grundsätzlich positiven Einstellung Werner Buttler gegenüber.
Am 15. Oktober 1935 schrieb, aufgrund der beiden so sehr gegensätzlichen Hauptgutachten, der Kölner Historiker Rumpf noch eine weitere Beurteilung Werner Buttlers und meinte, dass bei einem 28-jährigen Menschen die Entwicklung noch nicht so definitiv abgeschlossen sei, wie Ernst Wahle das vermute. (UAK 44/112) Professor Rumpf gefielen Werner Buttlers Sorgfalt und Ernsthaftigkeit und er kam zu dem Schluss, dass die eingereichten Schriften Werner Buttlers genügten, ihn zu habilitieren.
Auch Bolko von Richthofen reichte am 11.12.1935 noch einmal ein Gutachten zur Habilitation Werner Buttlers nach, in welchem er die Lücken in Werner Buttlers Wissen auf dessen Ausbildung zurückführte, die sich ergänzen liessen. Gerade der Aufsatz zu Hermann Wirth zeige doch eine gute völkische Wissenschaftsauffassung. (UAK 44 /112) Damit die später auch voll zu Buche schlagen könne, empfahl Bolko von Richthofen Werner Buttler zum Schluss: Zum Äusseren seiner Arbeit möchte ich noch vorschlagen, dass er sie und überhaupt seine künftigen Veröffentlichungen von den vielen überflüssigen Fremdworten befreit. ich halte dies weiter nicht nur für eine Äusserlichkeit. Dr. Buttler wird gewiss doch schon jetzt auch als Schulungsleiter in Gliederungen der NSDAP. usw. aufgetreten sein. Für diese schöne Aufgabe der Vervolkstümlichung unserer Arbeitsergebnisse halte ich es für unerlässlich, die Sprache der wissenschaftlichen Arbeiten möglichst von allen nichtdeutschen Worten zu befreien, auch innerhalb der sogenannten Fachausdrücke! (UAK 44 /112)
Offensichtlich versuchte man von Köln aus das Habilitationsverfahren von Werner Buttler, zu beschleunigen, denn immerhin lag der Lehrbetrieb seit dem Wintersemester 1935 lahm. Am 4.2.1936 ermächtigte der Reichsminister die Philosophische Fakultät, die Habilitation Buttlers auszusprechen, was diese dann am 16.3. 1936 tat. (UAK Zug 44/112)
Am 25.3.1936 bat Professor Gerhard Kallen die Fakultät, Werner Buttler einen Lehrauftrag für Vorgeschichte zu erteilen oder ihn mit Vorlesungen zu beauftragen, wenn nicht genügend Geld vorhanden sei.
Die Zulassung zu einem Lehrauftrag durch das Reichministerium in Berlin bedeutete auch, dass dieser bezahlt wurde, das Vorlesungen-Halten aber nicht. Die Habilitation bedeutete nicht gleichzeitig, dass man dozieren durfte. Das Reichsministerium erteilte diese Zulassung und hatte so auch Zugriff auf die Inhalte, die gelehrt werden sollten.
Am 27.3.1936 stellte Werner Buttler den Antrag auf diese Zulassung und schickte die Themen für die drei Probevorlesungen an den Dekan der Philosophischen Fakultät ein:
1. Die Arbeitsweise der Vorgeschichte und ihre neueren Methoden.
2. Der Anteil der Rheinlande an den vorgeschichtlichen Kulturkreisen Deutschlands. 3. Gang und Auswertung einer Siedlungsgrabung, gezeigt am Beispiel des Köln-Lindenthaler Steinzeitdorfes. (UAK Zug 44/112)
Gleich am nächsten Tag, dem 28.3.1936, bat der Dekan in einem Brief an das Reichsministerium, die Ernennung Werner Buttlers zum Dozenten zu beschleunigen, da Gerhard Kallen, der in Vertretung das Institut leitete, im Krankenhaus sei und wohl seine Vorlesungen im Semester nicht aufnehmen könne.
Am 15.4.1936 beauftragte das Ministerium unter Bezugnahme auf diesen Brief vom 28.3. Werner Buttler im Sommersemester Vorlesungen zu halten. Den Antrag auf die Zulassung zur Dozentur wollte es sich noch vorbehalten.
