Insonnia. Jay Baldwyn
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>>Danke, das hat schon Paolina aus dem Bett drüben am Fenster getan. Sie stellt mir auch die Bettpfanne unter, wenn ich mal muss.<<
>>Na, siehst du. Außer mir gibt es noch andere, die sich um dich kümmern.<<
>>Ja, und jetzt bind mich lieber wieder an, damit wir nicht beide noch Ärger kriegen.<<
>>Mir macht das nichts aus, aber ich will dich natürlich nicht in Schwierigkeiten bringen. Ich komme dann morgen wieder nach dir sehen.<<
>>Das brauchst du nicht. Wir sehen uns lieber wieder im Park, wenn das hier vorbei ist.<<
>>Va bene, ganz wie du meinst. Dann sei stark und beim nächsten Mal etwas vorsichtiger.<<
Gianna warf Velia noch eine Kusshand zu und verließ dann das Zimmer.
>>Bis bald!<<, rief ihr Velia leise hinterher.
Philomene und Giulietta, die beiden Frauen, die Velia auf der Bank im Park gesehen hatten, lagen auf der anderen Zimmerseite in nebeneinander stehenden Betten und sahen sich verschlafen an. Giulietta verzog das Gesicht.
>>Unsere principessa führt schon wieder Selbstgespräche<<, sagte sie.
>>Ja, wenn es eine verdient hat, hier zu sein, dann ist sie es<<, meinte Philomene und drehte sich grummelnd auf die andere Seite.
Kiara Martinelli hörte mitten in der Nacht entfernte Gesänge. Es hörte sich an, wie man es von Nonnenchören kannte. Delano schlief tief und fest. Und daran konnte keiner oder irgendetwas so schnell etwas ändern. Kiara lauschte verzückt den lieblichen Tönen und beschloss dann, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie zog ihren Morgenmantel über und schlüpfte in ihre Pantoletten. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass die Kinder schlafend in ihren Betten lagen, ging sie nach unten in die Diele, nahm einen kleinen Schlüssel vom Bord, verließ das Haus und lief auf die kleine Kapelle zu.
Je näher sie dem bescheidenen Gotteshaus kam, desto deutlicher hörte sie die Choräle. Als sie jedoch das Vorhängeschloss öffnete und durch die große alte Tür den Raum betrat, erstarb der Gesang auf der Stelle.
>>Was machst du denn hier, mitten in der Nacht?<<, fragte Delano, der plötzlich neben ihr stand. Als er wach geworden war, hatte er gesehen, dass Kiara nicht neben ihm lag. Und nachdem er eine Weile gewartet und in den Kinderzimmern nachgesehen hatte, war ihm plötzlich ein Verdacht gekommen. Der fehlende Schlüssel am Brett hatte diesen erhärtet.
>>Wie? Ach, ich meinte liebliche Töne gehört zu haben. Engelsgleiche Gesänge.<<
>>So ein Unsinn. Wer würde sich schon nachts in die Rumpelbude stellen und singen?<<
>>Vielleicht jemand, der nicht von dieser Welt ist. Es hörte sich wie ein Chor von Nonnen an.<<
>>Ja natürlich. Jetzt komm bitte wieder ins Bett.<<
>>Warte mal! Kannst du nicht veranlassen, die Kapelle wieder in den Urzustand zu versetzen?<<
>>Weißt du, was das kosten würde? Auch gibt es meines Wissens keine Unterlagen, nach denen man sich richten könnte.<<
>>Es muss ja nicht gleich eine Kopie der Sixtinischen Kapelle werden. Etwas Schlichtes, Stilechtes würde doch reichen.<<
>>Na, Gott sei Dank. Michelangelo Buonarotti steht nämlich nicht mehr zur Verfügung.<<
>>Spotte du nur. Ich meine es ernst.<<
>>Dazu müsste man zuerst einmal das Gerümpel abtransportieren lassen. Wer weiß, was sich im Laufe der Jahrzehnte alles angesammelt hat.<<
