Die Großen und die Kleinen. Martin Renold

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Großen und die Kleinen - Martin Renold страница 7

Die Großen und die Kleinen - Martin Renold

Скачать книгу

hatte Elsa Nüesch einen Brief an die Schüler geschrieben, in dem sie sagt: „Wohl bin ich von Euch aus gesehen nicht ein idealer Schulmeister gewesen. Ich weiß um meine gelegentliche Gereiztheit und hoffe, Ihr tragt sie mir nicht nach.“

      Kein Wort von dem, was wir Schüler ihr angetan, die allen Grund hätten, sich bei ihr zu entschuldigen. Im Gegenteil, sie ist es, die sich bei ihren Schülern glaubt entschuldigen zu müssen. Und an anderer Stelle ihres Briefes schreibt sie: „Bitte, bewahrt, pflegt, entwickelt, was Ihr Dauerhaftes und Wertvolles in Euch aufnehmen könnt. Dann ist die Mühe um Euch nicht verloren. Wenn uns Älteren die Fackel aus den Händen fällt, tragt sie weiter. Werdet so Wahrer und Mehrer ererbten Gutes … Es war mir eine Freude, Euch zu dienen, solange ich es vermocht habe. Lebt wohl!“

      Die abgeschminkte Schriftstellerin

      Sie läutete eines Tages an unserer Wohnungstür in Küsnacht. Meine Frau öffnete ihr. Wir hatten sie erwartet. Sie hielt meine Gattin für das Dienstmädchen. Als sie erkannte, dass sie sich getäuscht hatte, errötete sie über das ganze Gesicht und entschuldigte sich.

      Hedy W. Dühring hatte mir ein Manuskript geschickt, das mir sehr gefiel. Ich war bereit, es in meinem kleinen Eirene-Verlag zu veröffentlichen. Sie war glücklich und nahm meine Einladung zu einem Mittsagessen und zur Besprechung und Unterzeichnung des Verlagsvertrags bei mir zu Hause an.

      Sie war eine vollschlanke Dame. Ich hatte sie mir eigentlich anders vorgestellt. Aus der Stimme am Telefon und die Art, wie sie sprach, hatte ich auf eine etwas extravagante Frau geschlossen mit triefend geschminkten Lippen und kräftigen Lidschatten, mit knallroten Fingernägeln, einem tief dekolletierten Kleid, mit goldenen Ketten um Hals und Armgelenke und auffälligen Ringen an den Fingern. Doch nichts von alledem. Sie trug einen hoch geschlossenen Rock, der ihr bis unter die Knie reichte. Ihr Gesicht aber war nicht nur nicht geschminkt, bei näherem Zusehen sah es eher aus wie abgeschminkt. Reste von rotem Lack hafteten noch an ihren Fingernägeln. Sie hatte gewusst, dass ich neben meinem eigenen kleinen Verlag auch noch den Verlag leitete, in dem die Werke des berühmten Theologen Karl Barth herauskamen. Auf Grund dieses Umstandes habe sie erwartet, einem alten, verknöcherten, frommen Verleger gegenüberzutreten, den sie keines falls durch ihr Auftreten habe schockieren wollen. Es habe sie schon erstaunt, dass ich in einem Wohnblock wohne und nicht in einem großen Haus mit mindestens einem Dienstmädchen. Dass sie in mir einem jungen Verleger begegnete – ich war damals achtundzwanzig Jahre alt und meine Frau sechs Jahre jünger –, versetzte sie zuerst in ein großes Erstaunen, das schließlich, als ich ihr andeutete, dass ich an ihr all das erwartet hätte, was sie aus Angst vor meinem Missfallen abgelegt hatte, in ein allseitig lautes Gelächter überging. Ich glaube, ich habe mit keinem anderen Autor je einen so lustigen und fröhlichen Tag verbracht.

      Nachdem nun alle Missverständnisse aufgeklärt und beseitigt waren, wunderte es uns nicht mehr, dass sie meine junge Frau für das Dienstmädchen gehalten hatte, wofür sie sich nochmals entschuldigte.

      Wir sind uns später nie mehr begegnet. In der Erinnerung aber lebt sie nicht als jene abgetakelte Frau weiter, wie sie uns damals erschienen war, sondern als die leicht übertrieben aufgeputzte Dame, die ich erwartet hatte und die sie, wie sie selber zugab, auch war.

      Das Buch kam unter dem Titel „Matschuba“ und dem Untertitel „Ein arabisches Mädchen“ heraus, mit zarten Federzeichnungen von Hanny Fries illustriert. Die Kritik nahm es gut auf, außer dem einen Kritiker, der es nur flüchtige gelesen haben dürfte, denn die Geschichte, so schrieb er, sei für ein Märchen, denn als solches weise es der Untertitel aus, was er überhaupt nicht verstehen könne, doch allzu realistisch.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCA07CWADASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD06xs4 JLZGeMEmtBNMsyOYRVbTv+POP6VpxHpXLNvubWVisdLssf6kUDS7P/niKuMOTRwKjmfcVkUzpdn/ AM8RSHTLPtCKu9aTFLml3HZFUaVZ7f8AUimnS7TjEIq4CRS55o5pdwsimNLs8/6kUh0y0zxCKud6 MUuaXcLIpnTLP/niKT+zLTr5Qq4aTqaOaXcLIqjS7Tb/AKkUn9mWmP8AVCrmaOpo55dw5UUzpdnj /VCk/sy0z/qhV2m45o55dx2RTOnWn/PEUNptoAP3Qq717Uh5pc0u

Скачать книгу