Am 8., 9. und 12. Juni 1936 hielt Buttler seine Lehrproben in München ab, die mit befriedigend von Hans Zeiss bewertet wurden. ... Infolgedessen standen Typologie und Chronologie im Vordergrunde, während manches wichtige Problem nur gelegentlich angedeutet wurde; insbesondere hätte auf ausführlichere Würdigung der geistesgeschichtlichen Bedeutung gewisser Formenreihen nicht verzichtet werden sollen, ...(UAK Zug 44 /112) charakterisiert Hans Zeiss Werner Buttlers methodische Schwerpunkte.
Nun hätte der Weg für eine reguläre Aufnahme des Lehrbetriebes am Institut für Vorgeschichte zu Köln frei sein können, doch am 9. September 1936 teilte Werner Buttler dem Dekan mit, dass er bis zum 1. Januar 1937 beurlaubt sei, um im Kultusministerium das Referat Bodendenkmalspflege vorübergehend wahrzunehmen. (UAK Zug 44 /112) Erbittert beschwerte sich Gerhard Kallen am 6.1.1936 beim Dekan, dass nunmehr seit zwei Semestern kein geordneter Lehrbetrieb mehr statt fände. ...Der Fall der Vorgeschichte scheint mir nur ein Beispiel zu sein für eine fortgesetzte geistige Aushungerung unserer Fakultät, da ich höre, dass auch ein anderer für den Lehrbetrieb der Fakultät unentbehrlicher Dozent uns in diesem Semester genommen werden soll... Wir würden uns mitschuldig machen am Niedergang unserer Universität, wenn wir nicht beim Ministerium Verwahrung einlegten ... (UAK Zug 44 /112)
Am 16. Januar 1937 verlieh das Ministerium Werner Buttler die Dozentur für das Fach Vor- und Frühgeschichte und wies ihn der Philosophischen Fakultät Köln zu.
Am 25.1.1937 beschwerte sich der Dekan abermals beim Reichsminister und wies darauf hin, dass Werner Buttler ja nun am 16.1. der Universität Köln zugeteilt wurde. Ausserdem wandte er sich am 1. Februar an den Bürgermeister von Köln, Ludwigs, mit der Bitte, doch ebenfalls mal in Berlin nachzufragen, da Werner Buttler ja auch Museumsdirektor in Köln sei. Er bat Ludwigs, ihn in seinem Anliegen zu unterstützen, was auch, am 26.2.1937 geschieht. Ludwigs bat das Reichsministerium abermals am 1. April 1937 Werner Buttler Köln zur Verfügung zu stellen.
Trotz der Unsicherheiten, ob Werner Buttler nach Köln in absehbarer Zeit zurückkommen könnte, sollte er dennoch, so der Prodekan in einem Schreiben vom 16.4.1937, Vorlesungen ankündigen.
Werner Buttler kündigte für das Sommersemester 1937 nicht nur diese Vorlesungen an, sondern brachte auch erstmalig für Köln eine Neuerung in das Fach, die es dort zuvor nicht gegeben hatte: Übungen zur vorgeschichtlichen Denkmalpflege (mit Exkursionen) 2 St. Samstagnachmittag im Vorg. Inst. bzw. mach Vereinbarung im Gelände. Auch für das Sommersemester 1938 bot Buttler diese Geländeübungen zur Bodendenkmalpflege mit Exkursionen an.
Doch bei allen fortschrittlichen Unterrichtsmethoden: Sie nützen nichts, wenn der Dozent weit fort in Berlin am Ministerium als Referent weilt.
Als es eindeutig war, dass Werner Buttler auch im Sommersemester 1937 nicht in Köln lehren würde, schrieb der Dekan am 29.7.1937, fast resignierend an den Reichsminister: Da der Dozent Dr. Buttler nunmehr seit 15.9.1936 von hier beurlaubt ist, fehlt jetzt seit Semestern ein Vertreter für das Fach Vorgeschichte.
Ich erlaube mir, darauf hinzuweisen, dass dieser Zustand besonders für Köln ausserordentlich nachteilig ist.
Gerade in einem Gebiet wie dem Rheinland und Köln müssen Fachgebiete, die sich mit Heimat, Volk und Kultur befassen, ganz besonders gepflegt werden. Für die auszubildenden Lehrer ist es unbedingt nötig, dass ein geeigneter Vertreter für Vorgeschichte da ist ... (UAK Zug 44/112) (zu den politischen Hintergründe dieses «Wartens auf Buttler» siehe auch: BOLLMUS 1970, KATER 1997)
Die Notwendigkeit, einen Mann wie Werner Buttler in Berlin, im Zentrum des Geschehens zu haben, schien grösser zu sein, als