>>Das lässt sich leicht feststellen. Drei oder vier alte Kirchenbänke habe ich schon entdeckt. Und ein uraltes Gemälde, das da hinten verstaubt, könnte man über den einfachen Altar hängen. Es ist sicherlich kein Michelangelo, aber eine recht gute Kopie, wenn ich das richtig einschätze.<<
>>Du meinst es wirklich ernst, nicht? Bisher hat sich deine Religiosität doch eher in Grenzen gehalten.<<
>>Ich will dort auch nicht beten. Oder vielleicht doch? Auf jeden Fall ist es eine Schande, das alte Gemäuer so verkommen zu lassen. Glaubst du, es hat mal zum Kloster gehört?<<
>>Du meinst, die spätere Irrenanstalt? Nein, das halte ich für ausgeschlossen. Dazu liegt es nicht nah genug beieinander. Ich denke eher, eine frömmelnde Signora wollte ihre ganz private Kapelle haben. Deshalb wird es hier auch mit Sicherheit keine Nonnen gegeben haben. Ich bin ja schon froh, dass du keine Orgel gehört hast. Dafür ist das Gemäuer nämlich eindeutig zu klein.<<
>>Du bist blöd. Also, erfüllst du mir den Wunsch, oder nicht?<<
>>Bis morgen früh kannst du aber noch abwarten, ja? Entrümpelungsunternehmen machen keine Nachtschichten, soviel ich weiß.<<
Kiara zeigte ihrem Mann einen Vogel und ging dann ins Haus zurück.
Die Firma kam dann zwei Tage später. Kiara überwachte jeden Handgriff, damit nicht etwas verloren ging, das sich lohnte, behalten zu werden. Und sie erlebte eine Überraschung nach der anderen. Zwischen Kisten voll Unrat und hinter brüchigen Zimmertüren und halbverfaulten Dielen kamen zwei wunderschöne, alte Kerzenleuchter, ein weiteres verstaubtes Gemälde und ein nur leicht beschädigtes buntes Kirchenfenster mit Bleiverglasung zum Vorschein. Kiara war überglücklich und sah die restaurierte Kapelle schon bildlich vor sich. Wie sehr sie von der Idee gefangen war, zeigte sich schon in der folgenden Nacht.
Wieder weckte sie der Gesang der Nonnen. Alles war wie in der vorigen Nacht. Nur erstrahlte die Kapelle jetzt in neuem Glanz. Die Wände waren frisch geweißt, die alten Bänke restauriert und das bunte Fenster wiederhergestellt. Der Clou aber waren das Altargemälde, das Christi Himmelfahrt zeigte und durch den neuen Firnis erstrahlte. Sogar der arg in Mitleidenschaft gezogene breite Stuckrahmen sah aus wie neu. Das zweite, kleinere Gemälde mit dem Motiv Madonna mit Kind hing seitlich an der Wand und schmückte diese ungemein. Neben dem nach alten Vorbildern errichteten Altar, auf dem ein tiefrotes Tuch aus Samt lag, standen die hohen Kerzenhalter, in denen dicke weiße Kerzen brannten. Die Idylle war perfekt.
Und diesmal war der Gesang der Nonnen auch nicht verstummt, als Kiara eintrat, sondern erst, als sie sich vorsichtig dem Altar näherte. Wie auf Kommando drehten sich die Ordensschwestern mit ihren schwarzen Hauben um. Aber sie hatten keine blassen Gesichter mit entrückten Mienen, sondern geradezu teuflische Fratzen. Ihre blicklosen, schwarz umränderten Augen waren die von Toten. Und ihre schwarzen Lippen entblößten lange, spitz zulaufende Zähne. Kiara schrie vor Entsetzen laut auf.
Sie schrie immer noch, als Delano sie weckte und zärtlich in die Arme nahm. Doch die Vision war noch so deutlich, dass Kiara sich heftig wehrte und nur langsam beruhigen konnte.
>>Scht, ist ja gut. Du hattest einen Albtraum, tesoro. Scheinbar hast du etwas zu viel historischen Staub eingeatmet. Wollen wir die jetzt fast leere Kapelle wieder verschließen und doch lieber ihrem Schicksal überlassen?<<
>>Nein, auf keinen Fall. Ich habe nur eben Szenen aus einem Horrorfilm erlebt. Alles